F: Streit über Google in der Nationalbibliothek

BIBLIOTHEKEN
20.08.2009

Die französische Nationalbibliothek hat Bedenken von Verlegern zurückgewiesen. Man beabsichtige nicht, im Rahmen einer möglichen Kooperation mit Google in Sachen Digitalisierung urheberrechtlich geschützte Werke ins Netz zu stellen.

Gespräche der französischen Nationalbibliothek (BnF) mit Google über die Digitalisierung von Büchern haben in Frankreich für erheblichen Wirbel gesorgt. Große Verlage warnten davor, urheberrechtlich geschützte Werke frei zugänglich ins Internet zu stellen.

"Die BnF legt Wert auf die Präzisierung, dass sie kein Abkommen mit Google über die Digitalisierung ihrer Bestände getroffen hat", erklärte die Bibliothek am Donnerstag. Eine "private Partnerschaft" sei aber "niemals ausgeschlossen" worden, um "freien Zugang zu ausschließlich rechtefreien Büchern" zu schaffen.

Google hat in Europa bereits mit der Bayerischen Staatsbibliothek und der Bibliothek der Universidad Complutense in Madrid im Rahmen des Projekts Google Book Search zusammengearbeitet. Auch in diesen beiden Fällen wurden ausschließlich gemeinfreie Bestände erfasst, die Bedenken der Verleger könnten damit im Fall der BnF übertrieben sein. Die Wirtschaftszeitung "La Tribune" hatte am Dienstag berichtet, dass Google und die BnF kurz vor Abschluss eines Abkommens über die Digitalisierung stünden.

Das Kulturerbe im Netz

Die BnF hat ein eigenes Programm zur Digitalisierung ihrer Bestände laufen. Drei Jahre lang werden jährlich 100.000 Bücher sowie zahlreiche seltene Drucke und Manuskripte verarbeitet. Die digitalisierten Werke werden über die französische Website Gallica und ihr europäisches Gegenstück Europeana zugänglich gemacht.

Kulturminister Frederic Mitterrand sieht die "Digitalisierung des Kulturerbes" als Teil einer "globalen Strategie" der Kulturförderung. Dabei müssten die Autorenrechte aber strikt beachtet werden. Über Gallica kann man auch urheberrechtlich geschützte Bücher finden; dieses Angebot wird gemeinsam mit Verlegern erstellt.

Geldprobleme bei der Digitalisierung

2005 hatte sich der damalige BnF-Chef Jean-Noel Jeanneney noch im Namen des Widerstands gegen die kulturelle Vormacht der USA vehement gegen das Google-Projekt zur Digitalisierung von 15 Millionen Büchern gestemmt. Google arbeitet mit renommierten Universitäten wie Oxford und Harvard zusammen. Jetzt führen bei der BnF die Schwierigkeiten zur Finanzierung des eigenen Digitalisierungsprojektes offenbar zum Umdenken. Presseberichten zufolge brauchte die BnF alleine zur Digitalisierung ihrer Bestände aus der Dritten Republik 50 Millionen Euro. Sie hat aber insgesamt nur fünf Millionen für ihr Projekt zur Verfügung. Google digitalisiert die Bestände dagegen kostenlos.

Zuletzt hatte sich EU-Medienkommissarin Viviane Reding darüber beschwert, dass die nationalen Urheberrechtsbestimmungen der EU-Mitgliedsstaaten den Aufbau der Online-Bibliothek Europeana behindern würden. In den USA hat das zuständige New Yorker Bezirksgericht noch über die Einigung zwischen Google und US-Autorenverbänden zum Thema Buchdigitalisierung zu entscheiden. Segnet das Gericht die Vereinbarung ab, wird Google Book Search zu einem riesigen Online-Antiquariat. Bücher, die noch nicht gemeinfrei sind, werden dort aber nicht kostenlos verfügbar sein. Google wird die Einnahmen aus dem E-Book-Verkauf mit den Rechteinhabern teilen.

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(dpa/futurezone)