© Fotolia/bilderbox, Frau blickt nachdenklich auf Laptop.

D: Verbraucherzentralen gegen Social Networks

DATENSCHUTZ
14.07.2009

Die deutschen Verbraucherzentralen haben mehrere Soziale Netzwerke wegen Datenschutzmängeln zu Unterlassungserklärungen aufgefordert. Die Plattformen Facebook, Lokalisten, MySpace, Wer-kennt-wen und Xing benachteiligten ihre Nutzer, kritisierte der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) am Dienstag in Berlin.

Die Sozialen Netzwerke müssten sicherstellen, dass Daten nur verwendet werden, wenn die Nutzer einwilligen - darunter auch für Werbung. Die Kunden müssten entscheiden, ob ihre Daten über Suchmaschinen zu finden seien. Einige Anbieter ließen sich zudem zahlreiche Rechte an den Inhalten wie Fotos oder Videos ihrer Nutzer geben.

Die Netzwerk-Betreiber könnten daher etwa ungefragt Privatfotos weitergeben. Auch behielten sich die Anbieter vor, "aus beliebigen Gründen" Inhalte zu löschen oder sogar ohne Ankündigung und ohne Angaben von Gründen den Zugang für Mitglieder zu sperren.

Drohung mit gerichtlichen Schritten

"Dem Betreiber alle Rechte - dem Verbraucher bleibt das Schlechte: Nach diesem Motto scheinen die Sozialen Netzwerke viel zu häufig zu verfahren", sagte Verbandschef Gerd Billen. Die Expertin für Soziale Netzwerke, Carola Elbrecht, sagte: "Wenn die geforderten Unterlassungserklärungen nicht abgegeben werden, werden wir das gerichtlich klären lassen."

Die Konsumenten wüssten oft nicht, worauf sie sich mit der Zustimmung zu Geschäftsbedingungen und Datenschutzregeln einließen. so Elbrecht weiter. "Sie sind überfordert, sich mit den Bestimmungen inhaltlich genau auseinander zu setzen." Weitreichende Klauseln zur Datenverarbeitung seien selbst dann problematisch, wenn die Anbieter angeben, davon keinen Gebrauch zu machen.

Anbieter könnten von den Daten ohne Zustimmung und Wissen der Nutzer intensiv Gebrauch machen – zum Beispiel Verhaltensdaten der Benutzer auswerten, ohne dass diese hiervon etwas wissen oder Profildaten Dritten zugänglich machen.

Bessere Voreinstellungen gefordert

Die Verbraucherzentralen erstellten mit rund 80 internationalen Konsumentenschutzverbänden ein Forderungspapier. Vor allem sollen die Voreinstellungen für die Datennutzung schon bei der Registrierung nutzerfreundlicher gestaltet werden.

Der vzbv verschickte an die Netzwerke nun zunächst Abmahnungen. Reagieren die Unternehmen darauf nicht, wollen die Verbraucherschützer gerichtlich gegen sie vorgehen. Gegen den deutschen Anbieter studiVZ läuft bereits seit Februar 2008 ein Verfahren. Ein Urteil steht noch aus, das Portal hat aber nach vzbv-Angaben bereits in einigen Kritikpunkten reagiert und etwa die Benutzeranmeldung geändert.

Facebook hat in Deutschland nach Angaben der Verbraucherzentralen rund 3,25 Millionen Mitglieder, bei Xing sind es knapp 2,7 Millionen deutschlandweit. Wer-kennt-wen hat insgesamt 6,5 Millionen Nutzer, Lokalisten mehr als drei Millionen.

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(dpa/AFP)