Rüstungskonzerne rekrutieren für Cyberkrieg
Die US-Rüstungsindustrie rechnet mit milliardenschweren Aufträgen der US-Regierung bei der Bekämpfung von Internet-Spionage und zur Vorbereitung von Cyberangriffen.
Die am Freitag bekanntgewordenen Pläne des US-Verteidigungsministeriums zur Einrichtung eines Militärstabs für Cyberkriegsführung und die von US-Präsident Barack Obama angekündige Schaffung einer Koordinationsstelle für das milliardenschwere Regierungsprogramm zum Schutz vor Internet-Attacken lassen die US-Rüstungsindustrie auf lukrative Aufträge hoffen.
Die Vertragspartner der US-Regierung - darunter Northrop Grumman, General Dynamics, Lockheed Martin und Raytheon - würden bereits seit längerem im großen Stil "Cybersoldaten" rekrutieren, berichtete die "New York Times" ("NYT") am Sonntag.
"Cyberninjas" gesucht
Die Rezession spielt den Rüstungskonzernen dabei in die Hände. In Zeiten, in denen die IT-Industrie Leute entlässt, suche der militärisch-industrielle Komplex über Inserate nach "Cyberninjas", kaufe kleinere Unternehmen und finanziere akademische Forschung, so die Zeitung.
Die Rüstungskonzerne erhoffen sich laut "NYT" Aufträge zum Schutz der US-Infrastruktur, zur Absicherung militärischer Netzwerke und zur Planung von Cyberangriffen. Damit sollen auch rückläufige Aufträge bei konventionellen Waffen kompensiert werden.
"Religiöse Intensität"
Schon heute investiert die US-Regierung jährlich rund zehn Milliarden Dollar in die Computersicherheit. In den kommenden Jahren sollen die Ausgaben nach Schätzungen von Experten rasant steigen. Das Interesse des Pentagon an der Cyberkriegsführung habe beinahe "religiöse Intensität" erreicht, sagte der Militärhistoriker Daniel T. Kuehl der Zeitung.
Nach Expertenschätzungen beschäftigt das Militär bereits jetzt bis zu 5.000 Spezialisten für Informationsoperationen, 50.000 bis 70.000 Soldaten sind in die elektronische Kriegsführung involviert. Diese Zahl solle auf über 88.000 steigen, zitierte die "New York Times" einen Militäranalysten.
"Wohlstand hängt von Cybersicherheit ab"
US-Präsident Obama kündigte am Freitag die Einrichtung der Stelle eines Internet-Beauftragten im Weißen Haus an, der für die Abwehr von Cyberangriffen verantwortlich sein soll. "Der Wohlstand Amerikas wird von der Cybersicherheit abhängen", sagte Obama. Der Name des "Cyberzars" soll in der kommenden Woche bekanntgegeben werden.
Parallel dazu plant das US-Verteidigungsministerium laut "NYT" die Einrichtung eines Militärstabs zur Abwehr von Internet-Angriffen und zur Vorbereitung eines Angriffskrieges per Internet.