SAP-Konkurrent Oracle kauft Sun
Das Werben von IBM um den Serverhersteller Sun war umsonst. Nun hat der Software-Gigant Oracle den Zuschlag zur Übernahme der Traditionsfirma bekommen - für 7,4 Milliarden US-Dollar.
Oracle will Sun Microsystems für rund 7,4 Milliarden Dollar (5,7 Mrd. Euro) - inklusive Schulden - erwerben. Oracle erwarte durch den Zukauf einen Zuwachs beim Betriebsgewinn um 1,5 Milliarden Dollar, teilte der weltweit drittgrößte Software-Hersteller am Montag mit.
Überraschende Wendung nach IBM-Verhandlungen
Im Kampf um den auf Server spezialisierten US-Computerkonzern Sun gab es damit eine überraschende Wendung. Der weltgrößte Computerhersteller IBM hatte sich vor kurzem zurückgezogen. Je Sun-Aktie bietet der SAP-Konkurrent Oracle den Angaben vom Montag zufolge 9,50 Dollar und damit 42 Prozent mehr, als das Papier am Freitag gekostet hatte.
Oracle-Chef Larry Ellison, der sein Unternehmen mit zahlreichen Übernahmen zum zweitgrößten Software-Hersteller gemacht hat, rechnet damit, dass die Übernahme bereits im ersten Jahr den Gewinn steigern wird.
Java und Solaris
Oracle werde damit in den Besitz von zwei Schlüsselprojekten von Sun kommen, so der Konzern in einer Mitteilung auf seiner Website. Betroffen sind das Betriebssystem Solaris und die Programmiersprache Java. Oracles Produkt Fusion Middleware setze bereits auf Java auf. Der Konzern werde die Programmiersprache weiterentwickeln.
"Besitz" ist im Fall dieser beiden Projekte freilich ein relativer Begriff. Sun hatte im November 2006 damit begonnen, Java-Komponenten unter der GPL v2 zu veröffentlichen, der Solaris-Sourcecode steht über das Projekt OpenSolaris unter der Common Development and Distribution License (CDDL). Die Free Software Foundation sieht die CDDL als freie Lizenz und vergleicht sie mit der Mozilla Public License, empfiehlt aber, sie nicht zu verwenden, da sie Bestimmungen enthält, die mit der GPL nicht kompatibel sind. Sun unterstützt auch die Entwicklung der freien Office-Suite OpenOffice.org. Im Februar 2008 übernahm Sun die schwedische Firma MySQL AB, die Entwickler des gleichnamigen Open-Source-Datenbanksystems. MySQL ist auch in einer Variante erhältlich, die unter der GPL v2 steht.
Der Fall eines Pioniers
Mit Sun verliert ein traditionsreiches Unternehmen des Silicon Valley seine Unabhängigkeit. Der Konzern wurde 1982 von Unix-Pionier Bill Joy, Andreas von Bechtolsheim, Vinod Khosla und Scott McNealy gegründet. Im Dotcom-Boom der 90er Jahre stieg der Wert des Unternehmens auf bis zu 200 Milliarden US-Dollar. Umso härter traf der Crash um die Jahrtausendwende den Konzern.
Der Firmenname Sun leitet sich von Stanford University Network ab, einem damaligen Projekt der Gründer zur Vernetzung von Computern an der kalifornischen Elite-Universität. Heute arbeiten für den Konzern mit Sitz in Santa Clara rund 33 000 Mitarbeiter in mehr als 100 Ländern. Sun zählt neben IBM, Hewlett-Packard oder Dell zu den größten Server-Herstellern der Welt.
(Reuters/APA/AP)