Kinderhilfe auf Stimmenfang für Netzsperren
Unterschriftenaktion in deutschen Fußgängerzonen
Die Deutsche Kinderhilfe fordert seit Jahren eine Sperre bestimmter Internet-Seiten. In den nächsten Tagen wollen laut "Welt am Sonntag" Mitarbeiter der Organisation vor großen Betrieben, in Fußballstadien und Fußgängerzonen um Unterschriften werben. Ziel der Deutschen Kinderhilfe ist es, bis zur ersten Anhörung des Gesetzes im Bundestagsausschuss 100.000 Unterschriften zu sammeln.
Ein Großteil der Deutschen ist laut einer Meinungsumfrage für eine Sperre kinderpornografischer Seiten im Netz. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap gaben 92 Prozent an, für eine Sperre zu sein, wie die "Welt am Sonntag" berichtete. Sieben Prozent sprachen sich demnach dagegen aus, ein Prozent äußerte sich nicht.
Die Umfrage wurde für die Deutsche Kinderhilfe durchgeführt. Der Hilfsorganisation wurde 2008 Intransparenz bei der Verwendung von Fördermitteln vorgeworfen, sie wurde daraufhin vom Deutschen Spendenrat (DSR) ausgeschlossen. Jetzt versucht sich die Organisation neben dem Deutschen Kinderschutzbund zu etablieren.
Gegner "eine Minderheit"
Vor einer Woche waren bei einer Online-Petition mit dem Ziel, das umstrittene Gesetz des deutschen Familienministeriums zur Sperre kinderpornografischer Webseiten zu stoppen, innerhalb weniger Tage 70.000 Unterschriften gesammelt worden. Die Gegner argumentierten mit der Sorge vor Zensur und einer Einschränkung der Informationsfreiheit im Internet.
"Das Ergebnis der Umfrage bestätigt meinen Eindruck, dass es sich bei den Unterschreibern der Online-Petition um Internet-Liebhaber, Blogger, im Grunde also um eine Minderheit handelt - wenn auch eine gut organisierte", sagte der Chef der Deutschen Kinderhilfe, Georg Ehrmann, der "Welt am Sonntag".
Auch die FDP hatte sich am Freitagabend gegen Internet-Sperren zur Bekämpfung von Kinderpornografie ausgesprochen. "Mit den geplanten Sperrungen wird die Tür für eine weitere Regulierung des Internets geöffnet", hieß es von der FDP.
(AFP/futurezone)