Reding fordert mehr Mitarbeit bei Europeana

BIBLIOTHEK
28.08.2009

In Europas digitaler Bibliothek Europeana sind derzeit 4,6 Millionen Bücher, Bilder, Fotografien, Landkarten, Filmclips und Zeitungen gespeichert - immer noch zu wenig, wie die EU-Kommission nun erklärt.

EU-Kommissarin Viviane Reding fordert mehr Mitarbeit der EU-Staaten bei der Digitalisierung für Europeana ein. Es sei "alarmierend, dass nur fünf Prozent aller digitalisierten Bücher in der EU auf Europeana verfügbar" seien, sagt Reding. Fast die Hälfte aller digitalisierten Werke stammen demnach aus Frankreich, alle anderen Mitgliedsländer seien "dramatisch unterrepräsentiert".

Seit dem Start im November 2008 wurde die Zahl der in Europeana verfügbaren Inhalte verdoppelt, so die Kommission. Ziel ist es, bis 2010 auf insgesamt zehn Millionen digitalisierter Objekte zu kommen. Derzeit verfüge Europeana vor allem über Inhalte, die in der öffentlichen Hand und nicht mehr durch Urheberrecht geschützt sind. Es gebe aber aus rechtlichen Gründen keine vergriffenen oder verwaiste Werke in der Sammlung.

Frankreich führt mit 47 Prozent der bereitgestellten Inahlte vor Deutschland (15,4) und den Niederlanden (acht), dahinter liegen Großbritannien (7,9), Schweden (5,2), Finnland (4,0), Griechenland (1,6), Italien (1,2), Belgien (1,1), Slowenien (0,7), Spanien (0,6), Estland und Luxemburg (je 0,4), Polen und Rumänien (je 0,3), Österreich und Portugal stellen je 0,2 Prozent. Die restlichen zehn EU-Länder liegen bei 0,1 Prozent oder darunter.

"Herkules-Arbeit"

Die Digitalisierung sei eine "Herkules-Arbeit", so Reding, die staatliche Stellen nur gemeinsam mit der Privatwirtschaft stemmen könnten. Die Kommission sei für Offenheit gegenüber solchen Initiativen, mit denen digitale Inhalte den Verbrauchern zugänglich gemacht werden könnten. Eine "ideologische" Haltung gegen das Projekt Google Books sei fehl am Platz.

Google solle aber "respektvoll mit intellektuellen Eigentümerrechten" umgehen, so Reding. Man sehe "mit Interesse auf neue Lösungen, die nun zwischen Google und den Rechteinhabern" geprüft würden. Die Kommission wolle die Erfahrungen in den USA bestmöglich für eine europäische Lösung für Werke, deren Urheber oder Rechtsinhaber nicht oder nur sehr schwer zu ermitteln sind, nutzen. Am 7. September soll dazu ein Treffen zwischen Rechteinhabern und Vertretern der EU-Kommission stattfinden.

Konsultation zu Urheberrechtsfragen

Das Europeana-Projekt mache auch deutlich, dass die Lizenzvergabe für urheberrechtlich geschütztes Material in Europa nach wie vor durch eine stark fragmentierten rechtlichen Rahmen behindert werden. Daher habe die Kommission am Freitag eine öffentliche Konsultation über die Zukunft von Europeana und die Digitalisierung von Büchern eingeleitet, die bis zum 15 November laufen soll.

Dabei sollen unter anderem Fragen über die Möglichkeit der EU-weiten Nutzung von digitalisiertem Material, eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Verlegern bezüglich urheberrechtlich geschütztem Material und die Einrichtung eines europäischen Registers für verwaiste und vergriffene Werke diskutiert werden.

Google Books unter Beschuss

Google hat sich mit der Vorgehensweise, zuerst Millionen von Büchern aus US-Bibliotheken einzuscannen und sich erst im Anschluss bei den Rechteinhabern um die nötige Erlaubnis für die Nutzung zu bemühen, international Kritik eingehandelt. In den USA kam schließlich das Google Book Settlement zustande, über dessen Rechtmäßigkeit am 7. Oktober ein New Yorker Gericht entscheiden soll.

Auch Österreichs Justizministerin Claudia Bandion-Ortner bezeichnete gewisse Aspekte als "nicht unproblematisch" und regte eine Überprüfung der rechtlichen Vorgehensweise durch die EU-Kommission an. Das österreichische Urheberrecht würde eine Teilnahme heimischer Bibliotheken am Google-Bibliotheksprogramm nicht erlauben.

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(APA/Reuters/dpa)