Rechnen mit der Musikindustrie
Während die Musikindustrie, vertreten durch die RIAA [Recording Industry Association of America], die Schuld an ihren schlecht gehenden Geschäften auf die Musikpiraterie im Netz schiebt, haben andere große US-Branchen diese Möglichkeit angesichts ihrer ebenfalls schwierigen Lage nicht.
Das ist jedenfalls ein Ergebnis einer Analyse eines Studenten der amerikanischen Duke-Universität und Mitarbeiters des HP Research Lab.
Laut seiner Analyse sind die Chefs von Eastman-Kodak sogar in einer vergleichbaren finanziellen Situation wie die Mitglieder der RIAA, nur dass sie das nicht auf einen externen Faktor wie die Musik- Downloads schieben könnten.
Der Albumverkauf in den USA sank im Jahr 2002 um 10,7 Prozent von 763 Millionen Stück im Jahr 2001 auf aktuell 681 Millionen, wie die Firma Nielsen Soundscan berichtete. Auch der Absatz aller Tonträger insgesamt ging um fünf Prozent zurück - zum ersten Mal seit Beginn der Soundscan-Statistik im Jahr 1991.
Musikindustrie verkauft weniger AlbenGenerelle Tendenz fallend
Justin Moore hat die Zahlen der 30 Mitglieder des US-Aktienindex Dow Jones Industrial Average [DJIA], zu denen unter anderem Banken, Technologiefirmen und medizinische Forschung gehören, hergenommen und diese mit den Umsatzzahlen der Musikwirtschaft verglichen.
Der DJIA hat in den letzten zweieinhalb Jahren über 20 Prozent verloren, der Technologieindex NASDAQ über 70 Prozent. Moore sucht einen Zusammenhang zwischen diesen Zahlen und jenen, welche die RIAA als Argument für die Piraterie als Umsatzfaktor anführt.
Die RIAA hatte im Jahr 2000, dem Jahr des Dot.com-Booms, den höchsten Stand der Umsatzzahlen erreicht. Seitdem gingen die Zahlen ständig bergab - so wie jedoch auch ein Großteil der anderen Umsatzzahlen. Seit 2000 zeigt die US-Wirtschaft zudem generell eine Tendenz zu fallenden Umsatzzahlen, parallel wiederum zur Musikindustrie.
Bereinigte Daten zum Vergleich
Um vergleichbare Daten zu haben, wurden diese teilweise
bereinigt, und auch die Zahlen der RIAA wurden in RIAA [CDs, CD
Singles, Kassetten, Schallplatten und Musikvideos] und RIAA-CD [nur
CD-Alben] gesplittet. Moore erhebt mit seiner statistischen
Auswertung keinen Anspruch auf eine vollständige
marktwirtschaftliche Analyse, zudem versteht er seine Daten als
private Meinung und in keinerlei Verbindung zu seiner Universität
oder Arbeitsstätte.
Musikindustrie sucht noch
Während Apples Online-Musikstore iTunes offenbar gute Zahlen erwirtschaftet und mit einer Rekordmeldung nach der anderen hervortritt, sucht die Musikindustrie noch nach Wegen, um ihre Absatzzahlen wieder zu steigern.
Am Mittwoch ging dazu eine Website der IFPI online, in der Musiker und Vertreter der Industrie für den Kauf von Musik im Netz argumentieren und mit den "bekanntesten Mythen rund um illegales File-Sharing aufräumen" wollen.
Musik, die legal im Netz erworben wird, ist demnach qualitativ hochwertiger als viele Songs, die über Tauschbörsen heruntergeladen werden. Zudem sei die Infektionsgefahr durch einen Computervirus dabei sehr hoch, so die Website.
Mit dem Kauf eines Liedes über offizielle Distributionsseiten würden die Käufer zudem sicherstellen, dass Künstler für ihre Talente und Fähigkeiten bezahlt würden, und einen Anreiz schaffen, dass weiter produziert wird, so die Site weiter.
"Tipps" für KaZaA
Neben rechtlichen Hinweisen zu den legalen und illegalen Seiten
des Downloads von Musik werden auch Tipps zur Deinstallation von
P2P-Software gegeben. Auch Links zu legalen Angeboten für Musik
werden angeboten.
Konzertveranstaltern geht es blendend
Die Einzigen, die sich derzeit nicht beschweren, sind die
deutschen Konzertveranstaler, denen es nach eigenen Angaben blendend
geht. Seit 1999 steigen die Umsätze trotz teils hoher Preise
ständig. Nur das allgemeine Gejammer, dass es der Musikindustrie
schlecht geht, wird kritisiert. Man wolle nicht "fortwährend in den
negativen Trend der Tonträgerindustrie einbezogen werden", so der
Präsident des deutschen Bundesverbands der Veranstaltungswirtschaft,
Jens Michov.