Freie Straßenkarte ohne GPS aktualisieren
Endlich ergibt das Internet-Ausdrucken Sinn. Mit Hilfe des vor wenigen Tagen gestarteten Webportals Walking Papers kann die Straßenkarte OpenStreetMap nämlich auch ohne eigenes GPS-Gerät ergänzt werden. Das ist besonders beim Eintragen von Details wie Hausnummern und Sehenswürdigkeiten nützlich.
Etwa 80.000 freiwillige Mitarbeiter, die Mapper, sammeln für das Projekt OpenStreetMap (OSM) weltweit Daten über Straßen, Brücken, Einbahnen und Radwege und tragen diese in eine freie Datenbank ein. Etwa 1.200 aktive Mapper gibt es alleine in Österreich. So enstand eine freie Straßenkarte, die unter der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA steht. Diese Lizenz erlaubt es dem Nutzer, die Karte auf der eigenen Website und in gedruckten Publikationen zu verwenden, ohne dafür eine Gebühr entrichten zu müssen.
Änderungen mit dem Stift
Die freie Straßenkarte, die es auch für Österreich gibt, wird von den Mappern zwar laufend aktualisiert, fehlerfrei ist sie freilich nicht. Oft fehlen auch noch Details, spezielle "Points of Interest" (POIs) wie Sehenswürdigkeiten oder einfach nur öffentliche WCs, Banken, Parkplätze und Tankstellen. Jetzt können auch Menschen bei der Aktualisierung der Daten mithelfen, die über kein eigenes GPS-Gerät verfügen, mit dem sie ihre Spuren aufzeichnen können.
Integrieren mit Potlatch
Potlatch ist ein Online-Editor für OpenStreetMap. Er kann genutzt werden, um neue Straßen, Schienen, Flüsse oder andere Dinge zu kartografieren und vorhandene Objekte zu ändern.
Mit Walking Papers gibt es seit kurzem ein Webportal, auf dem jeder Interessierte Ausschnitte der freien Straßenkarte herunterladen kann, um diese dann händisch zu bearbeiten. Die Karte kann vom Nutzer ausgedruckt und mitgenommen werden, um an Ort und Stelle mit einem Stift die Änderungen einzuzeichnen. Anschließend kann der Ausschnitt eingescannt und wieder hochgeladen werden.
Per Online-Editor einzeichnen
Nach dem Hochladen der Karte wird diese von einem Programm analysiert, das mittels eines QR-Codes, einer Art zweidimensionalem Strichcode auf dem ursprünglichen Ausdruck, herausfindet, woher der Ausschnitt stammt. Dieser enthält die geografischen Koordinaten des Scans, sagte Michal Migurski, der Entwickler von Walking Papers, gegenüber ORF.at.
Danach wird das Bild der eingescannten Karte in einem bestimmten Format, das dem von Google Maps ähnlich ist, in Einzelstücke zerlegt und online veröffentlicht. Dieses Bild kann dann mit dem Flash-basierten Online-Editor Potlatch in die OpenStreetMap-Karte integriert werden. Man hat dabei im Editor statt des bei OSM üblichen Yahoo-Luftbildes das gescannte Papier als Hintergrund und kann darauf die zu bezeichnenden Änderungen eintragen. Das Yahoo-Luftbild wird normalerweise von den Mappern dazu verwendet, Straßen nachzuzeichnen. Bei Walking Papers dient die Originalkarte als Hintergrund, da die Straßen in großen Zügen bereits vorhanden sind und man lediglich POIs wie Gasthäuser, Geschäfte und Hausnummern einzeichnet.
Jeder kann mithelfen
Walking Papers eignet sich sowohl für erfahrene Mapper, die gerade kein GPS-Gerät bei der Hand haben, als auch für Laien, die über keine Mapping-Erfahrung verfügen und etwa in einer Straße fehlende Hausnummern nachtragen wollen, um die Straßenkarte zu vervollständigen. Das Portal bietet den Usern beim Hochladen die Möglichkeit, die Scans der Karte selbst in die OpenStreetMap-Karte zu implementieren oder andere, erfahrene Mapper zu bitten, das für sie zu erledigen.
"Wenn jemand dem Projekt einfach nur helfen möchte, kann er andere Nutzer darum bitten, die Änderungen in der Karte einzutragen", so Migurski. Das Portal bietet außerdem Nutzern, die über keinen Drucker oder Scanner verfügen, die Möglichkeit, die Kartenausschnitte auszudrucken und per Post zuzuschicken. Da das Projekt allerdings erst wenige Tage alt ist, hat bisher laut Migurski noch niemand von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
"Mapping Partys" zeigen, wie es geht
Migurski, der Entwickler von Walking Papers und Technologiechef des US-Unternehmens Stamen Design aus San Francisco, ist selbst ein engagierter Mapper. Er hat in seiner Heimatstadt vor wenigen Tagen die erste "Mapping Party" initiiert, auf der Walking Papers erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Der Großteil der Nutzer stammt bisher allerdings aus Europa. Deutschland führt das Länderranking derzeit an. Doch auch in Österreich wurden bereits erste Ausschnitte ausgedruckt und eingescannt. Der Wiener OSM-Pionier Andreas Labres sieht in Walking Papers eine gute Möglichkeit zur "Detailanreicherung".
(futurezone/Barbara Wimmer)