© Bild: CERN, LHC Hadron Collider

LHC-Grid: Österreichs Beitrag nicht gefährdet

COMPUTING
11.05.2009

Österreichs geplanter Rückzug vom Kernforschungszentrum CERN hat vorerst keine Auswirkungen auf den heimischen Beitrag zum Rechnerverbund LHC Computing Grid, so Hochenergiephysiker Christian Fabjan auf Anfrage von ORF.at. Die Systeme in Innsbruck und Wien stehen zur Wiederaufnahme der LHC-Experimente im Herbst 2009 bereit.

Wenn im kommenden Herbst die Experimente am Large Hadron Collider (LHC) des CERN fortgesetzt werden, stehen trotz der aktuellen Ausstiegsdebatte auch die Datenverarbeitungskapazitäten in Österreich zur Verfügung. "Wir sind einsatzbereit", sagte Fabjan, Leiter des Instituts für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (HEPHY), auf Anfrage von ORF.at.

Die Ankündigung von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) vom Donnerstag, nach 50 Jahren Österreichs Mitgliedschaft am CERN beenden zu wollen, habe derzeit keine Auswirkungen auf den heimischen Beitrag zum Grid. "Österreich ist gegenüber CERN eine formale Verpflichtung eingegangen, für den LHC Rechen- und Speicherkapazität bereitzustellen", so Fabjan, daran werde sich auf absehbare Zeit nichts ändern.

Das Ministerium hat sich zum Ausstieg aus der CERN-Mitgliedschaft entschieden, weil es die Kosten in Höhe von jährlich rund 20 Millionen Euro für zu hoch hält. Hahn möchte mit dem CERN eine neue Form der Zusammenarbeit finden oder die Mitgliedschaft auch nur vorübergehend ruhend stellen.

Mitglied im Rechnerverbund

Der Large Hadron Collider wird riesige Datenmengen erzeugen, die von einem über 140 Standorte in 33 Ländern verteilten Rechnerverbund auf Grundlage des am CERN entwickelten Grid-Computing verarbeitet werden sollen. Laut Schätzung des CERN wird der LHC jährlich 15 Petabyte an Daten generieren.

Am HEPHY in Wien und am Institut für Astro- und Teilchenphysik der Universität Innsbruck stehen Rechnersysteme der Hierarchieebene zwei ("Federated Tier 2") für das LHC-Computing-Grid bereit, die in der Endausbaustufe über insgesamt 2.000 Prozessoren verfügen werden. Für Österreichs Beitrag zum Rechnerverbund sind rund 1,2 Millionen Euro budgetiert.

"Grid-Computing zeigt, dass die Grundlagenforschung am CERN auch kurzfristig wichtige Anwendungen in anderen Gebieten als der Teilchenphysik hervorbringt", so Fabjan, der die österreichische Forschung am CERN zwar in den nächsten fünf bis zehn Jahren für gesichert hält, aber befürchtet, dass Österreich nur noch "Mitglied zweiter Klasse" an dem renommierten Forschungszentrum sein werde.

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(futurezone/Günter Hack)