Asien ist teilweise wieder online
Die Reparaturarbeiten nach dem Erdbeben und der Beschädigung mehrerer Unterseekabel vor der Küste Taiwans gehen nur langsam voran. Die Telekoms streiten sich über Zuständigkeiten und sehen keinen Bedarf für zusätzliche Investitionen.
Seit Dienstag sind große Teile des Internets in Asien deutlich eingeschränkt.
Ein Erdbeben der Stärke 6,7 bzw. 7,1 [nach Richter, je nach Angaben von Taiwan bzw. den USA] hatte mehrere Unterseekabel gekappt und rund 100 Millionen Internet-Nutzer in China, Taiwan, Singapur und Südkorea offline gesetzt.
Kein Bedarf für zusätzliche Backups
Mittlerweile sind zwar laut Angaben viele internationale Websites wieder erreichbar, doch die Verbindungen über Satellit oder andere, unbeschädigte Kabel sind über manche Strecken mehr schlecht als recht.
Dennoch wollen die Telekom-Anbieter vor Ort in näherer Zukunft nicht mehr in zusätzliche Backup-Systeme investieren.
Kommentatoren sprachen von einem "Rückfall ins Telefonzeitalter und noch weiter" und von einem "Kollaps der virtuellen Welt".
Seltener Vorfall
So ein Vorfall sei selten und werde in den nächsten 100 Jahren nicht noch einmal passieren, so ein Sprecher des taiwanesischen Telekom-Anbieters Chunghwa Telecom.
Auch Südkoreas größter Anbieter KT sieht für zusätzliche ausfallsichere Investitionen vorerst keinen Bedarf, streitet dafür mit Singapur über die Zuständigkeit bzw. die Geschwindigkeit der anstehenden Reparaturen.
Streit über Reparaturarbeiten
KT wirft Singapore Telecommunications [SingTel] mangelnde Kooperation vor. So habe SingTel die Arbeiten bereits am frühen Donnerstag eingestellt und behindere dadurch KTs eigene Aufbauarbeiten. Daher sei KT in Verzug, so der Vorwurf.
SingTel gab sich überrascht und beteuert, rund um die Uhr an der Reparatur zu arbeiten. Laut SingTel ist der Zugriff auf internationale Websites und BlackBerry-Services wieder vorhanden.
Umleitung über Europa und Australien
Der Traffic in die USA werde einerseits über Europa oder Australien umgeleitet, zusätzlich würden auch Satelliten- und andere Kabelnetze genutzt, so SingTel.
Auch Japans große Anbieter KDDI und NTT meldeten, dass ein Großteil der Festnetzleitungen wieder funktioniere.
Chunghwa Telecom hat inzwischen vier Reparaturschiffe losgeschickt, die am Dienstag an der Unglücksstelle ankommen sollen. Die Arbeiten sollen allerdings weitere drei Wochen in Anspruch nehmen und rund 1,2 Mio. Euro kosten.
China bleibt größtenteils offline
Für die laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua inzwischen 132 Millionen Internet-Nutzer in China dürfte das Internet allerdings noch einige Zeit auf Schmalband laufen, auch wenn 52 Mio. Chinesen bereits eine Internet-Anbindung über Breitband haben sollen.
China Telecom berichtet auf seiner Website, dass erst 15 Prozent der internationalen Anbindungen wieder funktionieren und es "immer noch ernsthafte Probleme auf den Routen in die USA" gebe.
Mit 132 Mio. Internet-Nutzern ist China derzeit noch auf Platz zwei hinter den USA.
(AP | APA)