© Fotolia/Daniel Gilbey, Buch auf einem Laptop

Google macht bei Buchsuche Konzessionen

BUCHDIGITALISIERUNG
07.09.2009

Nach heftiger Kritik am Vergleich Googles mit US-Autoren- und -Verlagsverbänden zu seiner Buchsuche ist das Internet-Unternehmen zu Zugeständnissen bereit und will europäischen Verlagen mehr Mitsprache bei Google Books einräumen. Die EU-Kommission macht sich unterdessen für eine "europäische Lösung" bei der Buchdigitalisierung stark.

In einem Brief an 16 europäische Verlage bot das US-Internet-Unternehmen an, auch zwei europäische Vertreter in das Führungsgremium seines geplanten Registers für Buchrechte aufzunehmen, berichtete die "Financial Times" am Sonntag.

Daneben will sich Google künftig vor der Digitalisierung europäischer Bücher mit europäischen Verlagen beraten, so die Zeitung. Ein Google-Sprecher bestätigte das Angebot an die europäischen Verleger bei einer Anhörung der EU-Kommission am Montag.

Scharfe Kritik an Vergleich

Google reagiert damit auf scharfe Kritik europäischer Verlage, Autoren und Buchhändler an seinem Vergleich mit US-Autoren- und -Verlegerverbänden (Google Book Settlement). Die Vereinbarung sieht vor, dass Google gegen eine Zahlung von 125 Millionen Dollar auch urheberrechtlich geschützte Bücher für die Online-Suche ins Netz stellen darf.

Google will die Autoren und Verlage an der Vermarktung der Bücher im Netz beteiligen. Das Unternehmen einigte sich mit den Autoren und Verlagen auch auf die Einrichtung eines unabhängigen Registers für Buchrechte.

Die im vergangenen Oktober geschlossene Vereinbarung muss am 7. Oktober noch von einem New Yorker Gericht genehmigt werden. Zudem hat das US-Justizministerium eine Untersuchung der Wettbewerbsfolgen eröffnet. Die Einspruchsfrist gegen das Google Book Settlement endet nach einer Fristverlängerung am Dienstag. Der Vergleich gilt zwar nur für die USA, umfasst aber auch Werke europäischer Autoren und Verlage.

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Proteste aus Österreich und Deutschland

Die deutsche Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) äußerte in einem Brief an das Gericht die Bedenken der deutschen Bundesregierung. In einem schriftlichen Appell protestierten mehr als tausend Unterzeichner, darunter prominente Autoren wie Hans Magnus Enzensberger und Daniel Kehlmann, gegen das Settlement.

Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) hat eine New Yorker Anwaltskanzlei mit der Vertretung heimischer Interessen beauftragt. "Google hat sich wissentlich über geltendes Urheberrecht hinweggesetzt", kritisierte HVB-Präsident Gerald Schantin und verwies auf den "enormen Schaden", den Autoren, Verleger und die Buchbranche durch den geplanten Vergleich erleiden würden.

Expertenanhörung in Brüssel

Die EU-Kommission befasst sich am Montag und Dienstag in einer Expertenanhörung mit dem Vergleich und Goolges Buchdigitalisierungsprojekt und der Buchdigitalisierung in Europa.

EU-Medienkommissarin Viviane Reding forderte, neue EU-Regeln zu schaffen, um die Digitalisierung von Büchern voranzutreiben. "Wenn wir zu langsam digital werden, könnte die Kultur Europas in Zukunft darunter leiden", hieß es am Montag in Brüssel in einer gemeinsamen Mitteilung von Reding und Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy.

"Europäische Lösung"

Eine "europäische Lösung" solle "frischen Wind" in die Diskussion bringen und "jedem Bürger mit einer Internet-Verbindung Zugang zu Millionen von Büchern ermöglichen, die heutzutage in verstaubten Regalen versteckt sind", erklärten die Kommissare.

Die beiden EU-Kommissare betonten, dass die europäische Gesetzgebung in Sachen Copyright sehr fragmentiert sei - insbesondere was Bücher angeht, die nicht mehr gedruckt werden. Reding hatte schon Anfang Juli gefordert, neue EU-Regeln zu schaffen, um die Buchdigitalisierung zu fördern.

Nach US-Vorbild favorisiert sie eine europaweite "Book Rights Registry". Dieses Register sammelt Informationen über die Rechteinhaber und verteilt die Einnahmen für digitalisierte Bücher. Dabei geht es um Werke, die nicht mehr gedruckt und somit im Handel nicht mehr erhältlich, oft aber noch urheberrechtlich geschützt sind.

Verständnis für beide Seiten

"Ich verstehe die Ängste von vielen Verlegern und Bibliotheken vor zu viel Marktmacht für Google", sagte die Kommissarin. Gleichzeitig habe sie aber auch Verständnis für zahlreiche Internet-Unternehmen, die gerne interessante Geschäftsmodelle anbieten würden, das aber wegen des fragmentierten Regulierungssystem in Europa nicht könnten.

In den vergangenen Jahren hat Google rund zehn Millionen Bücher digitalisiert, darunter auch viele, die nicht urheberrechtlich geschützt sind. Dabei arbeitet der Internet-Konzern mit weltweit rund 30 Bibliotheken zusammen. In Europa gehören unter anderem die britische Oxford Library und die Bayerische Staatsbibliothek in München dazu. Derzeit steht Google mit französischen und italienischen Bibliotheken in Verhandlungen.

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(futurezone/APA/AP/dpa)