Ein Online-Rollenspiel für Open Source
Die Open-Source-Bewegung Free Software Foundation hat einer Initiative zur Rettung des Online-Rollenspiels "Ryzom" 45.000 Euro versprochen. Die Rechte sollen gekauft und das Spiel dann als freie Software weiterentwickelt werden.
Das Online-Rollenspiel "Ryzom", dessen französische Entwicklerfirma Nevrax kürzlich Insolvenz angemeldet hat, befindet sich auf dem Scheideweg.
Um das Aus des Massively Multiplayer Online Roleplaying Games [MMORPG] zu verhindern, haben ehemalige Nevrax-Mitarbeiter, Spieler und Open-Source-Entwickler die Initiative "Free Ryzom" gestartet, um die Rechte für den Ryzom-Quellcode, die Developer-Engine sowie das Artwork vor Abschluss des Insolvenz-Verfahrens am 19. Dezember zu kaufen.
"Ryzom" soll Open Source werden
Ziel ist es, das Spiel dann als freie Software gemeinschaftlich weiterzuentwickeln und unter den Bedingungen der GPL zu veröffentlichen, auch Grafik und Sound sollen unter freie Lizenzen gestellt werden.
Rund 200.000 Euro hofft die Fangemeinde dafür aufzutreiben und hat dabei nun einen promineneten Unterstützer gefunden: Am Freitag hat die Free Software Foundation [FSF] ihre finanzielle Unterstützung zugesagt - rund 45.000 Euro will der Verein in die Kampagne investieren.
Auf der "Free Ryzom"-Website werden Spenden entgegengenommen. Das Geld wird erst eingesammelt, wenn das Gebot angenommen wurde.
Die "Ryzom"-Community ist im Vergleich zu anderen Online-Rollenspielen wie Blizzards "World of Warcraft" und Sonys "EverQuest" mit rund 3.500 Spielern relativ bescheiden.
Neue Chancen für freie Software
"Ryzom" als freies Softwareprojekt böte für FSF-Direktor Peter Brown einige Chancen: "Wir sehen das als einmalige Gelegenheit, ein MMORPG für die Open-Source-Bewegung zu gewinnen. Nevrax hält das gesamte Copyright und die Patente zu dem Spiel, die mit einem erfolgreichen Gebot also auf einen Schlag gesichert wären. Das würde uns auch ermöglichen, weitere freie Spiele aus der Engine zu generieren."
Open-Source-Gaming schwach
Brown gibt auch zu, dass Gaming eine der letzten Schwachpunkte im Open-Source-Bereich darstelle: "Das ist ein sehr kommerzieller Bereich, in dem es für die Open-Source-Bewegung schwer ist, das nötige Kleingeld aufzutreiben. Das ist eine Chance für uns, nach vorne zu ziehen".
Das Projekt könnte Open Source aber auch in anderen Bereichen nützlich sein: GNU/Linux fehlen freie 3-D-Treiber für Grafikkarten. Freie Spiele wie "Ryzom" könnten laut Brown die Nachfrage steigern und "Druck auf die Hersteller ausüben". Das würde dann auch wieder der gesamten Community zugute kommen.
Online-Spielwelten wie "Second Life" prognostiziert auch der Computerkonzern IBM eine große Zukunft. Sie könnten demnach Vorboten des 3-D-Internets sein, in dem sich Avatare virtuell durch das Netz bewegen und dabei auch miteinander kommunizieren und sich über die Inhalte austauschen - im Gegensatz zum heutigen "Web-Surfing".
IBM kritisiert aber die einzelnen proprietären Systeme: Offene Standards würden es den Spielern auch ermöglichen, zwischen verschiedenen virtuellen Welten zu wechseln.
Um diese "Metaversen" auch geschäftlich interessant zu machen, müssen jedoch noch einige Schwachstellen beseitigt werden.
(futurezone | NewsForge)