© ORF.at/Nadja Igler, Roboter spielen Fußball

RoboCup 2009: Roboter am Ball

ROBOTIK
12.07.2009

Robotern sollen in Zukunft als Helfer im Heim, in der Medizin und bei Katastropheneinsätzen dem Menschen zur Seite stehen. Beim RoboCup, der Roboterweltmeisterschaft, zeigten Wissenschaftler letzte Woche in Graz, wie es um die Fertigkeiten ihrer Roboter steht - unter anderem beim Fußball. Schließlich sollen die Roboter 2050 das Spiel gewinnen.

2050 soll eine Mannschaft nur aus Robotern die aktuell amtierenden menschlichen Weltmeister beim Fußball schlagen - das ist das erklärte Ziel des RoboCups, der jährlich ausgetragenen Weltmeisterschaft der Roboter. Letzte Woche trafen sich 2.300 Wissenschaftler aus 44 Nationen beim RoboCup 2009 in Graz, um ihre Entwicklungen auf dem Weg dorthin zu demonstrieren.

Beim Freundschaftsmatch am letzten Tag des RoboCups konnten die vollständig autonom agierenden Roboter bereits zwei Tore gegen die Menschen erzielen. Trotzdem meint Ashitey Trebi-Ollennu vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA, dass 2050 für einen Sieg eng wird.

Am Sonntag in Ö1 "matrix"

Am Sonntag, dem 12. Juli, hören Sie um 22.30 Uhr im Ö1-Netzkulturmagazin "matrix" mehr über den RoboCup.

Nicht das Ziel, der Weg ist wichtig

Trebi-Ollennu bezweifelt nicht, dass Roboter einmal schlau genug sind, als Team erfolgreich gegen den Menschen Fußball zu spielen. Um diese Art von kollektiver Intelligenz gehe es auch beim RoboCup. Der Mensch habe aber immer noch den Vorteil, dass er seine Sinne schneller kombinieren könne, so Trebi-Ollennu.

Für RoboCup-Mitbegründer Minoru Asada von der Osaka-Universität ist das Ziel ohnehin nicht so wichtig, wichtiger seien die Spin-offs auf dem Weg dorthin: "Wir müssen bis 2050 noch viele technologische Probleme lösen, deren Ergebnisse in unseren Alltag einfließen werden", ist sich Asada sicher.

Alltagsanwendungen der Robotik

Doch beim RoboCup geht es nicht nur um Fußball, auch wenn die Wissenschaftler und Studenten besonders viel Herzblut in den sportlichen Bewerb legen, der Mensch und Maschine einem Stress- und auch Härtetest aussetzt.

In den Ligen RoboCup@Home und der Rescue-Liga mussten die Roboter beim RoboCup auch zeigen, was sie im Haus und als Einsatzhelfer im unwegsamen Gelände leisten können. Bei einer Livedemonstration lieferte eine Drohne der Feuerwehr Bilder von einem Brand auf dem Dach der Grazer Messe, eine anderer Roboter demonstrierte, wie er Gefahrengut aus einem verunfallten Auto bergen kann.

Mehr Autonomie für Roboter

Derzeit sei die Einsatzfähigkeit der Roboter noch beschränkt, erklärt Robin Murphy, Professorin für Computer- und Ingenieurwissenschaften an der Texas A&M University, deren Roboter unter anderem nach dem Hurrikan "Katrina", den Terroranschlägen vom 11. September und auch nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs im Einsatz waren: "Für uns sind dieses Roboter eigentlich hauptsächlich Kameras auf Rädern. Sie verschaffen den Einsatzkräften einen ersten Überblick."

Derzeit arbeitet sie wie auch andere Wissenschaftler daran, die Autonomie der Roboter zu vergrößern. Bernhard Rinner, Professor am Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme an der Alpen-Adria Universität in Klagenfurt, will den Roboter auch noch beibringen, dass sie die gesammelten Informationen auch selbstständig auswerten, um so auf ihre Umwelt reagieren zu können.

Härtetest für helfende Roboter

In der RoboCup@Home-Liga liegt ein weiteres Anwendungsgebiet für Roboter: Als Helfer und Dienstleister sollen sie dem Menschen lästige Arbeiten wie das Ausräumen des Geschirrspülers und das Kaffeekochen abnehmen, aber auch als Pflegehelfer Türen öffnen und Dinge selbstständig erkennen und transportieren. Bisher wurde viele dieser Versprechungen noch nicht erfüllt, auch wenn es bereits Staubsaugerbot und rasenmähende Roboter gibt.

Die RoboCup@Home-Liga will die Entwicklung der helfenden Roboter vorantreiben: Die Roboter mussten sich in Graz in einer eigens aufgebauten 100 qm großen Wohnung mit Einrichtungsgegenständen des täglichen Bedarfs beweisen. Doch vieles ist für die Roboter noch recht schwierig, etwa das Erkennen der aktuellen Lage - jede einzelne Tätigkeit muss den Roboter erst mühsam beigebracht werden.

Kinder lernen "echte" Wissenschaft

In der Juniorliga schließlich zeigten beim RoboCup auch 1.000 technikbegeisterte Kinder, wie gut ihre zum Teil selbst gebauten Roboter Fußball spielen, tanzen und unwegsames Gelände bezwingen können.

Dabei lernen sie laut Trebi-Ollennu all jene Fertigkeiten, die sie in einem späteren Leben als Wissenschaftler und Roboterforscher gut gebrauchen können: "Die Kinder lernen Selbstvertrauen, denn sie merken, dass sie gute Ideen haben, und etwa Sprachbarrieren überwinden zu können. Und sie lernen bei der Umsetzung Disziplin. Robotik ist eine experimentelle Wissenschaft. Die Dinge funktionieren nicht immer so, wie man will. Und die Erfahrung lehrt: Wenn alles gut läuft, lernt man etwas, aber man lernt zehnmal mehr, wenn die Dinge nicht funktionieren."

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(matrix/Nadja Igler)