Schwedische IT-Firma kauft The Pirate Bay
Die schwedische IT-Firma Global Gaming Factory hat angekündigt, die Website The Pirate Bay zum Preis von umgerechnet 5,5 Millionen Euro übernehmen zu wollen. Auf der alten Piraten-Domain soll ein neues Vertriebssystem für digitale Medieninhalte entstehen. Die alte Pirate Bay ist damit wohl Geschichte.
Laut schwedischen Medienberichten kündigte die börsennotierte Firma ant, für umgerechnet 5,5 Millionen Euro - davon die Hälfte in bar - den Domain-Namen Thepiratebay.org kaufen zu wollen. Das berichten die Wirtschaftszeitung "Dagens Industri" und die Website The Local. Gegenüber der Tageszeitung "Dagens Nyheter" bestätigte Pirate-Bay-Sprecher Peter Sunde das Geschäft mit den Worten: "Wir sind sehr zufrieden mit dieser Vereinbarung."
Neues Vertriebsmodell
GGF ist auf die Entwicklung von Verwaltungssoftware für Internet-Cafes spezialisiert. Auf der Pirate-Bay-Domain soll die an schwedischen Universitätsinstituten entwickelte Filesharing-Technologie der Firma Peerialism zum Einsatz kommen, die ebenfalls von GGF übernommen werden soll.
Für Peerialism soll GGF rund 9,1 Millionen Euro bezahlt haben. Das kleine Unternehmen, das in Stockholm und Kairo beheimatet ist, hat ein System namens PeerTV entwickelt, mit dem digitale Medieninhalte über Peer-to-Peer-Mechanismen verbreitet werden können. Die Firma verspricht ihren Kunden aus der Medienbranche beim Einsatz ihres Produkts eine Kostenersparnis von bis zu 90 Prozent gegenüber herkömmlichen Hosting-Lösungen.
Laut Mitteilung von GGF soll das Geschäft noch im August abgeschlossen werden. Die Firma möchte auch ein neues Modell für den Vertrieb digitaler Medien einführen, mit dem es möglich sein soll, die Rechteinhaber zu entschädigen, so GGF-Geschäftsführer Hans Pandeya am Dienstag. Man habe The Pirate Bay gekauft, weil es eine international bekannte Marke und eine der hundert meistbesuchten Websites der Welt mit über 20 Millionen Nutzern pro Monat sei.
"Kein neuer Napster"
Sunde sagte "Dagens Nyheter", dass die Website auf diese Art weiterleben könne. Man habe das Projekt zu lange auf Hobbyniveau betrieben, keine vergleichbare Website weltweit sei so lange am Netz geblieben wie The Pirate Bay, nun solle jemand mit größeren finanziellen Ressourcen das Projekt übernehmen.
Sunde blieb dabei, dass die Pirate-Bay-Macher mit der Website kein Geld verdient hätten. Das Geld aus dem Verkauf solle in einen Fonds für künftige Internet-Projekte fließen. Das von GGF geplante System sei auch "kein neuer Napster", die neuen Eigentümer von Pirate Bay seien zu intelligent, das Projekt auf ähnliche Art scheitern zu lassen wie seinerzeit Bertelsmann bei der Übernahme des P2P-Pioniers.
In einer Mitteilung im Pirate-Bay-Weblog schreiben die Betreiber, dass die Nutzer "nicht besorgt" sein sollten. Die Site komme in die richtigen Hände. "Im Internet sterben die Dinge, wenn sie sich nicht weiterentwickeln", schreiben die Pirate-Bay-Macher. "Wir wollten nicht, dass das passiert. Wir wollten The Pirate Bay nicht sterben lassen."
Die alte Crew wolle sich weiterhin in Fragen der Netzpolitik engagieren - nun habe man auch das dazu notwendige Kapital. Man wolle sich auch mit "großartigen Technikern" zusammentun und die entsprechenden Protokolle weiterentwickeln. Über den Kauf von Aktien könne nun "jeder Eigentümer von Pirate Bay werden", damit würde auch der Druck auf die alten Betreiber nachlassen.
Juristische Probleme
Die Musik- und Filmindustrie übt seit langem starken juristischen Druck auf The Pirate Bay aus. Die vier Betreiber wurden im April von einem Stockholmer Gericht in erster Instanz wegen Verletzung des Urheberrechts zu je einem Jahr Haft sowie 2,7 Millionen Euro Schadenersatz verurteilt. Gegen das Urteil haben sowohl die Kläger aus der Medienindustrie als auch die Angeklagten Berufung eingelegt.
Auch die niederländische Copyright-Organisation BREIN hatte die Pirate-Bay-Betreiber kürzlich in Amsterdam wegen Urheberrechtsverletzungen geklagt.