29.04.2003

BLASE

Bildquelle: waldt

Dot.com-Absolution für 1,4 Mrd. USD

Die US-Aufsichtsbehörden haben ein weiteres Kapitel der Dot.com-Hysterie an den Börsen "bewältigt": Mit einem Vergleich im Gesamtvolumen von 1,4 Milliarden USD wurden die Untersuchung von Betrugsvorwürfen gegen etliche Investmentbanken abgeschlossen.

Die Summe sei die höchste in der Geschichte der Wall Street, teilten die Aufsichtsbehörden am Montag mit. Drei Broker - die Citigroup-Sparte Salomon Smith Barney, die zur Credit Suisse gehörende CSFB und Merrill Lynch - legten im Zuge des Vergleichs Betrugsvorwürfe bei.

Hintergrund der Ermittlungen sind Vorwürfe, Analysten hätten übertrieben positive Aktienempfehlungen abgegeben, um zusätzliche Geschäfte für die Investment-Sparten ihrer Arbeitgeber zu erreichen.

Bei den Untersuchungen gegen einzelne Personen hoben die Aufsichtsbehörden die Rolle von Henry Blodget, einem früheren Internet-Analysten bei Merrill Lynch, und Jack Grubman, einem ehemaliger Telekom-Analysten bei Salomon Smith Barney, hervor. Beide haben sich bereit erklärt, Bußgelder in Höhe von fast 20 Millionen USD zu zahlen. Zudem dürfen sie nicht mehr im Finanzsektor arbeiten.

Interessenkonflikte

Neben Bußgeldern geht es bei dem Vergleich auch darum, den Verstoß gegen Interessenkonflikte der Analyse- und Investment-Banking-Abteilungen innerhalb eines Hauses zu verhindern.

So müssen die an dem Verfahren beteiligten Investmentbanken unter anderem ihre jeweiligen Abteilungen physisch trennen. Treffen zwischen Mitarbeitern beider Abteilungen sollen unter Aufsicht gestellt werden.

Die härtesten Auflagen muss die Investmentsparte der Citigroup erfüllen, die sich mit den Aufsichtsbehörden auf Zahlungen in Höhe von 400 Millionen USD verständigte, darunter 300 Millionen USD an Strafen und Wiedergutmachungen.

Merrill Lynch und CSFB sollen jeweils 200 Millionen USD zahlen. Auf die Grundzüge des Vergleichs hatten sich die US-Börsenaufsicht SEC, Staatsanwälte und die New Yorker Börse bereits vor vier Monaten mit den Investmenthäusern verständigt.

Trotz der Einigung könne es weitere Untersuchungen gegen einzelne Analysten geben, sagte New Yorks Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer. "Mein Büro setzt verschiedene Untersuchungen fort, wie es auch die SEC und NASD tun." Anwälte gingen davon aus, dass die Behörden zudem zahlreiche Dokumente und E-Mails veröffentlichen würden, die ein Fehlverhalten der Analysten und Investmentbanker untermauern sollen. Es wird erwartet, dass dies zu einer neuen Welle von Zivilklagen führen könnte, welche die Banken weit mehr kosten könnten als in dem Vergleich vereinbart. "Wir reden über Dutzende Milliarden Dollar bei zukünftigen Verfahren", sagte ein Klägeranwalt.