© Bild: Günter Hack, Fassade des Wiener Rathauses

Stadt Wien: Zugangsschwelle für Facebook

KONTROLLE
30.06.2009

Die Stadt Wien hat in ihrem Netz eine Zugangsschwelle installiert, die ihren Mitarbeitern eine allzu intensive private Nutzung des Sozialen Netzwerks Facebook verleiden soll. Wirklich gesperrt ist der Zugang allerdings nicht, so ein Sprecher der Stadt gegenüber ORF.at.

Wie der "Standard" am Dienstag in der Online-Ausgabe unter Berufung auf den grünen Landtagsabgeordneten Marco Schreuder gemeldet hat, hat die Stadt Wien in ihrem Netz eine Zugangsbeschränkung für den Zugriff auf das Soziale Netzwerk Facebook eingerichtet.

Auf Anfrage von ORF.at bestätigte Rathaussprecher Rudolf Gerlich die Meldung: "Seit Anfang dieser Woche ist eine Zugangsbeschränkung in Kraft. Wir haben eine niederschwellige Hürde für die private Nutzung von Facebook eingebaut. Wenn ein Magistratsmitarbeiter eine Facebook-Adresse anwählt, muss er bestätigen, dass er das aus dienstlich begründetem Interesse heraus tut. Dann kann er problemlos auf die Seite zugreifen."

Private Nutzung eindämmen

In der Geschäftsordnung des Magistrats sei festgelegt, dass die private Nutzung der städtischen Computer und des Netzes auf ein unbedingt notwendiges Maß zu beschränken sei. Man versuche aber, diese Regelung so liberal wie möglich zu handhaben, so Gerlich. Man sehe sich die monatlichen Zugriffsstatistiken an. "Bei Facebook hat das eine Größenordnung erreicht, bei der wir von einer überwiegend privaten Nutzung ausgehen müssen", so Gerlich zu ORF.at.

Andere Soziale Netzwerke habe man bisher nicht mit der Zugriffsschwelle ausgestattet, es gebe bisher Filter, die den Zugriff auf Pornowebsites und illegales Material verhindern sollten. "Facebook ist harmlos, aber unsere Systeme sind mit Steuergeldern bezahlt und sollten für die Arbeit verwendet werden", so Gerlich.

Facebook als politisches Tool

Der Zugriff für Rathauspolitiker sei nicht eingeschränkt worden, sagt Gerlich. Gegenüber dem "Standard" hatte Andreas Baur, Pressesprecher des grünen Klubs im Rathaus, gesagt, dass auch er Schwierigkeiten beim Zugriff auf Facebook gehabt habe, es sei jedoch geplant, das wieder aufzuheben. Facebook wird von zahlreichen Politikern und Parteien als Kommunikations- und Kampagnenplattform genutzt.

Der grüne Gemeinderat Marco Schreuder, der selbst auf Facebook präsent ist, von seinen Mitarbeitern im Rathaus auf das Problem aufmerksam gemacht wurde und als Erster über seinen Twitter-Account darauf aufmerksam machte, kritisiert die Maßnahme auf Nachfrage von ORF.at: "Leider wird nur der mögliche Schaden der Nutzung von Facebook gesehen, nicht der große Nutzen der Kommunikation und schnellen Vernetzung über diese Plattform. Bewusstseinsbildung wäre hier wichtiger als Beschränkungen." Es sei auch schwierig, bei der Einschränkung der privaten Nutzung des Webs Grenzen zu ziehen: "Dann müsste man auch den Zugriff auf Sportwebsites beschränken."