Virtuelle Straßentour von Herold löst Kritik aus
Datenschützer skeptisch, Kriminalisten "hellhörig"
Seit Donnerstag gibt es ein neues Service des elektronischen Telefonbuchanbieters Herold im Netz: eine virtuelle Tour durch Österreichs Einkaufsstraßen. Rund 30 Straßen in den Landeshauptstädten wurden abgefilmt, diese lassen sich jetzt online besichtigen. Einzelne Shops können auch von innen besichtigt werden. Dieses Angebot steht jetzt im Kreuzfeuer der Kritik von Datenschützern und Kriminalisten.
Wie auch bei Googles Street View können sich bei Herolds Straßentour Nutzer virtuell durch die Straßen bewegen. "Uns geht es nicht um die flächenmäßige Erfassung von Österreichs Straßen, sondern darum, dem User am PC eine realitätsnahe Präsentation von Shoppingmöglichkeiten und interessanten Regionen zu liefern", erklärte Geschäftsführer Thomas Friess am Donnerstag.
Datenschützer: "Eingriff in die Privatsphäre"
Die ARGE Daten äußerte am Sonntag Bedenken: "Jede Abbildung, jedes Aufnehmen auch in der Öffentlichkeit ist ein Eingriff in die Privatsphäre", so Hans Zeger, Obmann der ARGE Daten. "Es bedarf eines berechtigten Zwecks, den sehe ich hier nicht."
Seitens Herolds erklärte Sprecherin Barbara Hackl, es handle sich nicht um personenbezogene Daten, die man veröffentliche. Gesichter und Autokennzeichen würden "mit großer Sorgfalt händisch gelöscht" und das ursprüngliche Bildmaterial nicht gespeichert. Wenn sich jemand erkenne und nicht auf dem Foto sein wolle, würde man denjenigen natürlich entfernen.
Kriminalisten "hellhörig"
Da es mit dem neuen Dienst auch möglich ist, das Innere von Geschäften zu besichtigen, ist man bei der Exekutive laut Helmut Greiner, Sprecher des Bundeskriminalamts, "hellhörig". Straftäter könnten die Geschäfte auf diesem Weg virtuell ausspionieren. Hinweise, dass Straftaten aufgrund solcher neuer Dienste begangen würden, gebe es aber nicht.
Bei Herold kann man sich "schwer vorstellen", dass der Dienst zu Delikten führen könnte: Diebe könnten mit einem realen Besuch wohl mehr Informationen bekommen als mit dem neuen Service, sagte Hackl. Auch würden auf Kundenwunsch Überwachungskameras von den Fotos gelöscht, immerhin würden die Bilder ja im Auftrag der Kunden gemacht. In zumindest einem Fall wurde das auch durchgeführt.
"Werbewirkung überwiegt"
"Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben", meinte dazu auch Rainer Trefelik von der Popp & Kretschmer Modehandels GmbH und Obmann der Interessengemeinschaft Kaufleute Kärntner Straße. Es überwiege die Werbewirkung; außerdem handle es sich um ein öffentlich zugängliches Geschäft. "Es sind auch nicht alle Sicherheitsmaßnahmen sichtbar, und wenn sie es sind, dann hat das ja auch seinen Grund."
(APA)