Intel auf Erholungskurs
Der weltgrößte Chiphersteller Intel erholt sich schneller als gedacht und macht der Technologiebranche mit überraschend guten Quartalsergebnissen und einem optimistischen Ausblick Mut.
Das Geschäft sprang im zweiten Quartal stärker an als gedacht. Intel gibt damit den Hoffnungen auf eine allmähliche Erholung in der Technologiebranche neue Nahrung. "Das Ergebnis spiegelt die sich verbessernden Bedingungen auf dem PC-Markt wider", sagte Unternehmenschef Paul Otellini am Dienstagabend nach US-Börsenschluss im kalifornischen Santa Clara.
Nachbörslich legte die Intel-Aktie um sieben Prozent zu. Die Euphorie konnte auch durch die von der EU kürzlich verhängte Rekordbuße nicht getrübt werden, die Intel unterm Strich tief in die Verlustzone drückte. Die EU hatte Intel Mitte Mai wegen illegaler Zahlungen und Rabatte in der Computerbranche mit einer Rekordbuße bestraft. Intel habe seinen viel kleineren Rivalen AMD auf unerlaubte Weise ausbremsen wollen, so die Einschätzung der Wettbewerbshüter.
EU-Buße belastet Ergebnis
Unter dem Strich stand im Ende Juni abgeschlossenen zweiten Quartal ein Minus von 398 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor hatte Intel noch 1,6 Milliarden Dollar verdient. Allerdings belastete den Konzern nun die EU-Buße mit umgerechnet mehr als 1,4 Milliarden Dollar. Ohne diesen Effekt hätte Intel einen Überschuss von einer Milliarde Dollar oder 18 Cent je Aktie erzielt. Die Analysten hatten mit lediglich 0,08 Cent gerechnet.
Gradmesser für die Branche
Intel gilt angesichts seiner Größe als Gradmesser für die gesamte Branche und wegen des wachsenden Einsatzes von Chips in fast allen Bereichen auch für die Wirtschaft insgesamt. Vier von fünf Prozessoren - das Herz eines jeden Computers - stammen aus den Werken des Konzerns.
Weitere Erholung erwartet
Insgesamt setzten die Kalifornier von April bis Juni rund acht Milliarden Dollar (5,7 Mrd. Euro) um - zwar 1,4 Milliarden Dollar weniger als vor einem Jahr, aber 900 Millionen Dollar mehr als noch zu Jahresbeginn. Für das laufende dritte Quartal erwartet Intel eine weitere Erholung auf einen Umsatz zwischen 8,1 und 8,9 Milliarden Dollar.
Analysten waren positiv überrascht über die Schnelligkeit der Erholung, obgleich Otellini bereits angedeutet hatte, dass das Schlimmste überstanden sei. Der Konzern hatte Tausende Stellen streichen und ganze Werke schließen müssen.
Intels Wiedererstarken ist zum Teil den stromsparenden Atom-Chips geschuldet, die derzeit vor allem in den beliebten Netbooks eingesetzt werden. Intel versucht, mit den neuen Prozessoren auch bei Handys Fuß zu fassen. Dazu sind die Amerikaner jüngst eine Allianz mit dem weltgrößten Mobiltelefonhersteller Nokia eingegangen. Zudem will sich Intel weitere Geräteklassen mit den Stromspar-Chips erschließen, etwa die Bordelektronik von Autos.
(APA/dpa)