Angriff der Apple-Klone
Vor der Macworld Expo rotiert die Mac-Welt noch schneller als sonst. Zu allem Überfluss wird der um sich selbst kreisende Apple-Planet auch noch von Klonen bedrängt. Steve Jobs muss jetzt doppelt so stark sein wie sonst.
Vom 8. bis zum 12. Jänner finden in San Francisco die Macworld Expo und die damit verbundene Konferenz statt. Während die Apple-Gemeinde der traditionellen Ansprache von Steve Jobs am kommenden Dienstag entgegenfiebert, vertreibt sie sich die Zeit davor mit seltsamen Meldungen aus dem Reich der Klone.
IPod-Zufall
So verklagt der taiwanesische Elektronikhersteller Luxpro in seiner Heimat Apple auf umgerechnet 76 Millionen Euro. Die Taiwanesen hatten 2005 auf der CeBit einen MP3-Player namens "Super Shuffle" bzw. "Super Tangent" vorgestellt, der Apples erstem iPod Shuffle zum Verwechseln ähnlich sah.
Apple reichte in Taiwan 2005 Klage gegen Luxpro ein, wobei das Unternehmen aus Cupertino die erste Runde gewann: Das Gericht verbot Luxpro Herstellung und Vertrieb der iPod-ähnlichen Produkte.
Luxpro tanzt den Dollar-Shuffle
Luxpro ging weiter durch die Instanzen. Mit Erfolg, denn nun hat das Bezirksgericht von Shihlin Luxpro im Nachhinein Recht gegeben. In einer liebevoll handgescannten und reichlich mit patriotischen Parolen versehenen Pressemitteilung auf seinem Server kündigt das Unternehmen gleichzeitig an, Apple auf Schadensersatz in der Höhe von 100 Millionen US-Dollar [76 Mio. Euro] zu verklagen.
Luxpro-Chef Wu Fu-Ching gibt sich kämpferisch: "Wir können es nicht zulassen, dass ein multinationaler Konzern die taiwanesische Industrie unterdrückt."
Der Klon als Tablett serviert
Von 1995 bis 1997 hatte Apple einigen Herstellern eine Lizenz für Mac OS erteilt, darunter Motorola, Radius und Umax. Nach Steve Jobs Rückkehr als CEO wurde das Programm aber eingestellt. Seither gibt es keine offiziellen Mac-Klone mehr.
Der bisher wenig bekannte kalifornische Hersteller Axiotron hat am Donnerstag bekannt gegeben, den von der Apple-Gemeinde sehnsüchtig erwarteten Tablet Mac unter dem Namen "ModBook" quasi als Klon selbst herstellen zu wollen. Auch über GPS soll das mobile Gerät verfügen, das am 9. Jänner auf der Macworld vorgestellt wird.
Inkwell ist schon da
Mac OS X muss dabei nicht einmal mehr die Handschrifterkennung beigebracht werden, denn die hat das Betriebssystem unter dem Namen Inkwell bereits eingebaut. Der Digitizer für die Stiftbedienung kommt, wie von den meisten Windows-Tablets gewohnt, von Wacom.
Georg Albrecht, Apples Deutschland-Sprecher, wollte zu der Axiotron-Maschine keinen Kommentar abgeben und schreibt in diesem Zusammenhang von einem "Gerücht".
Da der bekannte US-Händler und Axiotron-Vertriebspartner Other World Computing das Gerät bereits - ohne weitere Details - auf seiner Website vorstellt, scheint es sich diesmal um mehr zu handeln als nur einen weiteren Mac-Hoax.
Das deutsche Mac-Blog "Mac Essentials" hat sich die Aixotron-Macher etwas genauer angesehen und darunter auch den ehemaligen deutschen Apple-Manager Andreas Haas und Archibald Horlitz, den Gründer der deutschen Mac-Ladenkette Gravis entdeckt.
Und das Original?
Abzüglich der üblichen Gerüchte gibt sich Cupertino gewohnt zugeknöpft, was die neuen Vorstellungen von Superstar-CEO Steve Jobs angeht.
Als sicher gilt bisher lediglich, dass es, wie jedes Jahr, neue Versionen von iWork und iLife geben wird. Auch die Set-Top-Box mit dem Codenamen "iTV" ist von Steve Jobs bereits zum Start des Filmverkaufs im iTunes Music Store vorgestellt worden und wird auf der diesjährigen Keynote sicher nicht fehlen.
Wer unterhält die Unterhaltung?
Angesichts kommerzieller Konkurrenten wie Amazon und ganz neuen Ansätzen im Netzvideo-Entertainment wie dem Democracy Player oder dem "Venice Project" von Janus Friis und Niklas Zennström muss sich Apple anstrengen, seine Vorreiterposition im Handel mit digitalen Unterhaltungswaren zu behalten.
Bleibt noch eines der hartnäckigsten Hardware-Phantome der vergangenen Jahre. Es ist der heisere Klingelton des Schreckens und täglich Brot Hunderter Mac-Gerüchte-Blogs: Das iPhone. Hier bleibt nur zu hoffen, dass Jobs dieses Gerätchen diesmal endlich vorstellt, damit die Legionen von Design-Geeks, die Monat für Monat, Jahr für Jahr ohne Unterlass hyperrealistische 3D-Modelle des Apple-Telefönchens generieren, endlich, endlich Ruhe finden können.
Echte Apple-Phantasten dagegen hoffen auf unwahrscheinlich-pragmatische Maschinen wie ein MacBook mit mattem Bildschirm oder einen Nachfolger des kompakten 12"-PowerBooks.
~ Link: Democracy Player 0.9.1 veröffentlicht (../http://www.fuzo-archiv.at/?id=144954v2) ~