Ex-Siemens-Manager will aussagen
Der am Donnerstag verhaftete frühere Chef von Siemens Griechenland, Michael Christoforakos, will bei der Aufklärung des Siemens-Schmiergeldskandals mit den deutschen Behörden kooperieren und bringt frühere Vorstände des Konzerns zum Zittern.
Christoforakos solle in dieser Woche von der Münchner Staatsanwaltschaft vernommen werden, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Er könne den Ermittlern wertvolle Hinweise darüber liefern, welche ehemaligen Siemens- Vorstände und welche Politiker in Athen in den Schmiergeldskandal verwickelt sind. "Christoforakos ist bereit, sich einem Verfahren in München zu stellen", sagt sein Münchner Anwalt Stefan Kursawe. "Da wird er kooperieren."
In Griechenland droht lebenslange Haft
Die griechische Justiz wirft Christoforakos Korruption und Geldwäsche vor und hatte die Auslieferung beantragt. Der 56-Jährige soll Mitarbeiter der griechischen Telefongesellschaft O. T. E. bestochen haben. Er und ein anderer griechischer Ex-Manager von Siemens, nach dem noch gefahndet wird, hatten sich nach Deutschland abgesetzt. Das Verschwinden der beiden Männer hatte in Griechenland für großes Aufsehen gesorgt. In Griechenland droht dem 56-Jährigen eine lebenslange Freiheitsstrafe.
Prozess in Deutschland angestrebt
Die Anwälte, die Christoforakos in München vertreten, sehen laut der Zeitung einen Ausweg. Ihr Mandant solle der Münchner Staatsanwaltschaft erzählen, was er über die Korruption bei Siemens weiß. Dann könnte der Grieche, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, in München vor Gericht kommen und in seiner Heimat für dieselben Delikte nicht noch einmal bestraft werden.
CDs hinterlegt
Christoforakos soll dem Bericht zufolge bei zwei Münchner Notaren CDs mit Informationen über Schmiergeldzahlungen in Athen hinterlegt haben. Darin solle akribisch notiert sein, wer bei Siemens und in Griechenland in den Skandal verwickelt ist. Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der Konzern für Großaufträge der Telefongesellschaft, der Armee und der Regierung sowohl O. T. E.-Direktoren als auch Politiker bestochen.
(dpa)