Firefox 3.5: Browser mit Tarnkappe
Nach mehreren Monaten Entwicklungszeit liegt nun die Version 3.5 des freien Webbrowsers Firefox vor. Das runderneuerte Programm bietet unter anderem einen Modus, der beim Surfen keine Spuren auf dem verwendeten Computer hinterlässt sowie bessere Unterstützung für Videoinhalte.
Die Entwicklergemeinde des freien Webbrowsers Firefox hat am Dienstag Version 3.5 des Programms zum kostenlosen Download freigegeben. Ursprünglich war seitens der Mozilla Corporation, die den Firefox-Code verwaltet, geplant gewesen, auf Firefox 3.0 nur einen kleineren Versionssprung folgen zu lassen. Aufgrund der Fülle der Änderungen und neuen Funktionen entschied man sich dann doch dazu, die Versionsnummer "aufzurunden".
Eingebauter Datenschutz
Eine der wichtigsten neuen Funktionen für die Firefox-Nutzer ist der Private-Browsing-Modus, der vor allem auch für User von gemeinsam genutzten und öffentlich zugänglichen Rechnern interessant sein dürfte. Geht der Nutzer in den "Privat"-Modus, so verzichtet der Browser darauf, die besuchten Webadressen aufzuzeichnen, auch der Cache ist deaktiviert. Die Funktion zum automatischen Ausfüllen von Passwortfeldern wird im Privatmodus nicht aufgerufen; Passwörter, die im Lauf einer Private-Browsing-Session eingegeben werden, speichert der Browser nicht. Dateien, die heruntergeladen werden, während der Privatmodus aktiv ist, tauchen nicht in der Liste der Downloads auf - auf der Festplatte bleiben sie allerdings schon. Auch während einer Private-Browsing-Session angelegte Bookmarks bleiben erhalten.
Der "Private"-Modus ist einfach über das "Extras"-Menü ein- und wieder auzuschalten. Der Browser muss dazu jeweils nicht neu gestartet werden. Es ist jedoch möglich, Firefox 3.5 über die Einstellungen des Programms so zu konfigurieren, dass er jedes Mal automatisch im Datenschutzmodus hochfährt. Verhindern, dass Dritte das Surfverhalten des Nutzers aufzeichnen - etwa durch Vorratsdatenspeicherung oder über Logfiles auf den Servern, kann "Private Browsing" freilich nicht.
Videounterstützung in HTML
Firefox 3.5 unterstützt, wie die neuesten Versionen von Google Chrome, Opera und Safari, die Audio- und Video-Tags, die im Entwurf zu HTML5 spezifiziert worden sind. Damit soll es für Webentwickler einfacher werden, AV-Dateien in HTML-Code einzubinden. Dateien in den freien Audio- und Videoformate Ogg Theora und Ogg Vorbis kann Firefox 3.5 ohne Installation zusätzlicher Software abspielen - wie auch bereits Google Chrome und Opera. Wenn sich Webangebote dazu entschließen sollten, Videoinhalte in Theora anzubieten, könnte daraus eine freie Konkurrenz zu den allgegenwärtigen Flashvideos erwachsen. Die Wikimedia Commons nehmen nur Videoinhalte, die mit Theora produziert wurden.
Mit der neuen JavaScript-Engine TraceMonkey wollen die Firefox-Entwickler zum neuen Platzhirsch Google Chrome aufschließen, der mit seiner Engine V8 in dieser Sparte die höchste Verarbeitungsgeschwindigkeit für sich reklamiert. Das wiederum ist kein Wunder, denn Google setzt massiv auf Browser-Anwendungen, die besonders von einer schnellen und stabilen JavaScript-Engine profitieren. Auch die Rendering-Engine Gecko wurde nach Auskunft der Firefox-Entwickler nochmals überarbeitet und schneller gemacht.
Standortbezogenes Browsen
Interessant für Mobilanwendungen ist die Fähigkeit von Firefox 3.5, Geolocation-Daten verarbeiten zu können. Damit soll es möglich sein, beispielsweise Reisenden ein auf ihren Standort zugeschnittene Informationen im Web bieten zu können. Freilich muss der Diensteanbieter im Web die entsprechenden Daten auch verarbeiten können. Unterstützt er den Dienst, so fragt Firefox bei Verwendung einer solchen Website beim Nutzer nach, ob er die Standortdaten übermitteln darf.
Für die standortbezogenen Dienste greift Firefox 3.5 auf die Location Services von Google zurück. Dabei werden, laut Mozilla, die aktuelle IP-Adresse des verwendeten Computers sowie Daten über die nächstgelegenen Funknetzwerkknoten sowie eine von Google alle zwei Wochen neu generierte und dem Client zugeteilte zufällige Identifikationsnummer über eine verschlüsselte Verbindung übermittelt. Daraus errechnen die Google-Dienste den Standort des Nutzers. Sowohl Mozilla als auch Google versprechen, die Nutzer mit diesem System nicht tracken zu wollen. Die Standortdaten werden auch nicht laufend im Hintergrund ermittelt, sondern nur dann, wenn sie von einem Anbieter im Web abgefragt werden.
Das standortbezogene Surfen ist in Firefox 3.5 ab Installation eingeschaltet. Wer es deaktivieren möchte, kann dies derzeit leider nur umständlich über die Eingabe des Kommandos "about:config" in die Adresszeile tun. Danach muss der User "geo.enabled" in die Filterzeile eingeben und auf die so bezeichnete Einstellung doppelklicken. Erst dann ist der Geolocation-Dienst deaktiviert. Diese Prozedur ist komplizierter als sie sein müsste - ein entsprechendes Feld in den Einstellungen anzubieten, wäre sicherlich sinnvoller gewesen.
Neue Features für Designer und Entwickler
Für Webentwickler bietet Firefox ab 3.5 native Unterstützung für das Datenaustauschformat JavaScript Object Notation (JSON) und Web Worker Threads, eine einfach zu implementierende Methode, mit der Entwickler Scripts im Hintergrund ablaufen lassen können. Mit 3.5 lassen sich auch SVG-Effekte in den Stylesheets einsetzen und damit auf HTML-Inhalte anwenden.
Ein für die Ästhetik im Web äußerst wichtiges Feature von Firefox 3.5 ist die neue Möglichkeit für Gestalter, TrueType- und OpenType-Fonts über den @font-face-Befehl im CSS als Link einzubinden (Font Linking). Damit wird es in Firefox einfacher, Text in Schriften anzeigen zu lassen, die noch nicht auf der lokalen Maschine des Nutzers installiert sind. Safari unterstützt diese Möglichkeit schon seit Version 3.1, und auch Opera hat ein entsprechendes Feature für Version 10 angekündigt, der Internet-Explorer beherrscht eine ähnliche Möglichkeit, ist dabei aber auf die Verwendung von Schriften im proprietären EOT-Format angewiesen. Die Fonts werden dabei aber nach wie vor zur Anzeige auf die Maschine des Nutzers heruntergeladen, weshalb sich die Verwendung lizenzfrei verfügbarer Schriften empfiehlt - oder kommerzieller Fonts, deren Lizenz die Anzeige im Web erlaubt.
Weltweit auf Platz zwei
Firefox 3.5 läuft unter Windows (2000 und höher), Mac OS X (Version 10.4 und G3-Prozessor und höher) und Linux, wobei Mozilla den Einsatz von Gnome 2.16 und höher als Desktop-Umgebung empfiehlt.
Laut der aktuellen Browser-Nutzungsstatistik des US-Marktforschungsunternehmens Net Applications für Mai 2009 liegt Firefox weltweit mit 22,51 Prozent an Platz zwei hinter den diversen Versionen von Microsofts Internet Explorer, der immer noch den gewaltigen Marktanteil von 65,50 Prozent für sich reklamieren kann. An Platz drei folgt schon Apples Browser Safari mit 8,43 Prozent, Google konnte sich mit Chrome bisher nur 1,8 Prozent Marktanteil sichern. Opera (ohne Opera Mini) liegt mit 0,72 Prozent knapp hinter Netscape mit 0,74 Prozent.