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RTR: Serentschy plädiert für Glasfaser-Ausbau

ZAHLEN
07.05.2009

Laut einer neuen Studie zum Verhalten der österreichischen Internet-Nutzer verwenden die meisten Breitbandkunden das Netz lediglich zum Surfen im Web und für E-Mail-Kommunikation. Dafür reicht auch ein UMTS-Anschluss, der dann auch von den meisten Mobilfunkkunden exklusiv als Internet-Zugang genutzt wird. Das Festnetz kann nur noch mit attraktiven HD-Videoangeboten bei konsequenter Aufrüstung auf Glasfaser wachsen, meint RTR-Chef Georg Serentschy.

Der österreichische Telekomregulator RTR hat am Donnerstag seine zweite Studie zum Nachfrageverhalten von Privat- und Geschäftskunden auf dem Breitbandmarkt veröffentlicht. Die erste Studie war 2006 veröffentlicht worden. Die Ergebnisse sind zumindest hinsichtlich der Definition von "Breitband" vergleichbar - auf EU-Ebene zählt jede Technologie dazu, die schneller ist als 144 kBit/s.

Starkes Wachstum im Mobilfunk

Befragt wurden rund 3.000 Haushalte und 1.000 Unternehmen im ersten Quartal 2009 in computergestützten Telefoninterviews. Die RTR wollte unter anderem wissen, welche Anschlussarten die Kunden nutzen und wie deren Wechselverhalten zwischen den angebotenen Technologien aussieht.

Laut Studie haben durchschnittlich 65,4 Prozent der österreichischen Haushalte einen fixen oder mobilen Breitbandanschluss. Spitzenreiter bei den Bundesländern ist Wien (71 Prozent), an letzter Stelle liegt Niederösterreich mit 55 Prozent. 45 Prozent der Haushalte mit Internet-Anschluss haben ADSL, 29 Prozent Kabelbreitband und 27 Prozent einen mobilen Anschluss. Bei Letzteren verzeichnete die RTR gegenüber 2006 naturgemäß das stärkste Wachstum. "Damals hat der mobile Internet-Zugang mit rund fünf Prozent noch kaum eine Rolle gespielt", so Serentschy.

Mobilfunk statt Festnetz

Rund 74 Prozent der Privatkunden mit mobilem Breitbandanschluss nutzen diesen als einzigen Zugang zum Internet. "UMTS ersetzt bei vielen Leuten den fixen Breitbandanschluss", so Serentschy, der darauf hinwies, dass immerhin 27,9 Prozent der befragten Single-Haushalte mit Internet-Anschluss sich exklusiv auf den mobilen Breitbandanschluss verlassen. Trotz iPhone und Android gaben nur 2,5 Prozent der befragten UMTS-Kunden an, das mobile Breitband direkt auf dem Handy zu nutzen. 6,3 Prozent surfen über das Handy als Modem, 91,1 Prozent verwenden Datenkarten und USB-Modems am Computer.

Mobile Breitbandanschlüsse sind in allen Einkommensklassen gleich beliebt. Lediglich bei ADSL-Anschlüssen ist eine starke Korrelation mit der Einkommensklasse zu sehen: 55 Prozent der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von über 3.500 Euro haben einen ADSL-Anschluss, in der Einkommensklasse bis 1.500 Euro sind es nur 33 Prozent.

Abwanderung zu ADSL

2006 nutzten noch 33 Prozent der befragten Haushalte analoge Schmalbandanschlüsse. Diese Zahl ist 2009 auf sechs Prozent gesunken. 35,5 Prozent der Schmalband-User wanderten zu ADSL ab, das mittlerweile fast überall gut verfügbar sei, immerhin 12,9 Prozent zu mobilen Breitbandanschlüssen. Nur 12,3 Prozent wanderten zum Kabelbreitband ab, was Serentschy damit erklärte, dass der Ausbau dieser Netze in Österreich stagniert habe. "Wo es Kabelbreitband gibt, wird dies aber stark nachgefragt", so Serentschy.

Bei den Unternehmen sieht Serentschy Kabelbreitband unterrepräsentiert. Zwar haben 95 Prozent der österreichischen Unternehmen Internet-Zugang, allerdings verlassen sich 75,4 Prozent davon auf ADSL, und nur 14,5 Prozent nutzen Kabelbreitband. 15,5 Prozent der befragten Unternehmen - hier waren Mehrfachnennungen möglich - verwenden mobiles Breitband. Allerdings nutzen nur 23,5 Prozent der befragten Unternehmen den mobilen Breitbandzugang exklusiv.

Online-Handel schwach

Hinsichtlich des Nutzungsverhaltens der Privatkunden gab es auf den ersten Blick wenige Überraschungen. 95 Prozent der Befragten nutzen ihren Anschluss mindestens einmal pro Woche zum Surfen im Web, 91,7 Prozent für E-Mail-Kommunikation. Auf Platz drei folgt Online-Banking mit 42 Prozent, Downloads von Medienprodukten und Software liegen auf Platz vier mit 28,3 Prozent. Online-Communitys werden von 23,4 Prozent der User regelmäßig angesteuert, 21,3 Prozent nutzen Internet-Telefonie, 21,1 Prozent Online-Games - allerdings gehen nur 13,7 Prozent regelmäßig im Netz shoppen.

Diese Feststellung passt zu den Zahlen des vergangene Woche veröffentlichten Eurobarometers, dem zufolge die Online-Einkäufe in Österreich von 2007 auf 2008 um drei Prozent zurückgegangen sind. Laut Eurobarometer hat jeder dritte Österreicher (32 Prozent, EU-Schnitt: 33) im Jahr 2008 via Netz eingekauft. In Großbritannien und in den Niederlanden hingegen waren zwei von drei Einwohnern Kunden eines Internet-Shops.

Probleme bei der Nachfrage

Von ORF.at nach den Zukunftsaussichten des Breitbandmarkts befragt, stellte Serentschy fest, dass es derzeit seitens der Anbieter an attraktiven Angeboten fehle, die beispielsweise die mobilen User wieder ins Festnetz zurückholen würden. "Es gibt einen Nachfrage-Gap", so Serentschy. Die Zufriedenheit der mobilen Nutzer sei hoch, da Web und Mail über UMTS gut genutzt werden könnten.

Hinsichtlich des Glasfaserausbaus befinde sich die RTR derzeit in intensiven Gesprächen mit Providern und Regierung. "Die Kabelanbieter haben weniger Probleme in ihren Netzen, die haben mit der Umstellung auf DOCSIS 3.0 noch etwas Luft", sagte Serentschy. "Die Kupferfraktion, also die Telekom Austria und die Entbündler, hat es schwerer. Die müssen in Glasfaser investieren. Es gibt keinen anderen Weg."

Als wichtigste Anwendungen für die neuen Breitbandnetze sieht Serentschy vor allem Video-on-Demand-Angebote und HDTV: "Wenn es hier attraktive Angebote gibt und die Provider die Glasfaser zum Kunden bringen, werden die Leute umsteigen."

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(futurezone/Günter Hack)