EU-Ombudsmann kritisiert Intel-Rekordstrafe
Fehlentscheidung der EU-Kommission
Der EU-Ombudsmann P. Nikiforos Diamandouros hat die kürzlich verhängte Strafe der EU-Wettbewerbsaufsichtsbehörde über den weltgrößten Chiphersteller Intel kritisiert. Die EU-Kommission habe Beweise unberücksichtigt gelassen, die möglicherweise entlastend für den Chiphersteller gewesen wären. Zu diesem Schluss komme Diamandouros in seinem Ombudsmann-Bericht, berichtete das "Wall Street Journal" ("WSJ") am Samstag.
Im Mai dieses Jahres erhielt Intel eine Rekordstrafe von 1,06 Milliarden Euro wegen laut EU-Kommission illegaler wettbewerbswidriger Praktiken, um Konkurrenten vom Markt zu drängen, vor allem den Rivalen AMD.
Diamandouros: Fehlentscheidung
Diamandouros verweist auf eine Aussage eines Dell-Geschäftsführers, wonach die Entscheidung, Intel-Chips zu verwenden, auf technischen Gründen basiert habe. Dieser habe ausgesagt, dass "Dell die Performance von Intels Rivale AMD als 'sehr arm' betrachtet hat", so das "WSJ". Das würde im Widerspruch zur EU-Entscheidung stehen, wonach Intel durch unzulässige Rabatte und direkte Zahlungen an Hersteller und Händler insbesondere AMD klein gehalten habe.
Intel soll die Mutterfirma der Elektronikkette Media Markt, die Media Saturn Holding, bezahlt haben, damit sie ausschließlich Computer mit Prozessoren von Intel anbietet. Zudem habe Intel Rabatte für Computerhersteller daran geknüpft, dass diese keine oder kaum Bauteile der Konkurrenz bezogen.
Intel beschwert sich
Diamandouros hatte sich mit der Angelegenheit befasst, nachdem Intel 2008 Beschwerde eingereicht hatte. Die europäische Wettbewerbsaufsicht hatte die Untersuchung vor rund acht Jahren begonnen - nach Beschwerden von AMD, dem zweitgrößten Chiphersteller nach Intel.
Der Ombudsmann kann die Entscheidung der EU-Kommission allerdings nicht beeinflussen, so der Ombudsmann-Bericht.