Handy-TV: Betreiber zufrieden
Vor einem Jahr ist in Österreich der Startschuss für das Handyfernsehen via DVB-H gefallen. Die Handynetzbetreiber zeigen sich mit der Nutzung "zufrieden", bemängeln aber das Fehlen von Endgeräten.
Nach zwölf Monaten Handy-TV in Österreich ist die Zahl der DVB-H-Nutzer dem Vernehmen nach überschaubar. Die Handynetzbetreiber veröffentlichen allerdings keine genauen Kundenzahlen. Die Media Broadcast, die die Handy-TV-Plattform betreibt, sei dennoch "zufrieden", sagt Österreich-Geschäftsführer Henrik Rinnart.
Zu wenige Endgeräte für den Massenmarkt
Eine Schwachstelle liege noch bei der Auswahl der Endgeräte. Laut Rinnart werden auf dem Markt derzeit nur drei Modelle angeboten, was für einen Massenmarkt definitiv zu wenig sei. Die Endgerätehersteller seien "dringend gefordert, attraktive und massenmarktfähige Endgeräte auf den Markt zu bringen", findet auch Andreas Martin vom Mobilfunkbetreiber Hutchison 3G. Er hofft darauf, dass der Druck in Richtung Endgeräteindustrie steigen wird, sobald auch große Märkte in Europa DVB-H anbieten werden.
Keine Messungen der Sehgewohnheiten
Derzeit werden in Österreich rund 52 Prozent der Bevölkerung mit dem DVB-H-Signal versorgt. Zu empfangen sind neben den ORF-Sendern, ATV und Puls 4 auch mehrere deutsche Privatprogramme sowie - mit einem Standbild vertreten - verschiedene Radiosender. Dieses Basispaket ist gegen eine Gebühr von drei bis fünf Euro monatlich mobil empfangbar. Welcher Sender am Handy am besten ankommt, ist laut Martin schwer zu sagen, weil es noch keine Messung gibt. Obwohl die Media Broadcast angekündigt hatte, auf eine rasche Aufnahme in den Teletest drängen zu wollen, wird DVB-H bis dato hier nicht erfasst.
Werbebuchungen nehmen zu
Aus der Erfahrung mit Streaming könne aber laut Martin abgeleitet werden, dass "speziell Sender mit einer Fokussierung auf Inhalte für Kinder und Jugendliche die Nase vorne haben", etwa Nickelodeon. "Aber natürlich sind auch etablierte TV-Marken wie ORF, ATV und Puls 4 sehr beliebt", so Martin. Auch die Werbeindustrie hat das Handyfernsehen bereits für sich entdeckt. Laut dem Mobilfunkbetreiber "3" hat sich die Buchungssituation gerade in den vergangenen Monaten "extrem positiv" entwickelt.
Scheitern in Deutschland
In Deutschland ist der Versuch, Handyfernsehen via DVB-H kommerziell einzuführen, im Vorjahr allerdings vorerst gescheitert. Das Konsortium Mobile 3.0 musste Ende Oktober 2008 die Sendelizenzen an die Landesmedienanstalten zurückgeben, weil es nicht gelungen war, Vertriebspartner für das kostenpflichtige Handy-TV zu finden.
"Logisches" Zukunftsszenario
In Österreich ist Rinnart hinsichtlich der Zukunft von Handy-TV zuversichtlich. Der TV-Konsum nehme auch heute noch immer weiter zu, genau wie die Handynutzung. "Fernsehen auf dem mobilen Endgerät ist daher nur logisch." Martin fasst das Zukunftsszenario weiter: "Wir sehen das Thema unter dem Dach 'TV in mobilen Situationen'. Und TV in einer mobilen Situation muss nicht notwendigerweise auf einem Handy, sondern kann durchaus auch auf einem mobilen Laptop oder anderen Devices erfolgen."
(APA)