CeBIT vor dem Umbruch

19.12.2006

Die deutsche IT-Messe CeBIT ist wegen der Absage von Branchenriesen in heftige Turbulenzen geraten und soll ab 2008 grundlegend reformiert werden. Auch andere Messen wie die E3 kämpfen um ihre Neupositionierung.

Vor allem weil große Konzerne wie Nokia, BenQ, LG, Konica Minolta und Motorola 2007 nicht nach Hannover kommen, droht der CeBIT nach dpa-Informationen 2007 bei Umsatz und Netto-Ausstellungsfläche ein Einbruch von bis 15 Prozent.

"Aktueller Handlungsbedarf"

In einem Brief an die Aussteller, der der dpa nach eigenen Angaben vorliegt, spricht die Deutsche Messe AG in Hannover von "aktuellem Handlungsbedarf".

Ein Messe-Sprecher bestätigte die Existenz der Briefe, wollte die Pläne für einen Umbau aber nicht kommentieren. "Wir stehen derzeit in einem intensiven Dialog mit unseren Ausstellern."

Stetiger Rückgang

In den letzten Jahren ging die Netto- Ausstellungsfläche der CeBIT kontinuierlich zurück. Betrug sie im Rekordjahr 2001 noch 431.000 Quadratmeter, lag sie 2006 bei nur noch 303 000 Quadratmetern. Die Zahl der Aussteller fiel im gleichen Zeitraum von 8.100 auf rund 6.200 in diesem Jahr.

Die Zahl der Aussteller soll dieses Jahr ungefähr gleich bleiben, die Netto-Ausstellungsfläche droht aber um bis zu 40.000 Quadratmeter abzunehmen.

Zielgruppen wieder im Fokus

An einer grundsätzlichen Neupositionierung arbeiten die CeBIT-Macher laut dpa aber bereits. Ziel sei es, das "Erscheinungsbild der Messe" nachhaltig zu verbessern.

Zudem soll das Profil der Messe als "Profi-Messe" gestärkt werden und mehr auf die Interessen der einzelnen Zielgruppen eingehen. Damit will sich die CeBIT wieder stärker von der Internationalen Funkausstellung [IFA] in Berlin abgrenzen.

Die CeBIT kämpft zunehmend mit der Konkurrenz der IFA. Die Verbraucherelektronik-Messe, die früher alle zwei Jahre stattfand, öffnet nun jedes Jahr im September ihre Pforten.

Das war auch als Angriff auf die CeBIT gewertet worden. BenQ etwa hatte mitgeteilt, statt eines Auftritts auf der CeBIT eine Teilnahme an der IFA zu prüfen.

Wandel erfasst viele Messen

Hintergrund der CeBIT-Krise ist ein rasanter Wandel des High-Tech-Marktes, zu dem vor allem ein steigender Kostendruck zählt. Das könne nicht ohne Auswirkungen auf die CeBIT bleiben, schrieb Messe- Vorstandsmitglied Ernst Raue in dem Brief an die Aussteller.

Auch andere Messen wie die weltgrößte Gaming-Messe in Los Angeles, die Electronic Entertainment Expo [E3], kämpfen um eine Neuausrichtung.

Hohe Kosten, wenig "Ausbeute"

Nachdem die Aussteller über immer höhere Kosten für ihre Messestände bei gleichzeitig immer weniger Möglichkeiten, die Kunden auch intensiv betreuen zu können, geklagt hatten, hat der Veranstalter das Konzept für die Messe nun geändert: Die E3 findet nun im kleineren bzw. geänderten Rahmen statt wie bisher im Mai nun Mitte Juli statt.

Die E3 soll nach den aktuellen Plänen zu einem Business-Event auf Einladung umgebaut werden, mit vielen kleineren Treffpunktmöglichkeiten für Geschäfte.

Für die im August angesetzte Games Convention in Leipzig, die nach den letzten ehrgeizigen Plänen weiter ausgebaut werden soll, bleibt damit nur noch der Weg einer Publikumsmesse mit viel Andrang.

(futurezone | dpa)