Galileo durch Verteilungszwist vor dem Aus
Der Sprecher der europäischen Weltraumbehörde ESA hat vor weiteren Verzögerungen beim europäischen Satellitenprojekt Galileo gewarnt.
Sollte nicht bald eine Einigung über die Projekt-Verteilung erzielt werden und dadurch noch mehr Zeit ungenutzt verstreichen, könnte der Punkt erreicht werden, wo sich eine Fortsetzung des Programms nicht mehr auszahlt, warnt Franco Bonacina. Der Ball liege nun bei Spanien.
Bei Kalkulierung einer zweijährigen Vorbereitungsphase müsse die Finanzierung diesen Sommer abgeschlossen sein, sagte Gilles Gantelet, Sprecher der zuständigen EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio.
"Wir müssen einen Beweis erbringen, dass wir die Frequenzen behalten wollen. Derzeit sind wir noch nicht weitergekommen", so Gantelet.
Im Jahr 2005 sollten die ersten Satelliten für das europäische Gemeinschaftsprojekt von ESA und EU starten und dafür sorgen, dass Europa ein vom US-GPS-System unabhängiges globales Navigationsinstrument in die Hand bekommt. Das 3,4 Mrd. Euro teure Satellitenprogramm soll seinen Betrieb 2008 aufnehmen. 30 Satelliten sollen in den Weltraum geschickt werden. Gleichzeitig sollen auch die USA eine verbesserte Version ihres Satelliten-Navigationssystems GPS in Betrieb nehmen.
Grünes Licht für EU-SatellitennavigationSpanien will mehr Mitsprache
Nachdem das Projekt durch die Uneinigkeit über die Beteiligung zwischen Deutschland und Italien lange Zeit ins Stocken geraten war, blockiert nun Spanien eine mögliche Einigung.
Nach zahlreichen Verzögerungen sicherten die ESA und die EU letztes Jahr jeweils 638 Millionen Euro zur Erstfinanzierung des Projekts zu.
Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien wollten zuerst jeweils 25 Prozent des Budgets stellen, was im Gegenzug Verträge in der gleichen Höhe für das jeweilige Land bringen soll.
Nach langen Verhandlungen teilen sich die Staaten nun einen Anteil von 70 Prozent - Spanien kommt dagegen nur auf neun Prozent. Madrid will jedoch einen Zehnprozentanteil, um seinen Einfluss auf das Projekt zu stärken und nicht an den Rand gedrängt zu werden.
Einigung zwischen Deutschland und Italien
Deutschland und Italien hatten Ende März vereinbart, dass sie zu
jeweils 17,5 Prozent an der ESA-Finanzierung beteiligt werden. Der
Sitz des Industriekonsortiums Galileo Industrie soll in Ottobrunn
bei München liegen. Das Ingenieurbüro soll nach Rom kommen.
EU will Raumfahrt vermehrt nutzen
Die EU möchte die Möglichkeiten der Raumfahrt in Zukunft stärker nutzen. Ein Grünbuch der Kommission stellt derzeit die Zukunft der europäischen Aktivitäten jedoch in Frage.
"Die dank der Europäischen Weltraumorganisation [ESA] erreichten Erfolge müssen verstärkt und aufgewertet werden, indem man sie in den Dienst der Union stellt und auch von derselben Unterstützung erfährt", heißt es darin.
Die Konkurrenz NASA habe als rein nationale Einrichtung deutlich weitreichendere Kompetenzen. Um dieses Manko auszugleichen, müssten die Anliegen der Raumfahrt in den zuständigen Behörden etwa auf EU-Ebene mehr Gewicht bekommen, so der Leiter der österreichischen Weltraumagentur ASA, Klaus Pseiner. Es sollten alle an Weltraumfragen Beteiligten an einem Strang ziehen.
2,5-Prozent-Anteil von Österreich
Österreich beteiligt sich laut Ingolf Schädler vom Ministerium
für Verkehr, Innovation und Technologie [BMVIT] mit 2,5 Prozent am
EU-Beitrag. Nach Meinung von Infrastrukturminister Hubert Gorbach
sollte Österreich auf jeden Fall die Chancen nutzen, am wachsenden
Weltraummarkt voll teilzunehmen. Heimische Unternehmen und
Forschungseinrichtungen hätten in einigen Bereichen der Raumfahrt
exzellentes Know-how, das sollte genutzt werden.