Gelöschte E-Books: Klage gegen Amazon
Weil Amazon elektronische Kopien von George Orwells "1984" von den E-Book-Readern seiner Kunden gelöscht hat, muss sich der Hersteller des Lesegerätes Kindle nun vor Gericht verantworten.
Am Donnerstag brachten die US-Bürger Justin Gawronski und Antoine J. Bruguier in Seattle (US-Bundesstaat Washington) eine Klage gegen Amazon ein. Darin werfen sie Amazon unter anderem Vertragsbruch und Computerkriminalität vor.
Amazon habe mit dem unautorisierten Eindringen in die Lesegeräte seiner Kunden den Computer Fraud and Abuse Act verletzt und den Lesegeräten durch die Löschung der Inhalte Schaden zugefügt, so Gawronski und Bruguier. Amazon habe in seinen Vertragsbedingungen auch nicht darauf hingewiesen, dass es über die technologischen Möglichkeiten verfüge, Inhalte von den E-Book-Readern seiner Kunden zu löschen.
Hausaufgaben im digitalen Nirwana
Der Schüler Gawronski, der "1984" für eine Hausarbeit las und über das Amazon-Lesegerät Kindle auch Notizen an den Text anfügte, sieht sich durch die Aktivitäten des Online-Einzelhändlers auch um seine Arbeit gebracht. Die Notizen seien am Kindle zwar noch vorhanden, ohne den dazugehörigen Text seien sie jedoch wertlos, heißt es in der Klageschrift.
Die Anwaltskanzlei, die die beiden vertritt, hofft nun, dass sich weitere Geschädigte der Klage anschließen. Das können nach Meinung der Anwälte auch Kindle-Besitzer sein, die durch die Löschaktion des Herstellers eine Verringerung des Wiederverkaufswertes ihres Gerätes hinnehmen müssen.
Amazon reuig
Amazon hatte vor rund zwei Wochen bereits bezahlte E-Books der Orwell-Romane "1984" und "Farm der Tiere" von den Lesegeräten seiner Kunden gelöscht, nachdem der Rechteinhaber die Entfernung der elektronischen Ausgaben aus dem Amazon-Shop verlangt hatte.
Amazon entschuldigte sich für den Vorfall, refundierte den Kaufpreis der gelöschten Titel und gelobte Besserung. Das Vertrauen in den Kindle-Hersteller dürfte dennoch nachhaltig erschüttert sein. US-Datenschützer kritisierten das Vorgehen scharf. Auch in Medien hagelte es Kritik und Häme. US-Buchhändler nehmen den Fall mittlerweile zum Anlass, um für die Vorteile traditioneller Bücher zu werben.