© AP/Paul Sakuma (Montage), Ein Mann steht mit einer blauen Microsoft-Mappe vor dem Yahoo-Hauptquartier

Microsoft und Yahoo greifen Google an

SUCHE
29.07.2009

Das Software-Unternehmen Microsoft hat mit dem Internet-Konzern Yahoo eine weitreichende Kooperation bei der Online-Suche vereinbart. Mit ihrem Bündnis wollen die beiden Unternehmen den Marktführer Google unter Druck setzen.

Yahoo werde künftig die Internet-Suchtechnologie von Microsoft einsetzen, teilten die Konzerne am Mittwoch mit. Zugleich werde Yahoo für beide Unternehmen einen wesentlichen Teil der Werbevermarktung übernehmen. Die daraus resultierenden Einnahmen teilen sich die Unternehmen. Die Vereinbarung läuft für zehn Jahre.

Von den Werbeumsätzen erhält Yahoo in den ersten fünf Jahren der Kooperation 88 Prozent. Gleichzeitig garantiert Microsoft dem Partner für die ersten 18 Monate Einnahmen in nicht bezifferter Höhe. Sobald das Geschäft vollständig abgeschlossen ist, erhofft sich Yahoo laut Mitteilung, den operativen Gewinn um 500 Millionen Dollar zu verbessern und zusätzlich 200 Millionen Dollar einzusparen. Die Banner-Werbung ist von der Vereinbarung nicht betroffen - beide Unternehmen arbeiten hier weiterhin autonom.

Wettbewerbsbehörde muss noch zustimmen

Die amerikanische Wettbewerbsbehörde muss der Abmachung noch zustimmen. Die beiden Unternehmen hoffen auf Zustimmung bis Anfang 2010. Sie betonen in ihrer Mitteilung, dass sie nur bei der Internet-Suche kooperieren. Bei anderen Produkten und Geschäftszweigen wie E-Mail und Bannerwerbung "werden die Firmen intensiv konkurrieren".

Microsoft nun Nummer zwei bei Suche

Der weltgrößte Software-Hersteller Microsoft steigt mit der Kooperation zur Nummer zwei bei Suchmaschinen auf und erreicht in den USA knapp 30 Prozent Marktanteil. Branchenprimus Google liegt dort mit 65 Prozent allerdings weiterhin deutlich vor der versammelten Konkurrenz.

"Alternative für Werbetreibende"

Der Windows-Hersteller gewinnt nicht nur Marktanteile hinzu, sondern darf auch die Yahoo-Technologie nutzen und in seine eigene Suchmaschine Bing integrieren. "Diese Vereinbarung gibt uns die Größe und Ressourcen, um die Zukunft der Suche zu gestalten", erklärte Microsoft-Chef Steve Ballmer.

Mit dem Deal würde Werbetreibenden auch eine brauchbare Alternative zu einem Unternehmen geboten, das den Suchmaschinenmarkt dominiert, hieß es in einer Aussendung von Microsoft und Yahoo unter Anspielung auf den Konkurrenten Google. Der Marktführer aus Mountain View wird in der Aussendung allerdings nicht namentlich genannt.

Einsparungen bei Yahoo

Yahoo kann sich künftig die hohen Kosten für die Entwicklung der Suchmaschinen-Technologie sparen und auf die Vermarktung von Inhalten verlegen. "Es ist eine großartige Gelegenheit, unsere Investitionen auf andere Bereiche zu konzentrieren, die für unsere Zukunft wichtig sind", erklärte Yahoo-Chefin Carol Bartz. Der Aufsichtsrat des Unternehmens unterstützt den Deal - er passe in die "langfristige Strategie", sagte der Vorsitzende Roy Bostock.

Unterschiedliche Reaktionen an der Börse

Die Reaktionen der Anleger an der New Yorker Börse fielen gemischt aus. Während die Microsoft-Aktie am Mittwoch mit knapp einem Prozent zunächst leicht zulegte, fiel das Yahoo!-Papier deutlich um rund zehn Prozent.

Microsoft hatte vor rund eineinhalb Jahren einen Übernahmeversuch von Yahoo gestartet. Das Software-Unternehmen scheiterte aber nach einem monatelangen Tauziehen letztlich am Widerstand der damaligen Yahoo-Spitze. Microsoft hatte zwischenzeitlich rund 45 Milliarden Dollar geboten - es wäre die größte Übernahme der Firmengeschichte gewesen.

Google dominiert Suche und Werbung

Google ist mit Abstand Marktführer im lukrativen Geschäft mit Werbung rund um die Internet-Suche. Laut dem US-Marktforschungsunternehmen comScore hatte Google im Juni in den USA bei den Suchabfragen einen Marktanteil von 65 Prozent. Yahoo kam auf 19,6 Prozent, Microsoft auf 8,4 Prozent. Weltweit liegt Google demnach bei 67 Prozent, Yahoo nur bei 8,0 Prozent, Microsoft bei 3,0 Prozent.

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(AFP/dpa/Reuters)