Musiker gegen EU-Vorschlag zu Schutzfristverlängerung
Am Mittwoch hat eine Gruppe von Künstlern, darunter der britische Musiker Billy Bragg, weitreichende Änderungen bei der von der EU-Kommission angestrebten Ausweitung der Schutzfrist verlangt. Darüber wird am Donnerstag im EU-Parlament abgestimmt.
Bragg unterstützte einen Tag vor der Abstimmung über die Verlängerung der Leistungschutzrechte einen Antrag der europäischen Grünen. Darin wird vorgeschlagen, dass Plattenfirmen nach dem Ablauf von 50 Jahren die Verwertungsrechte an Songs verlieren und die Künstler ihre Rechte zurückbekommen. Nationale Einnahmegesellschaften sollen das Geld an die Künstler verteilen.
Bei der Abstimmung im EU-Parlament am Donnerstag geht es um die Leistungsschutzrechte für Musikaufnahmen. Diese erlöschen nach derzeit geltendem Recht 50 Jahre nach Aufführung, Einspielung oder Ausstrahlung.
Sie betreffen die Distributoren urheberrechtsgeschützter Werke, also Musiklabels und Filmstudios, Medienhäuser sowie Institutionen der reproduzierenden Kunst, das heißt Schauspieler, Sänger und Orchester. Im Vergleich dazu gilt der Urheberrechtsschutz auf Kompositionen und Liedtexte 70 Jahre nach dem Tod der Urheber.
Bragg nahm zusammen mit den grünen Abgeordneten Caroline Lucas aus England und Eva Lichtenberger aus Österreich an einer Pressekonferenz teil. Neben Bragg unterstützen auch noch andere britische Künstler, darunter Ed O’Brien (Radiohead), Dave Rowntree (Blur), Mark Kelly (Marillion) und Hal Ritson (The Young Punx), den Änderungsantrag der Grünen.
Sollte das EU-Parlament den Änderungsantrag nicht annehmen, würden die Grünen gegen die neue EU-Regelung stimmen, sagte Lichtenberger.
Das EU-Parlament wird am Donnerstag über einen Bericht des Iren Brian Crowley abstimmen, der ursprünglich eine Ausweitung der Schutzfrist für Tonaufnahmen in der EU von 50 auf 95 Jahren vorsah. In einem zuletzt eingebrachten Kompromissvorschlag wurde eine Verlängerung der Schutzfrist auf 70 Jahre zur Diskussion gestellt.
Europäische Konsumentenschützer, Bürgerrechtler und Bibliothekare kritisieren die geplante Verlängerung scharf. Durch die Verlängerung der Schutzfrist würde auch der Zugang zum kulturellen Erbe erschwert. Umstritten ist auch inwieweit die Künstler selbst von der Ausweitung der Schutzfrist profitieren. Der Großteil der Einnahmen würde den Musikkonzernen zu gute kommen, die den Großteil der Rechte an den Tonaufnahmen aus den 1960er Jahren halten. Millionen Euro der europäischen Konsumenten würden in die Taschen der großen Musikkonzerne umgeleitet, hieß es.
Bragg: Privaten Musiktausch nicht kriminalisieren
Während Musikkonzerne durch die Digitalisierung der Musik Produktions- und Distributionskosten einsparten, würden Musiker etwa bei iTunes (Apple) nur acht Prozent der Erträge von Downloads erhalten. Das entspreche dem Anteil bei Produktionen im analogen Zeitalter, sagte Bragg.
Zudem forderte der Künstler, dass private Nutzer, die über das Internet Songs austauschen, nicht kriminalisiert werden sollten. "Wir wären allerdings dafür, dass Pirate Bay geschlossen wird, weil sie Werbung auf ihrer Seite haben. Die Betreiber verdienen mit der gratis zur Verfügung gestellten Musik Geld", so Bragg.
Die Musikindustrie müsse neue Wege finden, Musik zu monetarisieren. Bragg sprach sich außerdem dafür aus, dass auch alternative Copyright-Systeme wie Creative Commons in die Gesetzgebung einfließen sollten.
(APA/futurezone/AP)