© Bild: Nadja Igler/ORF.at, Nintendos mobile Spielekonsolen

Die schleichende Evolution des Nintendo DS

KONSOLE
18.04.2009

Zum 20. Geburtstag hat Nintendo seiner mobilen Spielekonsole DS ein Facelift und neue Funktionen verpasst. Anstatt des GBA-Schachts hat der DSi zwei Kameras und kann nun über WLAN mit WPA-Verschlüsselung drahtlos kommunizieren. Der neue Shop für DSi-Software ist bisher schwach bestückt, und auch sonst hält das Gerät nur teilweise, was es verspricht.

1989 brachte der japanische Spielekonzern Nintendo mit dem Game Boy seine erste mobile Spielekonsole auf den Markt. Seitdem hat sich viel getan: Die erste Version war noch ganz in Grau gehalten und konnte auch Spiele nur monochrom darstellen. Erst 1998 kam mit dem Game Boy Color Farbe ins Spiel, und 2004 schließlich stellte Nintendo mit dem DS eine Konsole mit zwei Bildschirmen vor, davon einer berührungsempfindlich. Diesem Konzept blieb Nintendo treu, der Game Boy in seinen verschiedensten Ausprägungen verschwand allmählich von der Bildfläche.

Seit Ende 2008 in Japan und seit kurzem auch in Europa ist mit dem DSi nun eine neue Version im Handel. Der DSi hat wiederum zwei Bildschirme, wovon einer touchfähig ist, und nun auch zwei Kameras integriert - einmal für Aufnahmen vor dem Gerät, einmal für dahinter.

Hardware neu geordnet

Im Vergleich zum direkten Vorgänger DS lite hat der DSi leicht veränderte Außenmaße (etwas dünner und geringfügig länger), dafür wurden die Bildschirme leicht vergrößert (jeweils vier Millimeter in der Breite und in der Höhe, mit je 256 mal 192 Pixel Auflösung), und die Oberfläche des Geräts ist nun angeraut statt glatt und glänzend. Der Schieberegler für die Lautstärke wurde durch Knöpfe ersetzt, die nun an der linken Seite des Geräts platziert sind, und der Einschaltknopf rutschte von der rechten Außenseite in das Innere des Geräts, die Statusanzeigen etwa für den Ladezustand wanderten im Gegenzug an den linken oberen Rand.

Das Steuerungskreuz ist beim DSi wieder etwas griffiger ausgefallen, auch die Tasten sind direkter als beim DS lite. Gänzlich entfallen hingegen ist der Schacht für GBA-Spiele sowie Zubehör, stattdessen gibt es nun einen Steckplatz für SD-Karten (SDHC). Der Anschluss für das Ladegerät wurde ebenfalls geändert.

Online mit Hindernissen

Noch mehr hat sich allerdings unter der Oberfläche getan: Das Menü wurde gänzlich überarbeitet, um Platz für neue Funktionen wie die Kamera und den Musikplayer zu schaffen. Der Nutzer muss sich nun mit einem Spielernamen registrieren. Weiters ist ein eigener DSi-Shop für neue Software dazugekommen, über den etwa der kostenlose Opera-Browser für den DSi heruntergeladen werden kann.

Der DSi beherrscht WPA-Verschlüsselung, wobei das Aufsetzen im Test nicht ganz trivial war, da die WPA-Verschlüsselung unerklärlicherweise nur im erweiterten Set-up auswählbar ist. Auch musste der Router neu gestartet werden, damit der DSi die ihm zugewiesene interne IP-Adresse auch tatsächlich akzeptierte.

Langsame Internet-Verbindung

Die Verbindung ins Internet zeigte sich im Test trotz ausreichender Anbindung und Bandbreite nicht besonders schnell, egal ob bei der Nutzung des DSi-Shops oder beim Browsen. Im Browser werden die Seiten relativ langsam aufgebaut und sind aufgrund der geringen Größe des Bildschirms auch nur eingeschränkt bequem navigierbar. Hilfreich, aber zu Beginn gewöhnungsbedürftig ist die Anzeige der Website in einer Art Lupenfunktion auf dem zweiten Schirm.

Bei der Erstregistrierung des Systems im DSi-Shop erhält der Nutzer 1.000 DSi-Points gutgeschrieben, das aktuelle Angebot dort hält sich allerdings in Grenzen. Insgesamt sechs Spiele zum Preis von 200 und 500 DSi-Points stehen derzeit zum Kauf bereit, weitere sollen im Lauf der Monate folgen. Das Einkaufen in besser bestückten DSi-Shops aus anderen Regionen wird durch die mit dem DSi eingeführten Regionalcodes unterbunden.

Schwachbrüstige Kameras

Auch die eingebauten Kameras mit ihrer Auflösung von 640 mal 480 Pixel (0,3 Megapixel) sind eher enttäuschend, und die Bilder erinnern an die frühen Anfänge der Handyfotografie. Zoom oder gar Blitz gibt es nicht, schnelle Bewegungen ergeben verschwommene Bilder, und auch die Verarbeitung und Speicherung eines Bildes dauert relativ lange.

Dafür stehen verschiedene Effekte für die Bildbearbeitung wie Verzerren, Morphen und das Einfügen von Graffiti zur Verfügung.

Musik zum Selberbasteln

Der Musikplayer des DSi kann nur AAC-Dateien in den Formaten .m4a, .mp4 und .3gp mit einer Bitrate von bis zu 320 KBps abspielen, MP3-Dateien werden offiziell nicht unterstützt. Die Qualität via Kopfhörer ist annehmbar, die internen Lautsprecher sind für echten Musikgenuss nur beschränkt zu empfehlen.

Mit dem DSi können zudem Töne aufgenommen und bearbeitet werden. Dabei stehen für das Editieren im Aufnahmemodus andere Möglichkeiten als für bereits gespeicherte Musikfiles zur Verfügung. Bei eigenen Aufnahmen können Wiedergabegeschwindigkeit und Tonhöhe variiert werden, dazu gibt es zwölf Soundfilter wie etwa Roboter und Gezwitscher. Für Musik auf der SD-Karte stehen weniger Filter zur Verfügung als für eigene Aufnahmen, dafür können Soundeffekte wie Trommeln, Miauen und Sounds aus Nintendo-Games eingespielt werden.

Leider fehlt die Möglichkeit, die derart modifizierten Sounds auch zu speichern. Nicht ganz verständlich ist zudem, dass die Soundeffekte nicht auch für eigene Aufnahmen möglich sind und eigene Sounds nur im internen Speicher der Konsole und nicht auf der Speicherkarte abgelegt werden können.

Evolution auf unterem Niveau

In Summe ist der DSi keine Revolution. Die neuen Features sind zwar grundsätzlich nett und begrüßenswert, aber definitiv nicht auf der Höhe der Zeit. Zum Browsen ist der DSi zu langsam, für Fotos zu schwach ausgerüstet und zum Musikhören unpraktisch. Vielversprechend ist der DSi-Shop, auch wenn er im Moment noch schwach bestückt ist. Es wird sich zeigen, ob Nintendo und Drittanbieter ihn mit passenden Inhalten zu einer Attraktivität machen können. Ansonsten gibt es für Besitzer eines DS lite keinen echten Grund, auf den DSi umzusteigen.

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(futurezone/Nadja Igler)