Speed-Modus für Apples iPhone
Apples nächste iPhone-Generation 3GS ist zwar keine Revolution, bietet dafür aber einige willkommene Neuerungen. Die Internet-Verbindung und auch die Programme sind spürbar schneller, die Qualität der Kamerabilder deutlich besser, und das Display muss nun nicht mehr jedes Mal geputzt werden. Die Spracheingabe ist dafür sehr launisch geraten.
Als Apple Anfang Juni im Rahmen seiner World Wide Developers Conference in San Francisco das iPhone 3GS vorstellte, war mancherorts ein leises "Ach" zu hören. Viel war im Vorfeld über mögliche größere und kleine Versionen eines Apple-Handys spekuliert worden, und nun sah das vorgestellte Produkt genauso aus wie die bisherigen Modelle.
Apple selbst hat wenig Grund, am Erfolgsgerät iPhone zumindest optisch etwas zu ändern, um aber die Nutzer - und Käufer - bei Laune zu halten, hat der Hersteller am Innenleben und den Funktionen geschraubt. Nicht viel, aber für Apple offenbar genug, um das 3GS als neues Modell anzupreisen. Wäre es ein Notebook, würde Apple ihm wohl kaum einen eigenen Modellnamen spendieren.
S wie Speed
Das S des iPhone 3GS steht laut Apple für Speed, und das durchaus berechtigt, wie ein erster Test von futurezone.ORF.at zeigt: Der Internet-Zugriff und auch die Programme sind auf dem iPhone 3GS tatsächlich schneller als auf dem iPhone 3G, was einerseits am schnelleren Prozessor liegen dürfte, aber auch am größeren Arbeitsspeicher.
Apple hat zudem laut eigenen Angaben in der OS-Version 3.0 an der Leistung des Safari-Browsers geschraubt, und das iPhone 3GS unterstützt HSDPA mit bis zu 7,2 MBit/s statt bisher 3,6. In Summe ergibt das im Vergleich mit einem iPhone 3G unter OS3 einen zügigen und bis zu doppelt so schnellen Aufbau der Websites. App-Aktualisierungen über WLAN sind ebenfalls merkbar schneller, und Games wie "Die Sims 3" laden auf dem neuen iPhone auch deutlich zügiger.
Im Einsatz als UMTS-Modem mit einem Netbook unter Windows 7 (RC) zeigte sich das iPhone ebenfalls von der flotten Seite, die Einrichtung war zudem binnen Sekunden erledigt, da das von T-Mobile getestete Gerät das Internet-Tethering von Haus aus unterstützt.
Autofokus und Videofunktion
Ebenfalls erfreulich sind die neuen Funktionen der integrierten Kamera mit nun drei (2.048 mal 1.536) statt zwei (1.600 mal 1.200) Megapixel: Ihr hat Apple einen, wenn auch etwas langsamen, Autofokus verpasst, der durch Antippen des Bildschirms auf das Motiv gerichtet werden kann. Weißabgleich und Belichtung werden ebenfalls automatisch angepasst, wobei der Nutzer bei keiner der drei Funktionen selbst eingreifen kann, um das Ergebnis noch weiter zu optimieren. Dafür werden die Bilder nun schneller verarbeitet, und die Kamera kann auch mit kurzen Distanzen (bis zu zehn Zentimeter) umgehen, ohne dass die Bilder zu Pixelsuppen verschwimmen. Profi-Qualität kann aber man weiterhin keine erwarten.
Neu ist außerdem die Videofunktion, die zwar respektable Aufnahmen samt Ton schafft, aber eben "nur" eine Handycam ist. Wer mehr will, sollte sich dann doch eine ordentliche Ausrüstung anschaffen. Die Videos können dafür, automatisch komprimiert, direkt aus der Kameraanwendung auf YouTube hochgeladen werden, was die Anzahl der dort verfügbaren Filme wohl wieder ein wenig steigern wird.
Das Putztuch darf stecken bleiben
Auch die anderen Neuerungen sind zwar nicht unbedingt weltbewegend, aber durchaus sinnvolle Ergänzungen, wie zum Beispiel der integrierte Kompass, der die Karten automatisch in die richtige Richtung dreht. Eine echte Wohltat ist hingegen die neue Display-Oberfläche, die einen großen Teil der ob des Touchscreens unvermeidlichen Fingertapper schluckt, wodurch das Putztuch länger in der Tasche bleiben kann. Der Akku des 3GS soll ebenfalls etwas leistungsfähiger sein, bei der Nutzung von 3G aber weiterhin nur fünf Stunden durchhalten.
Weitere Funktionen wie das Ausschneiden, Kopieren und Einfügen von Inhalten sowie Widerrufen von Eingaben durch Schütteln, Tastatur im Querformat (nur bei manchen Programmen), MMS-Versand, die Suche in Mail, Kalender, Notizen und iPod, Sprachmemos, das Internet-Tethering, Stereo-Bluetooth und eine Verschlüsselungsoption für Daten sind mit der OS-Version 3.0 auch auf dem Vorgänger verfügbar.
Sprachsteuerung wenig hilfreich
Die Bedienungshilfen für Menschen mit Behinderungen wie Voice-over, Zoomen und die Monochrom-Darstellung wiederum sind nur auf dem iPhone 3GS verfügbar. Auch die Sprachsteuerung gibt es nur für das iPhone 3GS, sie ist allerdings mehr ein Gimmick, denn nur in den seltensten Fällen erriet sie im Test auch, was von ihr verlangt wurde. Auf der Suche nach Musik wählte sie lieber eine der gespeicherten Nummern, auf der Suche nach einer Nummer beendete sich das Programm gerne selbstständig, wenn es keinen passenden Befehl fand - möglicherweise aus Frust -, und erschwert so auf lange Sicht vielleicht sinnvolles Üben.
Update Richtung brauchbares Werkzeug
In Summe hat sich das iPhone mit der Version 3GS vom mitunter belächelten Spielzeug (hierzulande vor allem die Version ohne UMTS) zu einem immer mehr ernst zu nehmenden Werkzeug entwickelt. Wer bereits ein iPhone 3G besitzt und mit dessen Leistung zufrieden ist, wird wohl kaum zur nächsten Version greifen, wer allerdings über eine Neuanschaffung nachdenkt, sollte die Version S bevorzugen.
(futurezone/Nadja Igler)