Obama lädt zum Daten-Mashup
Barack Obamas neuer Chief Information Officer lädt Entwickler zum Experimentieren mit US-Regierungsdaten ein. Die Web-2.0-Szene ist begeistert und hat einen Wettbewerb für Programmierer ausgeschrieben, in dessen Rahmen neue Anwendungen für die freigegebenen Daten geschaffen werden sollen. Damit soll der Washingtoner Regierungsapparat transparenter und effizienter werden.
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Am Sonntag um 22.30 Uhr sendet das Ö1-Netzkulturmagazin "matrix" einen Bericht von Janko Röttgers über die IT-Politik der Obama-Regierung und deren neue Freunde im Silicon Valley.
Ozonwerte in großen US-amerikanischen Städten, Erdbebenmessdaten und die Flugwege der nordamerikanischen Wandervögel: Das und mehr lässt sich seit gut einer Woche von der neuen Website Data.gov herunterladen, mit der Vivek Kundra, Chief Information Officer der Regierung von US-Präsident Obama, für mehr Transparenz und Effizienz in Washington sorgen will.
Die Website listet derzeit rund 50 Datensätze, verfügbar als Excel-Dateien und in anderen weiter nutzbaren Datenformaten. Aufgrund der US-amerikanischen Copyright-Gesetzgebung sind Regierungsdaten automatisch gemeinfrei. Entwickler können sie also problemlos nutzen, um damit kreative Datenanwendungen ("Mashups") und kommerzielle Web-Angebote zu erstellen.
Obama und die Start-up-Kultur
Beifall gibt es dafür unter anderen vom US-amerikanischen Buchverleger Tim O'Reilly. "Die Obama-Regierung versteht Start-up-Kultur", ist sich O'Reilly sicher. Seiner Meinung nach werden Initiativen wie Data.gov zu Angeboten führen, für deren Entwicklung der Regierung schlicht und einfach die Kapazität fehle. "Wir werden eine Fülle von neuen Diensten für Bürger haben, die von Dritten mit Hilfe von Regierungsdaten erschaffen wurden", prophezeit O'Reilly.
Obamas Regierung folgt damit in den Augen von O'Reilly dem Beispiel von Web-Angeboten wie Facebook und Flickr. Das Ziel müsse sein, dass die Regierung wie ein typisches Web-2.0-Unternehmen zu einer Plattform werde, erklärt er. "Wenn eine Regierung wie eine Plattform funktioniert, ermöglicht sie es, dass andere aktiv werden."
Im Rahmen einer Diskussion zur EU-Wahl haben sich die Europaabgeordneten Eva Lichtenberger (Grüne) und Hans-Peter Martin dafür ausgesprochen, auch die Website des EU-Parlaments offener und transparenter zu machen.
Apps for America
O'Reilly wurde im Netz unter anderem dafür bekannt, dass er den Begriff Web 2.0 geprägt hatte. In den letzten Monaten beklagte er sich jedoch immer häufiger darüber, dass sich Web-2.0-Entwickler nicht daran beteiligen, soziale Probleme zu lösen.
Bisher hält sich die Zahl der auf Data.gov-Daten basierenden Mashups noch in Grenzen. Damit sich das ändert, hat O'Reilly jetzt gemeinsam mit Google und der Sunlight Foundation einen Preis namens Apps for America ausgerufen. Eine kreative Nutzung der Regierungsdaten kann Entwicklern dabei bis zu 10.000 Dollar Preisgeld einbringen.
(matrix/Janko Röttgers)