© Bild: Nadja Igler/ORF.at, Asus 1000HE

Asus 1000HE: Langläufer mit weichen Gelenken

GERÄTE
29.04.2009

Der Eee PC 1000HE soll laut Hersteller Asus einen ganzen Arbeitstag lang ohne Boxenstopp an der Steckdose auskommen. Im ORF.at-Test zeigt das 10-Zoll-Gerät zwar einen langen Akkuatem, die schwammige Tastatur verdirbt allerdings den Spaß an der Arbeit mit dem neuen Netbook. Auch der Lüfter und die Festplatte sind deutlich zu hören.

Mit der Vorstellung des ersten Eee PC vor knapp eineinhalb Jahren hat Netbook-Pionier Asus nicht nur eine neue Geräteklasse erschaffen, sondern auch die PC-Welt nachhaltig verändert. In Deutschland etwa machen die Mini-Notebooks laut einer aktuellen GfK-Studie bereits 13 Prozent des Notebook-Markts aus.

War zu Beginn die Größe der Tastatur und des Monitors noch die größte Schwachstelle der Mini-Notebooks, hemmt derzeit hauptsächlich die Akkulaufzeit den mobilen Einsatz mancher Geräte. Hier will Asus mit dem 1000HE und einer angegebenen Laufzeit von 9,5 Stunden neue Maßstäbe setzen. ORF.at hat den Asus 1000HE mit dem bisherigen Referenzgerät, dem Samsung NC10, verglichen.

Die technische Basis

Von der Grundausstattung her sind die beiden Geräte annähernd vergleichbar: Beide bieten eine Auflösung von 1.024 mal 600 Pixel, wobei das Display des Samsung mit 10,2 Zoll etwas größer ist als das des Eee PC. Im Inneren werkt beim NC10 noch der Atom N270 mit 1,6 GHz Taktung, im 1000HE bereits der N280 mit 1,66 GHz. Das Chipset (945 GMExpress) und die Grafik (GMA 950) sind identisch und von Intel.

Beide verfügen über ein GB Arbeitsspeicher, eine 160 GB große S-ATA-Festplatte (Asus spendiert noch zehn GB Eee Storage im Netz), drei USB-Ports, Anschlüsse für Ethernet sowie Mikrofon und Lautsprecher, einen VGA-Ausgang, einen SD-Kartenleser und eine 1,3-Megapixel-Kamera. Das WLAN-Modul im Eee PC ist allerdings bis Draft n spezifiziert. Der 1000HE funkt zudem, wie auch neuere Modelle des NC10, mit Bluetooth und ist eine Spur größer als das NC10.

Der Preis liegt bei beiden Geräten mit Windows XP bei gleicher Ausstattung bei rund 400 Euro. Ein integriertes UMTS-Modem für den NC10 kostet extra, für den 1000HE ist diese Option nicht verfügbar und laut Asus derzeit auch nicht angedacht.

Mehr Leistung im Akku

Der Sechszellenakku des Eee PC ist mit 8.700 mAh wesentlich stärker als der ebenfalls sechszellige Akku des NC10 mit 5.200 mAh, was sich bei der Arbeitsleistung dann auch deutlich bemerkbar macht. Bei 100 Prozent Aufladung und den Einstellungen minimaler Energieverbrauch, mittlere Helligkeit des Monitors und WLAN an (Bluetooth aus) zeigt der 1000HE eine anständige Arbeitszeit von 7,5 Stunden an. Das NC10 ermöglicht es mit vergleichbaren Einstellungen, rund sechs Stunden ohne Anschluss ans Stromnetz zu arbeiten. Bei beiden Geräten bleibt die Wärmeentwicklung selbst bei Hochleistung im angenehmen Bereich.

Die Laufzeit des Akkus verlängert sich naturgemäß, sobald die Helligkeit des Monitors vermindert wird, und verkürzt sich im Gegenzug, wenn der Nutzer das Display auf maximale Leuchtkraft schaltet. Mit der "Super Hybrid Engine" von Asus kann am Stromhunger beziehungsweise der Leistungsfähigkeit des 1000HE noch weiter gedreht werden: Die Einstellung Auto Power Save erhöht die Nutzungsdauer zum Beispiel auf 8,5 Stunden, während die Einstellung Super Performance die Laufzeit um eine Stunde verringert. Auch beim NC10 kann mit Software-Tools des Herstellers die Leistungdauer noch etwas erhöht werden, an den 1000HE kommt die Akkulaufzeit des NC10 trotzdem nicht heran.

Tastaturen im Vergleich

Die Tastatur des Samsung NC10 eignet sich durchaus dazu, längere Texte zu schreiben. Die Tasten sind ausreichend dimensioniert, um auch größeren Fingern müheloses Tippen zu ermöglichen. Dafür ist das Trackpad im Vergleich zum Multitouch-fähigen Touchpad des Eee PC relativ klein ausgefallen. Allerdings braucht der 1000HE das größere Trackpad auch, denn zum Scrollen werden hier zwei Finger benötigt, während man zum Auf- und Abrollen des Fensterinhalts beim Samsung nur mit einem Finger am Rand des Touchpads entlangzustreichen braucht. Die Touchpad-Tasten des 1000HE sind etwas streng zu bedienen.

Tastatur mit Gummieffekt

Die Tastatur des 1000HE ist eine Chiclet-Tastatur, die ihren Namen von der Form einer US-Kaugummimarke hat und im Deutschen auch Kaugummitastatur genannt wird - wenngleich sie mit den Gummitastaturen von Heimcomputern aus den 1980er Jahren außer der Form nichts mehr gemeinsam hat. Genauso fühlte sie sich auf dem Testgerät dann auch an: Die gesamte Tastatur bog sich beim Tippen merkbar durch und hinterließ einen billigen Eindruck.

Zwar konnte die Biegsamkeit mit sanftem und hartnäckigem Druck auf den Tastaturrahmen teilweise behoben werden, an den Rändern war allerdings weiterhin ein deutliches Spiel zu spüren. Auch in diversen Foren beschweren sich einige Nutzer über die schwammige Tastatur ihrer 1000HE-Exemplare. Manche haben das Problem durch den Einsatz von hitzebeständigem doppelseitigem Klebeband gelöst, mit dem sie die Tastatur auf der darunterliegenden Platte angeklebt haben.

Es scheint deutliche Toleranzen im Produktionsprozess zu geben, denn andere Nutzer berichten, dass sie keinerlei Probleme mit ihrer Tastatur hätten. Auf Nachfrage erklärte Asus, dass es bisher keine Beschwerden wegen der Chiclet-Tastatur gegeben habe.

Lauter Lüfter, mehr Gewicht

Der 1000HE zeigt im Vergleich zum NC10 noch ein paar weitere Schwächen: Im direkten Vergleich ist der Monitor des NC10 bei maximaler Leistung eine Spur heller als der des Eee PC. Die Festplatte des Eee PC ist deutlich hörbar und klackert mitunter beim Lesen und Schreiben, und auch der Lüfter ist, wie schon beim Vorgänger 1000H, deutlich lauter als der des NC10. Weiters ist der Eee PC nicht nur etwas größer, mit einem Gesamtgewicht von 1,45 Kilo ist er auch rund 140 Gramm schwerer als das Mini-Notebook von Samsung.

Fazit

Auch wenn die Akkulaufzeit des 1000HE beeindruckend ist, kann sie die Schwäche der Tastatur des getesteten Geräts nicht aufwiegen. Das ist schade, denn bisher hat Asus mit seinen Mini-Notebooks gute Qualität abgeliefert - die Chiclet-Tastatur ist da ein deutlicher Rückschritt.

Ruhebedürftigen Vielschreibern sei das NC10 ans Herz gelegt, wer allerdings eine lange Arbeitsleistung bevorzugt und daher mit dem 1000HE liebäugelt, sollte die Tastatur des Geräts vor dem Kauf auf den Kaugummieffekt testen - oder sich doppelseitiges Klebeband anschaffen.

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(futurezone/Nadja Igler)