Fünf Minuten mit "Project Natal"
Unter strengen Auflagen gewährte Microsoft im Rahmen der Spielemesse Gamescom in Köln einen Blick auf seine Bewegungssteuerung "Project Natal". Fragen technischer Natur oder Fotos von der Hardware waren nicht erlaubt, dafür gab es Live-Demos.
Als Microsoft "Project Natal" auf der US-Spielemesse Electronic Entertainment Expo (E3) in Los Angeles das erste Mal vorgestellt hat, gab es ebensoviel Erstaunen wie Zweifel an dem System. Mit einer RGB-Kamera und einem Infrarot-Tiefensensor soll es die Bewegungen der Spieler genau erkennen und in Spielsteuerung umwandeln können. Kritiker zweifeln seit der Vorstellung an der technischen Machbarkeit, andere sehen darin die nächste Evolutionstufe des Motion-Gamings.
Keine Bilder, keine technische Fragen
Um zu demonstrieren, dass "Project Natal" wirklich funktioniert, brachte Microsoft das System nach Köln mit und zeigte es während der Spielemesse hinter verschlossenen Türen und unter strengen Auflagen. So wurde gleich zu Beginn erklärt - und später auch kontrolliert -, dass nur Bilder von den Spielern und dem Monitor erlaubt seien, die Hardware durfte nicht fotografiert werden. Sie sah auch deutlich anders aus, als jene, die bei der E3 gezeigt wurde.
Unter dem Monitor war eine Kamera auf einer Xbox-360-Konsole montiert, daneben stand ein Monitor, dahinter ein Microsoft-Mitarbeiter, der offenbar die Anwendungen startete. Technische Fragen wurden nicht beantwortet, stattdessen gab es Live-Demos.
Zwei Spiele im Programm
Creative Director Kudo Tsunoda führte zwei Spiele vor: das schon bei der E3 gezeigte "Ricochet", bei dem der Spieler mit allen Körperteilen auf ihn zukommende Bälle zurückschlagen muss, um im Hintergrund platzierte Quadrate abzuschießen, und eine für "Project Natal" optimierte Version von "Burnout Paradise", bei der der Spieler mit einem Schritt nach vorne Gas gibt und mit einem Schritt nach hinten bremst, während er mit den Händen in der Luft steuert. Schalten soll ebenfalls mit Gesten möglich sein.
Tsunodas während der Selbsttests laufend gestellte Frage "Does it feel responsive?" kann durchaus mit Ja beantwortet werden, das System reagiert beim Autorennen genau und schnell genug, um Hindernissen ausweichen zu können, auch wenn es etwas Übung braucht. Bei "Ricochet" bleibt allerdings kaum Zeit, sich auf etwas anderes als die Bälle zu konzentrieren, denn man kommt dabei ganz schön in Bewegung, vor allem wenn mehrere Bälle auf einen zukommen.
Beim Autorennen im Anschluss bewegt sich der Körper dann weiter mit, während die Hände, begleitet von einem leicht absurden Gefühl, das einen nun einmal dabei beschleicht, wenn man in der Luft herumfuchtelt. So haben auch die Zuseher etwas von dem Spektakel - das ist offenbar gewollt, denn Natal solle den Zusehern das Gefühl vermitteln, dass das Spiel lustig sei, so Tsunoda.
Die Demo funktioniert
Aber alles funktioniert, selbst als Tsunoda sich während des Autorennens zum Tester dazu stellt, lässt sich das System davon nicht ablenken. "Project Natal" soll zudem mit allen Arten von Beleuchtung zurechtkommen und auch im Dunkeln funktionieren. Der Spielerwechsel erfolgt fließend, die Testerin wird als weiblich erkannt und bekommt einen Pferdeschwanz verpasst. Nach einer knappen halben Stunde ist alles vorbei, der Selbsttest dauerte fünf Minuten. Ein finales Urteil ist nach dieser kurzen Zeit nicht möglich, auch wenn das Gezeigte durchaus Eindruck machte.
Tsunoda zeigt "Ricochet"
Frischer Wind für Videospiele
Viel Neues war abseits davon, und der ohnedies erwarteten Vorstellung der verschlankten PlayStation3, in Köln nicht zu sehen, die Neuigkeiten werden weiterhin in Japan und eben auf der E3 gezeigt.
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Allerdings bleibt abzuwarten, was genau mit "Project Natal" möglich sein wird, eine Demonstration der Sprachsteuerung etwa blieb Tsunoda schuldig. Dafür verwies er mehrmals darauf, dass "Project Natal" auch Nicht-Gamern, die den Griff zum Controller bisher scheuen würden, den Zutritt zur Spielwelt aber auch den Multimediainhalten auf der Xbox ermöglichen würde. "Wir wollen alle Leute auf unsere Konsole bringen." Die Hardcore-Gamer sollen dabei aber nicht ausgeschlossen werden - ob diese allerdings mit leeren Händen in der Luft steuern möchten, wird sich zeigen.
Auch wenn Microsoft bisher bereits einige Projekte groß angekündigt hat, die dann recht bald wieder spurlos in der Versenkung verschwunden sind - bei aller Geheimhaltung scheint Microsoft "Project Natal" tatsächlich voranzutreiben, auch wenn davon, zumindest offiziell, nichts zu sehen ist. Wenn Microsoft und Sony dann 2010 wirklich beide eigene Bewegungssteuerungen auf den Markt bringen, kommt auch wieder frischer Wind ins Spiel. Denn dann ist auch Nintendo gefordert, sich etwas Neues zu überlegen.
(futurezone/Nadja Igler)