Ex-Siemens-Vorstand auf Zwangsurlaub
Ausreiseverbot in Griechenland wegen Schmiergeldaffäre
Der frühere Siemens-Vorstand Volker Jung, der seit Anfang Juni in Griechenland festgehalten wird, darf nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" das Land wegen Schmiergeldermittlungen weiterhin nicht verlassen. Ein Athener Gericht wies diese Woche den Antrag von Jungs Anwalt zurück, das Ausreiseverbot aufzuheben.
Der 69-jährige Jung bestreitet, in den Schmiergeldskandal von Siemens verwickelt zu sein. Der Industriekonzern hatte nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaften in Athen und München in Griechenland Geschäftspartner und Politiker bestochen, um Aufträge des Staates und der nationalen Telefongesellschaft OTE zu erhalten.
"Faustpfand"
In griechischen Medien wird spekuliert, Jung sei eine Art Faustpfand. Er dürfe dann gehen, wenn die deutsche Justiz im Gegenzug Michalis Christophorakos ausliefere, den früheren Chef von Siemens Hellas, des griechischen Ablegers der Siemens AG. Christophorakos, gegen den wegen der Korruptionsaffäre ebenfalls in Athen ermittelt wird, war nach Deutschland geflüchtet, dort verhaftet worden und sitzt nun in München-Stadelheim in Auslieferungshaft.
Das Oberlandesgericht München wird voraussichtlich Ende Juli über seine Auslieferung entscheiden. Der 53-jährige Christophorakos, der auch einen deutschen Pass hat, gestand bei Vernehmungen durch die Staatsanwaltschaft München, in den Schmiergeldskandal verwickelt zu sein. Gegen ihn wird deshalb auch in München ermittelt.
(AFP)