Das Match um die WiMax-Funknetze

22.12.2006

Während in Deutschland alle drei bundesweiten WiMax-Frequenzpakete an US-Start-ups gegangen sind, geht es Österreich gemächlich an. Statt Venture-Kapital, Intel und Motorola sind hier TA und UPC Telekabel die großen Player, einziger Herausforder ist die kleine WiMax Telecom.

Rein äußerlich gleichen sich die Bilder - hier wie dort sind es jeweils drei Unternehmen, die flächendeckend Lizenzen für den drahtlosen Breitbandfunk WiMax erworben haben.

In allen anderen Aspekten könnte die Situation in Deutschland und in Österreich kaum unterschiedlicher sein.

Zwei Mal Venture-Kapital von Intel

Während die Frequenzen im 3,5-GHz-Band in Österreich bereits 2004 vergeben worden waren, wurden diese für WiMax zugelassenen Bänder in Deutschland erst vor einer Woche versteigert.

Drei neue Anbieter haben dort bundesweit WiMax-Frequenzpakete erworben, zwei dieser Firmen werden über die Venture-Tochter Intel Capital indirekt vom Chipgiganten Intel kontrolliert: Clearwire Europe und die Deutsche Breitbanddienste GmbH [DBD].

Intel, Motorola, Clearwire

Erst im Juli hatte Intel zusammen mit Motorola 900 Millionen Dollar in den amerikanischen WiMax-Upstart Clearwire investiert.

Das Unternehmen unterhält bereits drahtlose Breitbanddienste in 27 Regionen der USA - vor allem in Kleinstädten -, aber auch in Belgien und Irland ist man bereits mit dem Netzaufbau beschäftigt.

Für Deutschland wurde von Clearwire das Frequenzpaket A erworben, das Paket C ging an die Deutsche Breitbanddienste GmbH, die binnen fünf Jahren eine deutschlandweite WiMax-Senderkette aufbauen will.

Inquam Broadband und Nextwave

Rivale der beiden Intel-Ziehtöchter in Deutschland ist die erst im Jänner 2006 gegründete Inquam Broadband, die das dritte deutschlandweite Frequenzpaket ersteigerte.

Bei Inquam handelt es sich um ein Gemeinschaftsunternehmen des US­-Upstarts Nextwave, Hersteller von WiMax-Chipsets bzw. Sender-Equipment, sowie zweier anderer Investoren.

In Österreich ...

Hier zu Lande haben die Telekom Austria, UPC Telekabel und die österreichisch-schweizerische WiMax Telecom je ein [fast] flächendeckendes Frequenzpaket ersteigert.

Während die beiden Großen mit dem Netzausbau noch warten, bis Endgeräte verfügbar sind, unterhält WiMax Telecom nach eigenen Angaben bereits in der Slowakei, im Burgenland und Teilen der Steiermark ein WiMax-Netz. In Vorarlberg ist die Teleport gerade dabei, ein lokales WiMax-Netz aufzubauen.

... wartet man auf Standards ...

Während also in Deutschland viel später, aber mit massivem Rückenwind und dem langen Atem des Chipgiganten Intel eingestiegen wird, ist die Begeisterung in Österreich, wo zwei der drei Lizenzen den eingesessenen Netzbetreibern gehören, deutlich geringer. "WiMax ist für uns kein Infrastrukturersatz", sagt Martin Bredl, "sondern dient für neue Services, so genannte nomadische Dienste."

Schlägt sich das nicht mit den UMTS-Services der Tochter mobilkom?

... und auf Chile

"WiMax wird sicher nicht das zelluläre System ersetzen", sagt Bredl. Beim zweitgrößten Breitband-Player UPC Telekabel, einer Tochterfirma des auf drei Kontinenten vertretenen Breitbandkonzerns Liberty Global, warte man die WiMax-Testergebnisse aus Chile ab, sagt Gustav Soucek von der UPC.

Die chilenische Niederlassung von Liberty Global teste dort WiMax, solange jedoch kein internationaler Gerätestandard feststehe, könne der Netzausbau in Österreich nicht starten, denn "proprietäre Systeme einführen wollen wir nicht".

Je hügeliger, desto teurer

Wie jedes Funknetz unterliegt auch WiMax dem Diktat des Terrains - je hügeliger, umso engmaschiger, also teurer wird das Netz. Schon damit haben die WiMax-Anbieter in Deutschland einen Vorteil gegenüber jenen in Österreich.

Dazu komme noch, meint Soucek abschließend, dass die großen regionalen Kabel-TV-Netze in Deutschland anders als in Österreich gerade erst digitalisiert und damit breitbandtauglich würden: "WiMax fährt denen natürlich ins Geschäft."

31. Dezember 2007

Stichtag in Österreich für die WiMax-Lizeninhaber ist jedenfalls der 31. Dezember 2007. In einer je nach Region zwischen 68 und neun differierenden Mindestzahl von Gemeinden muss zumindest ein "kumulativer Versorgungsgrad" von 20 Prozent hergestellt werden, heißt es in den - nicht besonders hoch gesteckten - Auflagen der Regulationsbehörde RTR.

Im nächsten Teil erklärt die WiMax-Telecom ihre Ausbaupläne.

(futurezone | Erich Moechel)