04.05.2003

ANGEBLICH

Bildquelle: ORF.at

Musikindustrie rüstet weiter zum Kampf

Die Musikindustrie erforscht nach Angaben von Führungskräften den Einsatz von neuen Gegenmaßnahmen gegen illegale Downloader.

Einige Plattenfirmen finanzieren demnach die Entwicklung von Software, die Tauschbörsen-Usern den Download von freier Musik verleiden oder auch sabotieren soll.

Der Einsatz dieser Maßnahmen, die von einem Angriff auf die Internet-Verbindung, um Downloads zu verlangsamen, bis hin zum Fluten von Tauschbörsen mit potenziell böswilligen Programmen reichen, ist wegen des rechtlichen Status fragwürdig.

Sollten die Taktiken jedoch angewendet werden, würde das den bisher aggressivsten Feldzug der Musikindustrie in ihrem Kampf gegen illegale Downloads darstellen.

Vorschläge

Einer der harmloseren Ansätze ist ein Programm, das User auf Websites umleitet, wo sie die Musik, die sie gerade herunterzuladenversucht haben , legal erstehen können.

Tückischer wäre da das Programm namens "Freeze", das den Computer für eine Zeit lang einfrieren soll. Zudem soll eine Warnung bezüglich des illegalen Downloads von Musik eingeblendet werden. Bei Neustart könnten derart wichtige Daten verloren gehen.

Ein weiteres Programm namens "Silence" soll die Festplatte eines PC nach illegaler Musik scannen und diese löschen. Ein Mitglied der Musikindustrie beschrieb das Programm jedoch als fehlerhaft, da auch rechtmäßige Musikstücke gelöscht werden. Das Programm soll nun überarbeitet werden.

Andere getestete Ansätze inkludieren den Angriff auf die Internet-Verbindungen der User, um den Download oder das Anbieten von Liedern zu unterbinden.

Illegal je nach Ausmaß des Schadens

Randy Saaf, Präsident von MediaDefender, einer weiteren Firma, die Unterstützung von der Plattenindustrie erhält, hat dem US-Kongress bei einem Hearing im letzten September erklärt, dass seine Firma einige Technologien entwickelt habe, die bei der Bekämpfung von Piraterie in P2P-Netzwerken sehr effektiv sei.

Derzeit seien sie aber noch nicht weit verbreitet, da die Kunden sich wegen der zweideutigen "Computer Hacking"-Gesetze unsicher fühlen würden.

Laut Lawrence Lessing, Professor der Standford Law School, könnten einige der derzeit untersuchten Maßnahmen illegal sein, je nach Ausmaß des angerichteten Schadens. Das Gesetz habe zudem Wege, um mit Copyright-Verletzung zu umgehen: Das Einfrieren von Rechnern gehöre jedoch nicht dazu.

ISPs nicht erfreut

Auch die Internet-Service-Provider [ISP] sind angesichts der vorgestellten Software alles andere als erfreut. Software, die Internet-Verbindungen verlangsamt, sieht die Sprecherin des ISP Verizon als problematisch für ihr Unternehmen. Jede derartige Technologie, die den Gebrauch von Rechnern oder des Netzwerkes beeinträchtige, würde Besorgnis hervorrufen.

Laut Cary Sherman, Präsident der RIAA, würden die Plattenfirmen über den Einsatz derartiger Maßnahmen selber entscheiden, auch wenn die RIAA Vorschläge zu Selbsthilfemaßnahmen erteile.

In Anbetracht der teilweise extremen Annäherungen an das Problemgebiet sagte er, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass laufend neue Programme geschrieben werden. Es gebe eine Reihe von verlockenden Angeboten, manche im Graubereich und manche illegal - doch das würde nicht bedeuten, dass sie eingesetzt würden.