© Reuters/Nigel Roddis, Isle of Man

Legaler Musiktausch auf der Isle of Man

FLATRATE
28.06.2009

Die Isle of Man will ihren Bewohnern legalen Musiktausch anbieten. Noch in diesem Sommer soll ein erster Feldversuch starten. Verfechter einer pauschalen "Kulturflatrate" könnten jedoch enttäuscht sein. Die Verhandlungen mit den Plattenfirmen sind derzeit noch am Laufen.

Anfang des Jahres machte die Isle of Man mit einem radikalen Vorschlag Schlagzeilen: Die Kronkolonie vor der Küste Großbritanniens will ihren Bewohnern den legalen Tausch von Musik zum monatlichen Festpreis anbieten. Für eine geringe Gebühr sollen Nutzer dann so viele kopierschutzfreie Songs herunterladen und tauschen können, wie sie wollen. Anhänger der "Kulturflatrate" waren von dem Vorschlag hellauf begeistert, Kritiker witterten darin indes eine neue Form des Musikindustriesozialismus.

Möglicherweise wurde der Vorstoß jedoch von beiden Seiten falsch verstanden. "Das ist keine Legalisierung des Illegalen", erklärte dazu jetzt Ron Berry, der als E-Commerce-Berater der Isle of Man für den "Musikflatrate"-Vorstoß verantwortlich ist. Ziel der Initiative ist es nicht, die Nutzung von Plattformen wie Pirate Bay zu legalisieren. Stattdessen geht es Berry darum, den bisherigen Tauschbörsen mit einem legalen und lizenzierten Tauschangebot Konkurrenz zu machen. Berry dazu: "Warum würde jemand illegale Angebote nutzen, wenn es ein sehr günstiges legales Modell gibt?"

Zusätzliche Inhalte gegen Aufpreis

Zu den Details des kommenden Angebots hält sich Berry bisher bedeckt, wohl auch, weil die Verhandlungen mit Plattenfirmen und anderen Rechteinhabern noch andauern. Alle Zeichen deuten derzeit jedoch darauf hin, dass Nutzer Zugriff auf eine eigene Tauschbörse bekommen werden. Dort werden sie untereinander Titel tauschen können, aber auch Zugriff auf autorisierte Kopien der beteiligten Plattenfirmen haben.

Gleichzeitig wird es die Möglichkeit geben, gegen einen Aufpreis exklusive Inhalte wie etwa für das Home-Theater-System aufbereitete Aufnahmen zu kaufen. Berry vergleicht das Flatrate-Modell deshalb auch mit einem Einkaufscenter, indem es zahlreiche kostenlose Proben gibt. Manchen Nutzern würden diese kostenlosen Proben ausreichen, andere würden dagegen ohne weiteres mehr ausgeben wollen.

Ein ernsthaftes Umdenken

Heute auf Ö1

Dieser Beitrag ist heute um 22.30 Uhr im Ö1-Magazin "matrix" zu hören. Anna Masoner sprach mit Volker Grasmuck über die Idee einer "Kulturflatrate" und Janko Röttgers berichtet von den ersten praktischen Schritten in Richtung legaler Musiktauschbörsen auf der Isle of Man und in anderen Ländern.

Die führenden Firmen in der Musikindustrie klagen seit Jahren darüber, dass ihnen der kostenlose Musiktausch in Filesharing-Netzwerken das Geschäft verdirbt. "Die Plattenfirmen reagierten darauf jedoch wie Dinosaurier", glaubt Berry. "Sie nutzen die Möglichkeiten der digitalen Welt nicht."

Derzeit finde in der Branche jedoch ein ernsthaftes Umdenken statt. Berry weiß zu berichten, dass die Verhandlungen mit Rechteinhabern bereits im fortgeschrittenen Stadium seien. "Gerade die großen Plattenfirmen ändern sich und werden offener für solche Ideen", erklärt er. Berry hofft deshalb, noch in diesem Sommer mit einem Feldversuch für legalen Musiktausch starten zu können.

Mehr zum Thema:

(matrix/Janko Röttgers)