Ex-Siemens-Manager sagt aus
Der frühere Chef von Siemens in Griechenland, Michael Christophorakos, hat nach Informationen deutscher Medien bei Vernehmungen durch die Münchner Staatsanwaltschaft Schmiergeldzahlungen gestanden.
Die Staatsanwaltschaft habe daraufhin gegen den früheren Topmanager, der auch einen deutschen Pass hat, ein Ermittlungsverfahren wegen Bestechung und anderer Delikte eingeleitet, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ", Wochenend-Ausgabe). Christophorakos gab demnach Zahlungen an die Schatzmeister der sozialistischen PASOK-Partei und der konservativen Nea Dimokratia zu.
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" schilderte Christophorakos unter anderem Schmiergeldpraktiken des Konzerns im Vorfeld eines Großauftrags für die Olympischen Spiele 2004. Vorwürfe, wonach er selbst an Bestechungszahlungen zur Erlangung eines 500-Millionen-Rahmenvertrags mit der griechischen Telefongesellschaft OTE beteiligt gewesen sein soll, habe Christophorakos zurückgewiesen.
Frühere Siemens-Vorstände zittern
Laut "SZ" könnte Christophorakos auch Informationen über frühere Vorstände von Siemens liefern, die in die kriminellen Machenschaften verwickelt sein sollen. Zu den vier ehemaligen Siemens-Vorständen, gegen die die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt, könnten weitere frühere Topmanager hinzukommen.
Allerdings soll Christophorakos eine CD, auf der zahlreiche Informationen über Schmiergeldzahlungen enthalten seien, den Münchner Ermittlern bisher vorenthalten haben. Die CD soll bei Notaren mit der Anweisung hinterlegt sein, diese Informationen nur preiszugeben, wenn ihrem Mandanten in Griechenland etwas zustoße.
Festnahme nach Flucht
Der Ex-Chef von Siemens Hellas war Mitte Mai aus seiner Heimat geflohen und vor zwei Wochen in Oberbayern festgenommen worden. Aufgrund eines internationalen Haftbefehls sitzt Christophorakos in München-Stadelheim im Gefängnis. Im für ihn günstigsten Fall könnte er als deutscher Staatsbürger in der Sache Siemens, wie schon andere ehemalige Konzernmanager vor ihm, in München zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt werden, hieß es in dem "SZ"-Bericht.
Wegen derselben Delikte könnte er dann in Athen nicht noch einmal vor Gericht gestellt werden. Dort würde dem 53-Jährigen ansonsten eine lebenslange Haft drohen.
(AFP)