22.05.2003

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Bildquelle: ORF.at

Galileo durch Verteilungszwist vor dem Aus

Der Sprecher der europäischen Weltraumbehörde ESA hat vor weiteren Verzögerungen beim europäischen Satellitenprojekt Galileo gewarnt.

Sollte nicht bald eine Einigung über die Projekt-Verteilung erzielt werden und dadurch noch mehr Zeit ungenutzt verstreichen, könnte der Punkt erreicht werden, wo sich eine Fortsetzung des Programms nicht mehr auszahlt, warnt Franco Bonacina. Der Ball liege nun bei Spanien.

Bei Kalkulierung einer zweijährigen Vorbereitungsphase müsse die Finanzierung diesen Sommer abgeschlossen sein, sagte Gilles Gantelet, Sprecher der zuständigen EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio.

"Wir müssen einen Beweis erbringen, dass wir die Frequenzen behalten wollen. Derzeit sind wir noch nicht weitergekommen", so Gantelet.

Spanien will mehr Mitsprache

Nachdem das Projekt durch die Uneinigkeit über die Beteiligung zwischen Deutschland und Italien lange Zeit ins Stocken geraten war, blockiert nun Spanien eine mögliche Einigung.

Nach zahlreichen Verzögerungen sicherten die ESA und die EU letztes Jahr jeweils 638 Millionen Euro zur Erstfinanzierung des Projekts zu.

Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien wollten zuerst jeweils 25 Prozent des Budgets stellen, was im Gegenzug Verträge in der gleichen Höhe für das jeweilige Land bringen soll.

Nach langen Verhandlungen teilen sich die Staaten nun einen Anteil von 70 Prozent - Spanien kommt dagegen nur auf neun Prozent. Madrid will jedoch einen Zehnprozentanteil, um seinen Einfluss auf das Projekt zu stärken und nicht an den Rand gedrängt zu werden.

EU will Raumfahrt vermehrt nutzen

Die EU möchte die Möglichkeiten der Raumfahrt in Zukunft stärker nutzen. Ein Grünbuch der Kommission stellt derzeit die Zukunft der europäischen Aktivitäten jedoch in Frage.

"Die dank der Europäischen Weltraumorganisation [ESA] erreichten Erfolge müssen verstärkt und aufgewertet werden, indem man sie in den Dienst der Union stellt und auch von derselben Unterstützung erfährt", heißt es darin.

Die Konkurrenz NASA habe als rein nationale Einrichtung deutlich weitreichendere Kompetenzen. Um dieses Manko auszugleichen, müssten die Anliegen der Raumfahrt in den zuständigen Behörden etwa auf EU-Ebene mehr Gewicht bekommen, so der Leiter der österreichischen Weltraumagentur ASA, Klaus Pseiner. Es sollten alle an Weltraumfragen Beteiligten an einem Strang ziehen.