Breiter Unmut über CERN-Ausstieg

FORSCHUNG
12.05.2009

Über 6.000 Unterschriften für Online-Petition

Eine vom Fachausschuss Kern- und Teilchenphysik (FAKT) der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft (Austrian Physical Society) gestartete Online-Petition gegen den Ausstieg Österreichs aus dem Europäischen Kernforschungszentrum CERN hat am ersten Tag der Freischaltung über 6.000 Unterstützer-Unterschriften erhalten.

Auch die Liste der Wortmeldungen und offenen Briefe durch österreichische und internationale Wissenschaftler - darunter auch Nobelpreisträger - wird immer länger.

Seitens des vom Ausstieg am meisten betroffenen Instituts für Hochenergiephysik (HEPHY) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) befürchtet man laut einer Aussendung vom Dienstag eine Schwächung von Österreichs Reputation als zuverlässiger Partner in weltweiten Projekten.

Schaden für "wissenschaftliche Kulturnation"

Abgesehen von schwerwiegenden Folgen für die heimische Wissenschaft und für die am CERN engagierten österreichischen Firmen schade der CERN-Austritt auch dem Status Österreichs als "wissenschaftliche Kulturnation". Man "wäre nicht mehr beteiligt, Antworten auf so wesentliche Fragen wie die nach dem Aufbau und dem Zusammenhalt der Materie oder nach dem Ursprung und der Entwicklung des Universums zu finden", so Christian Fabjian, Direktor des HEPHY.

Der Zeitpunkt des Austritts käme zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt, ist Fabjian überzeugt. Im Herbst 2009 sollte das Forschungsprogramm am Large Hadron Collider (LHC), das größte Wissenschaftsexperiment der Menschheit, gestartet werden. Dieses Experiment habe das Potenzial, "unser Verständnis des Kosmos zu revolutionieren". Es sei so attraktiv, dass in den vergangenen vier Jahren die Zahl der Forscher am CERN um 50 Prozent angestiegen sei und neue Länder um Mitgliedschaft ansuchten.

Österreich würde dagegen die Früchte seiner jahrzehntelangen intellektuellen und finanziellen Beiträge nicht ernten können. In Zukunft würde vielen enthusiastischen, exzellenten Studenten und Jungforschern der Zugang zu dieser Spitzenforschungsrichtung verwehrt. Nicht zuletzt würden aus dem mit der Teilchenphysik gewonnenen Verständnis der Naturgesetze immer wieder für die gesamte Menschheit nützliche Anwendungen entwickelt. Ein Beispiel sei das Krebstherapiezentrum MedAustron, das in Wiener Neustadt errichtet wird.

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(APA)