Das nächste Betriebssystem für Netbooks
Microsofts kommendes Betriebssystem Windows 7 wird sich zwar für den Einsatz auf Netbooks eignen. Die Frage ist nur, ob die User dafür zahlen wollen. Mit einer eigenen Starter Edition versucht Microsoft, Windows 7 preislich zu Linux konkurrenzfähig zu machen - allerdings mit der Einschränkung, dass damit nur drei Programme gleichzeitig genutzt werden können.
Mit Windows 7 will Microsoft einige Fehler aus den letzten Jahren wiedergutmachen. Unter anderem soll das neue Betriebssystem so schlank sein, dass es sich auch auf der beliebten Geräteklasse der Mini-Notebooks einsetzen lässt.
Auf Netbooks nicht vorbereitet
Als Asus Ende 2007 mit dem Eee PC 701 das erste Netbook vorstellte, war darauf nicht Windows, sondern Linux als Betriebssystem vorinstalliert. Der Grund dafür ist einfach: Windows Vista ist für leistungsschwächere Systeme wie Netbooks schlicht nicht ausgelegt, auch der damalige Preispunkt von 299 Euro wäre damit nicht haltbar gewesen.
Die OEM-Version (vorgesehen für den Verkauf mit einem neuen Rechner) von Vista Home Basic kostet derzeit um die 72 Euro, Home Premium rund 84 Euro, wobei diese Preise nur Richtwerte sind, da gerade bei hohen Abnahmezahlen Microsoft natürlich Rabatte gewährt.
Um dem absehbaren Siegeszug von Linux auf Netbooks überhaupt etwas entgegenhalten zu können, reanimierte Microsoft nach einigem Zögern das eigentlich bereits eingemottete Windows XP und bot es in einer vergleichsweise günstigen Lizenz und mit Einschränkungen bei der Hardware-Spezifikation speziell für Netbooks an. Seitdem ist Windows in dieser neuen Geräteklasse stark vertreten, wenn auch in einer alten Version. Ende 2008 stand laut Zahlen von Marktforscher GfK das Verhältnis Windows - Linux auf Netbooks 80 zu 20.
Starter Edition "speziell" für Netbooks
Nun wird der Vista-Nachfolger Windows 7 zwar grundsätzlich auf Netbooks produktiv einsetzbar sein, die Kostenfrage bleibt allerdings bestehen, denn Windows 7 wird sich laut Auskunft von Microsoft Österreich preislich an Vista orientieren. Hier will Microsoft nun mit einer eigenen Starter Edition gegensteuern, die ursprünglich nur für Entwicklungsländer gedacht war, zum Start von Windows 7 aber weltweit angeboten werden soll. Diese preislich günstigste Version von Windows 7 hat allerdings eine Einschränkung: Es sind nur drei Programme gleichzeitig darauf ausführbar. (Die genauen Auswirkungen dieser Einschränkungen waren mangels Testmöglichkeit nicht überprüfbar.)
"Die Starter Edition ist dezidiert für Mini-Notebooks gedacht und speziell auf diese Hardware spezifiziert", sagte Robert Lampl, bei Microsoft Österreich für Windows zuständig, gegenüber ORF.at. Sie werde allerdings nur über OEM-Partner, und damit nur vorinstalliert, angeboten, einzeln zu kaufen wird es sie nicht geben. Grundsätzlich seien zwar auch andere Windows-7-Version auf Netbooks nutzbar, die Starter Edition habe aber einen Preisvorteil, so Lampl.
Teurer als Windows XP
Zwar gibt es noch keine offizielle Preisliste für Windows 7, für OEM-Partner sollen sich die Mehrkosten für die Starter Edition im Vergleich zu XP Home Basic laut Lampl aber im einstelligen Prozentbereich bewegen. Ob Netbooks mit der Windows 7 Starter Edition somit teurer werden, könne er nicht sagen, so Lampl. Es liege im Endeffekt beim OEM-Partner, wie er seine Produkte preislich positioniere und über welche Kanäle er sie anbiete.
"Es gibt ja schon Möglichkeiten, Netbooks für null Euro, etwa über Mobilfunker, zu kaufen." Microsoft selbst geht davon aus, dass Netbooks sowohl mit der Starter Edition als auch höheren Versionen von Windows 7 angeboten werden. Allerdings soll laut Lampl auch Windows XP noch eine Weile parallel zu Windows 7 angeboten werden.
Während Software-Lizenzen bei teurer Hardware verhältnismäßig nicht so schwer ins Gewicht fallen, könnten die Lizenzkosten für Windows 7 bei Netbooks für Microsoft durchaus zum Problem werden. Nicht zuletzt weil Microsoft Windows XP mit kolportierten 30 Dollar pro Lizenz für Netbooks besonders günstig anbietet, konnte sich XP in dieser Geräteklasse für Preisbewusste überhaupt durchsetzen. Dafür gab es zwar ein altes, aber grundsätzlich voll funktionsfähiges Betriebssystem.
Preisspanne bis 400 Euro
Den aktuellen Preispunkt der Netbooks wird Microsoft bei Windows 7 voraussichtlich nur mit der Starter Edition halten können, die allerdings eben nur drei Programme (ausgenommen jene, die im Hintergrund laufen) gleichzeitig zulässt. Dabei stellt sich die Frage, ob die Kunden bereit sind, diese Einschränkungen in Kauf zu nehmen, lieber mehr Geld für eine höherwertige Version von Windows 7 hinlegen oder gar zu Linux wechseln.
"Der Netbook-Markt hat eine Preisspanne bis 400 Euro, so viel sind die Kunden bereit, dafür zu zahlen", meinte dazu etwa Holger Schmidt von Asus Deutschland. Zwar hat Netbook-Pionier Asus noch keine offiziellen Pläne für den Einsatz von Windows 7 auf Netbooks, es darf aber davon ausgegangen werden, dass Windows 7 zumindest angeboten werden wird. Über die zu erwartenden Verkaufspreise von Netbooks mit Windows 7, egal welche Version, konnte Schmidt naturgemäß nichts sagen.
Der Preispunkt soll wandern
Auch bei den anderen Netbook-Herstellern war auf Anfrage von ORF.at über ihre Windows-7-Pläne noch nichts Genaues zu erfahren - zumindest offiziell. Einige Hersteller zeigten sich allerdings grundsätzlich nicht besonders glücklich über die aktuellen Preise für Mini-Notebooks und hätten wohl nichts dagegen, wenn die Preise wieder anziehen würden. Denn die Margen sind je nach Hersteller prozentuell mit Notebooks zwar vergleichbar, in absoluten Zahlen allerdings weit niedriger. Damit müssten und müssen die Hersteller deutlich mehr Netbooks verkaufen, um nicht an Gewinn und Umsatz zu verlieren. Dabei zählt jeder Euro-Cent.
Als wahrscheinlichstes Szenario zeichnet sich laut Industrie derzeit ab, dass einige Hersteller versuchen werden, den Preispunkt für Netbooks wieder höher zu setzen und dabei bessere Hardware mit einer höheren Version von Windows 7 anzubieten, und andere den derzeitigen Preispunkt mit weniger performanter Hardware und der Starter Edition beziehungsweise Linux zu halten versuchen.
Erfolgsdruck für Microsoft
Sollte der Markt diese Optionen aber nicht annehmen, düften die führenden Hersteller auf die Barrikaden steigen und entsprechenden Druck auf Microsoft und seine Lizenzpolitik ausüben. Im Bestreben, Windows 7 nach der Pleite mit Vista zum dringend benötigten Erfolg zu machen, könnte Microsoft diesem Druck nachgeben müssen - und dabei seinerseits Gefahr laufen, mit Windows 7 weniger zu verdienen als nötig.
Klar ist, dass Microsoft alles daransetzen wird, mit seinem neuen Vorzeigeprodukt auf möglichst vielen Geräten vertreten zu sein - zu welchem Preis und wer genau den dann zahlt, wird sich zeigen.
(futurezone/Nadja Igler)