Bwin: Neue Anzeige "völlig haltlos"
Gegen den heimischen Online-Glücksspielanbieter bwin wurde bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Anzeige eingebracht. Die Vorwürfe lauten auf Umgehung der Steuerpflicht in Österreich sowie Glücksspiel ohne Konzession. Sie sind laut bwin "völlig haltlos".
Eingebracht wurde die Anzeige von der Kanzlei des ehemaligen Justizministers Dieter Böhmdorfer, berichtet "Der Standard" [Freitag-Ausgabe].
Umgehung der Konzessionspflicht
Bwin biete online aus Wien konzessionspflichtige Glücksspiele an, behaupte aber, keine Geschäftstätigkeit in Österreich auszuüben, heißt es demnach in der Anzeige.
Das Unternehmen berufe sich dabei auf eine Glücksspielkonzession, die ihm in Gibraltar zuerkannt wurde und die - fehlende - österreichische Konzession ersetzen solle.
Bwin: "Völlig haltlos"
Laut bwin-Sprecherin Karin Klein sind die Vorwürfe "völlig haltlos". Außerdem sei die Anzeige nicht neu und "künstlich aufgewärmt".
Die anzeigende Partei ist die Omnia Communication-Centers GmbH, deren Gesellschafter die Profi PR - Public Relations + Lobbying GmbH und Geschäftsführer Wilfried Goll sind.
Rechtliche Gutachten abgegeben
Warum es Omnia Communications auf bwin "abgesehen" habe, konnte Klein im Gespräch mit ORF.at nur vermuten: "Wir haben ein Content-Angebot der Firma nicht angenommen. Relativ schnell darauf kam der erste Brief."
Was das weitere Vorgehen betrifft, sieht sich bwin laut Klein durch mehrere rechtliche Gutachten, die auch bereits abgegeben wurden, in seiner Rechtsauffassung bestätigt und deshalb auch nicht bedroht.
Böhmdorfer hatte vor der Anzeige bereits im Oktober eine Sachverhaltsdarstellung an das Bundeskriminalamt geschickt. Omnia betreibt selber die Plattform Zaster.com.
Übernahmegerüchte halten an
Der britische Online-Wettanbieter PartyGaming erwägt Übernahmen kleinerer Unternehmen - und scheint weiter an der heimischen bwin interessiert.
Von wo die Geschäfte geführt werden
In dem Schriftsatz wird argumentiert, dass es sich bei der gibraltarischen Firma bwin International um eine Off-Shore-Firma handle und nach Auskunft der Creditreform die Geschäfte dieser Firma außerhalb Gibraltars geführt werden müssen.
Auf der Website von bwin werde im Gegensatz dazu ausgeführt, dass das gesamte operative Geschäft von Gibraltar aus geführt werde.
Zahlreiche Spuren nach Österreich
Als Indiz für eine Geschäftstätigkeit in Österreich wird angegeben, dass die Supportnummern der Websites Bwin.at und Bwin.com eine österreichische Vorwahl haben. Auch die Server, von denen aus die Sportwetten und Hasard-Glücksspiele [Casino- und Pokerspiele] angeboten werden, stünden in Wien.
Weiters wird argumentiert, dass der Hauptsitz des bwin-Konzerns Wien sei. An diesem Standort würden nahezu 300 bis 400 Mitarbeiter beschäftigt und sämtliche Geschäfte abgewickelt.
Als weiterer Beweis wird angeführt, dass zumindest eines der Hauptkonten der bwin Interactive Entertainment AG und der bwin International Ltd bei der Hypo Landesbank Vorarlberg geführt werde. Über dieses Konto würden demnach "viele Banküberweisungen weltweit angefordert".
Umgehung der Steuerpflicht?
Bwin versuche zudem, die in Österreich bestehende Körperschaftssteuer- und Umsatzsteuerpflicht zu umgehen. Auf Grund der im Jahresbericht 2005 vorgelegten Umsätze errechnete die Kanzlei Böhmdorfer eine Umsatzsteuer von rund 9,57 Mio. Euro, welche dem österreichischen Fiskus zukommen sollte.
Bwin-Vorstandschef Norbert Teufelberger hatte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview auf die Frage, ob er schon eine Klage der Kanzlei Böhmdorfer bekommen habe, gesagt, er rechne damit, dass etwas kommen werde. "Solche Vorwürfe in den Raum zu stellen ist lächerlich." Ein "steueroptimaler Standort" sei legitim.
Für das letzte Quartal wies bwin einen Nettoverlust von gut 50 Millionen Euro aus. Das Unternehmen konnte seine Kundenbasis aber deutlich verbreitern und die Bruttowetterträge steigern.
(APA)