© Bild: Apple, Der neue iPod nano mit Videofunktion

Apple mischt Minicamcorder-Markt auf

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10.09.2009

Mit dem am Mittwoch vorgestellten iPod nano mit Videofunktion drängt Apple auf den vor allem in den USA boomenden Markt für Minicamcorder, der vom Flip der Cisco-Tochter Pure Digital dominiert wird. In Österreich fristen Hosentaschen-Camcorder bisher ein Schattendasein.

"Imitation ist das ehrlichste Kompliment." Das Zitat des englischen Exzentrikers Charles Caleb Colton (1780-1832) zierte am Mittwochabend die Twitter-Seite von Cisco. Der US-Netzwerkausrüster hat vor wenigen Monaten für rund 590 Millionen US-Dollar das Unternehmen Pure Digital übernommen, das mit der Flip-Videokamera in den USA den Hosentaschen-Camcorder salonfähig machte.

Rund zwei Millionen Stück des Flip wurden in den USA seit der Markteinführung des Geräts im Mai 2007 abgesetzt. 13 Prozent der 2008 in den USA verkauften Camcorder kamen aus der Flip-Modellreihe. Das Geschäft brummt. Zahlreiche Nachahmer, darunter Sony, Creative und Kodak, drängen mit eigenen Modellen auf den Markt.

Apple drängt auf den Markt

Mit dem am Mittwoch vorgestellten neuen iPod nano mit Videofunktion will sich auch Apple ein Stück vom Kuchen abschneiden. "Wir wollen da rein", sagte Apple-Chef Steve Jobs bei der Präsentation des neuen iPods. Jobs nahm auch explizit auf den Flip Bezug und erklärte den handlichen Camcorder angesichts des neuen iPods kurzerhand für obsolet.

Die Minicamcorder, die aussehen wie Diktiergeräte und auch über eine eigene Software zur Bearbeitung der Clips verfügen, lassen sich über USB-Schnittstellen schnell an PCs und Notebooks anschließen. Mit nur wenigen Mausclicks können so abgefilmte Alltagserlebnisse einfach und unkompliziert auf Videoportale wie YouTube hochgeladen werden.

Interesse in Europa verhalten

Während das Geschäft mit den Pocket-Camcordern in den USA auf Hochtouren läuft, ist das Interesse an den handlichen Geräten in Europa und auch in Österreich eher verhalten. "Der Markt in Österreich ist sehr klein und zeigt vor allem auch kein forciertes Wachstum", sagte Thomas Purkert, Senior Product Manager von Sony im Bereich Digital Imaging, zu ORF.at. Der Anfang 2009 vorgestellte Sony-Minicamcorder Webbie-HD MHS-PM1 wird deshalb in Österreich vorläufig nicht erhältlich sein.

Auch nach dem Flip sucht man hierzulande noch vergeblich. Geräte können zwar über ausländische Händler im Internet bezogen werden, der offizielle Österreich-Start des Erfolgsmodells ist nach Angaben von Cisco aber erst im November geplant. Bisher wird der Flip in Europa nur in Großbritannien angeboten.

Mit dem Creative Vado (auch in HD) und Kodaks Zi6 sind zwei Geräte in Österreich erhältlich. ORF.at-Anfragen bei den Herstellern zu Verkaufszahlen blieben bisher unbeantwortet.

Apples Entscheidung, auf dem Videomarkt mitmischen zu wollen, könnte die Pocket-Camcorder-Hersteller, vor allem aber den US-Marktführer Cisco unter Druck setzen. Ob das Filmen mit Mincamcordern und das Hochladen von spontan aufgenommenen Alltagsvideos mit dem neuen iPod-Modell auch in Österreich zum Volkssport wird, bleibt aber abzuwarten.

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