British Telecom stellt Phorm aufs Abstellgleis
Einführung des Werbesystems auf unbestimmte Zeit verschoben
Die Festnetzsparte der British Telecom (BT) hat am Montag verlautbart, die umstrittene Werbetechnologie Webwise des Unternehmens Phorm in absehbarer Zeit nicht in ihrem Netzwerk einsetzen zu wollen, wie das britische Fachmedium "The Register" berichtet.
Der Aktienkurs von Phorm brach daraufhin zeitweise um bis zu 30 Prozent ein. BT teilte mit, dass man die vorhandenen Ressourcen vorerst in den Ausbau des Breitbandnetzes stecken wolle. BT Retail ist mit 4,8 Millionen Kunden der größte Provider des Vereinigten Königreichs.
Geheime Tests
Phorm nutzt tiefgreifende Methoden zur Analyse des Datenverkehrs der Nutzer (Deep Packet Inspection), um zielgerichtete Werbung an die User zu bringen. Die Technologie war von der British Telecom 2007 ohne Wissen der betroffenen Nutzer getestet worden, wie "The Register" 2008 enthüllte. Das wiederum hatte Phorm und BT heftige Proteste von Datenschutzorganisationen wie Privacy International eingebracht.
Phorm wies in einer ersten Reaktion auf die BT-Aussendung darauf hin, dass man die Technologie auch weiterhin mit anderen Providern testen werde, beispielsweise mit KT (Südkorea) und den britischen Anbietern Virgin Media und Carphone Warehouse. Virgin Media wies in einer Aussendung vom Montag darauf hin, dass es keinen Vertrag mit Phorm über die Einführung der Werbetechnologie gebe, man habe die Technologie auch noch nicht getestet.
Die Europäische Kommission leitete im April 2009 wegen Phorm ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Großbritannien ein. Die Art und Weise, wie das verhaltensorientierte Werbesystem in Großbritannien zum Einsatz komme, entspreche nicht den EU-Datenschutzvorschriften, hieß es seitens der EU-Kommission.