Apples Erfolg verblüfft Musikindustrie
Jede Sekunde verkauft Apple zwei Songs über sein neues Online-Musikgeschäft. In der ersten Woche wurden so schon über eine Million Musikstücke an den zahlenden Hörer gebracht.
Analysten, aber vor allem die Musikindustrie, deren vergleichbare Services bisher eher floppen, zeigten sich jetzt ob des Erfolgs ehrlich erstaunt:
"Das ist schon ziemlich gut", sagte Branchenexperte Phil Leigh, Media-Analyst von Raymond James & Associates. "Wenn Apple in einer Woche eine Million USD Umsatz macht, dann sind das im Jahr 52 Mio. USD. Und damit läge Apple über den Umsätzen aller anderen Online-Musikdienste, die zusammen auf 35 Mio. USD kommen."
Der Erfolg ist vor allem angesichts der Tatsache erstaunlich, dass das Service derzeit nur für Besitzer von Apple-Rechnern in den USA zur Verfügung steht. Der Marktanteil von Apple auf dem Rechner-Markt liegt bei rund drei Prozent.
ITunes-Erfolg übertrifft ErwartungenMusikindustrie staunt
Apple-Chef Steve Jobs feierte den Einstieg seines Unternehmens in das Musikgeschäft: "In noch nicht einmal einer Woche sind wir zum weltweit größten Online-Musikunternehmen geworden." Apple habe die erste komplette Lösung für das Zeitalter der digitalen Musik geschaffen.
Die Plattenindustrie wunderte sich über den Ansturm auf den "Apple iTunes Musicstore": "Die Eine-Mio.-Marke schon in der ersten Woche zu übertreffen kam total überraschend", sagte Roger Ames, Chairman und CEO der Warner-Music-Gruppe. "Apple hat Musikfans, Künstlern und der gesamten Musikindustrie gezeigt, dass ein einfacher und legaler Weg der Musikdistribution über das Internet möglich ist."
Doug Morris, Chef von Universal Music, hatte erwartet, dass die Millionenmarke erst nach einem Monat übersprungen wird. "Das bereits in einer Woche zu schaffen ist ein Riesenerfolg."
ITunes Music StoreVoll auf Microsoft gesetzt
Bei Universal Music in Berlin sieht man den Erfolg des Apple-Store wohl mit gemischten Gefühlen. Zum einen beweist das Apple-Angebot, dass legale Online-Shops durchaus mit dem zumeist illegalen Geschäft über Online-Tauschbörsen wie KaZaA und Morpheus bestehen können.
Zum anderen verfolgt Universal in Deutschland mit seinem Service Popfile eine eigene Online-Strategie, die sich in wichtigen Punkten wie etwa eingeschränkten Nutzerrechten von dem Apple-Ansatz unterscheidet.
Während Universal Deutschland voll auf die Technologie von Microsoft zum Schutz der Urheberrechte [Digital Rights Management] setzt, vertraut Apple auf herstellerunabhängige Formate wie MP3 und AAC, das Audioformat des Video-Industriestandards MPEG-4.
Die Popfile-Musikstücke von Universal können daher nur mit Playern abspielt werden, die das Microsoft-Format unterstützen. Das Apple- ervice wiederum kann derzeit nur von Mac-Anwendern genutzt werden.
Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft reagierte eher zurückhaltend auf den Starterfolg des Apple-Online-Geschäfts. "Dass man mit dem Download von Musik auch Geld verdienen kann, überrascht uns nicht. Wir hatten aber auch keine konkreten Erwartungen an den neuen Apple-Store", sagte Sprecher Hartmut Spiesecke. Mit dem auf Apple-Computer beschränkten Service könne aber der deutsche Markt allein nicht bedient werden.