Siemens: Umsatz und Gewinn zurückgegangen

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30.07.2009

Im Sog der Wirtschaftskrise hat der Technologiekonzern Siemens im dritten Quartal einen Gewinneinbruch verbucht. Der Konzern kündigte die Streichung von 1.600 Jobs in Deutschland an.

Die Wirtschaftskrise hat Siemens im dritten Quartal mit voller Wucht getroffen. Der Auftragseingang brach überraschend stark um 28 Prozent ein, dank Sondereffekten sank der Gewinn unterm Strich aber "nur" um sieben Prozent auf 1,317 Milliarden Euro. Vorstandschef Peter Löscher gab sich jedenfalls am Donnerstag bei der Präsentation der Quartalszahlen optimistisch: "Siemens ist voll auf Kurs und wird die Ziele 2009 erreichen."

"Erwartungsgemäß hat das wirtschaftliche Umfeld deutliche Spuren im Neugeschäft hinterlassen", sagte Siemenschef Peter Löscher. "Darauf hatten wir uns sehr früh eingestellt. Auch die vor uns liegenden Herausforderungen werden wir überlegt angehen."

1.600 Mitarbeiter müssen gehen

Der Konzern hat heute in München bekannt gegeben, dass er 1.600 Jobs in Deutschland streichen will. Betroffen seien die Industrie-Dienstleistungen, die Gebäudetechnologie und die Licht-Tochter Osram, sagte Siemens-Finanzvorstand. Dafür fielen im vierten Quartal 2008/09 (30. September) rund 100 Millionen Euro an Restrukturierungskosten an.

Konzernchef Löscher betonte, das noch dicke Auftragspolster habe die Auswirkung der Rezession auf Umsatz und Ergebnis bisher abgefedert. "Im Vergleich zu unseren wichtigsten Wettbewerbern haben wir uns erneut gut geschlagen", sagte Löscher und meinte: "Wir sind auf einem guten Weg, gestärkt aus der Krise hervorzugehen."

Auftragseingang um 28 Prozent eingesackt

Am schlimmsten wurde das Industriegeschäft von der Rezession gebeutelt. Der Energiesektor dagegen legte zu, der Medizinsektor zeigte sich noch einigermaßen stabil. Das operative Ergebnis der drei Sektoren, das die Entwicklung im Kerngeschäft am besten spiegelt, brach um 21 Prozent auf 1,667 Milliarden Euro ein. Der Auftragseingang stürzte um 28 Prozent auf 17,160 Milliarden Euro und fiel damit unter den Umsatz, der um vier Prozent auf 18,348 Milliarden Euro sank.

"Unsere Ergebnisse im dritten Quartal zeigen, dass wir voll auf Kurs sind, unsere Ziele für das Geschäftsjahr 2009 zu erreichen", sagte der Siemens-Chef und bekräftigte die Prognose, den operativen Gewinn des Vorjahres in Höhe von 6,6 Milliarden Euro zu übertreffen. Bei der Senkung der Vertriebs- und Verwaltungskosten komme Siemens "deutlich schneller voran als erwartet". Das Ziel, sie 2009 um 1,2 Milliarden zu senken, werde wohl vorzeitig übertroffen werden, sagte Löscher.

Industriegeschäft am stärksten betroffen

Im Augenblick seien 19.000 Mitarbeiter oder jede siebente Beschäftigte in Deutschland in Kurzarbeit, erklärte ein Konzernsprecher. Im August soll diese Zahl wegen der Sommerferien auf 15.000 sinken. Wie es danach weitergeht, blieb zunächst offen.

Im größten der drei Sektoren, dem Industriegeschäft, brach der Umsatz um 13 Prozent und Auftragseingang sogar um 42 Prozent ein. Das Ergebnis halbierte sich auf nur noch 534 Millionen Euro und fiel damit erstmals unter den Ergebnisbeitrag der Energiesparte. Vor allem die Fabrikautomatisierung, die Antriebstechnik und der Leuchtenhersteller Osram litten unter der ausbleibenden Nachfrage aus der Automobilindustrie und dem Maschinenbau.

Energiesektor am profitabelsten

Zum ersten Mal trug der Energiesektor mit fossilen Kraftwerken, erneuerbaren Energien und Stromnetzen mit 863 Millionen Euro am meisten zum Konzerngewinn bei. Das Ergebnis vor Steuern stieg um 40 Prozent auf 863 Millionen Euro. Der Umsatz stieg ebenfalls zweistellig auf 6,44 Milliarden Euro. Allerdings sank der Auftragseingang wie in den anderen Sektoren auch.

Die kleinste Sparte, der Medizinsektor, behauptete sich halbwegs gut. Der Umsatz stieg, das Ergebnis sank wegen Einmalaufwendungen für Strahlentherapien.

Analysten enttäuscht

Während Siemens beim operativen Gewinn die Schätzungen der Analysten deutlich übertraf, enttäuschte der Konzern beim Auftragseingang die Erwartungen. Im Schnitt hatten die Branchenexperten mit einen um gut zehn Prozentpunkte geringeren Einbruch gerechnet.

Sondereffekte über gut eine halbe Milliarde Euro dämpften den Einbruch des Nettogewinns im abgelaufenen Quartal: Aus dem Verkauf seines Anteils am Computerbauer Fujitsu Siemens Computers und seiner Wohnimmobilien erlöste der Konzern insgesamt 530 Millionen Euro.

Siemens in Österreich

Siemens ist in Österreich stark vertreten und betreut von Wien aus das Südosteuropageschäft des Technologiekonzerns. Hierzulande werden rund 8.400 Personen beschäftigt, inklusive Südosteuropa sind es 30.500. Siemens Österreich hat kürzlich 600 Mitarbeiter der Softwareschmiede SIS beim AMS zur Kündigung angemeldet. Verhandlungen über einen Sozialplan sowie über neue Geschäftsmöglichkeiten für diesen Bereich dauern an.

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(APA/AP)