Platogo: Gaming-Netzwerk zum Mitgestalten
Die österreichische Social-Gaming-Plattform Platogo lädt ihre Nutzer nicht nur zum Spielen der angebotenen Flash-Games ein, sondern bietet auch die Möglichkeit, eigene Inhalte und Levels zu erstellen und diese anschließend zu teilen. Davon sollen die Spieler, die Community und die Entwickler gleichermaßen profitieren. ORF.at hat mit den Gründern gesprochen.
Spielen und kreativ sein gehörte schon immer zu den Leidenschaften der beiden Gründer des Gaming-Netzwerks Platogo (kurz für "Play together online"). Als es eines Tages regnete und das Ballspiel auf dem Schulhof ausfiel, setzten sich Jakob Sommerhuber und Florian Landerl an den PC und bauten das Spiel mit Hilfe einer Gaming-Software nach. Letztlich gab es drei Versionen des Squash-ähnlichen Ballspiels, das sich zu zweit am PC spielen ließ.
Am Dienstag erfolgte der Public-Beta-Launch der Plattform.
"Jeder kann seine eigenen Ideen einbringen"
Ein Jahrzehnt später, nach erfolgreich absolvierten Studien in den Bereichen Informatik und Medientechnologie, schrieben die beiden in Steyr aufgewachsenen Oberösterreicher Anfang 2008 in einem Kleinbüro in Wien den ersten Prototyp für das neuartige Social-Gaming-Portal, auf dem sich Spielefans und Spieleentwickler gleichermaßen austoben sollen und wo die vom Nutzer generierten Inhalte im Vordergrund stehen.
"Bei uns soll das Spielen Spaß machen, weil jeder seine eigenen Ideen einbringen kann. Es ist viel persönlicher, wenn meine Freunde mich auf meiner eigenen Rennstrecke schlagen können", so Sommerhuber, CEO von Platogo, gegenüber ORF.at und fügt hinzu: "Das Spiel lebt erst durch die Levels, die die User gebaut haben."
Auf Platogo können Nutzer nicht nur spielen, sondern auch selbst kreativ werden, indem sie eigene Levels für die angebotenen Spiele erstellen. "Dazu muss man keinen Code schreiben, sondern nur innerhalb der Spielmechanik neue Teile zeichnen", erklärt Sommerhuber. Bei einem Memory-Spiel könne man etwa seine eigenen Fotos auf der Rückseite der Karten platzieren, bei einem Jump-and-Run-Spiel könne man bestimmte Gegenstände verändern. "Level für ein neues Spiel zu bauen ist immer wieder ein Erlebnis und vor allem auch ein eigener, kreativer Prozess", so Sommerhuber.
Punkte für Kreativität, Gaming und soziale Interaktion
Die von den Nutzern generierten Levels können nach Fertigstellung sofort von anderen gespielt und bewertet werden. Für den Level-Erzeuger gibt es, wenn seine Kreation bei der Gemeinschaft gut ankommt, "Creative Points"."Damit wollen wir erreichen, dass 25 Prozent unserer User zumindest einmal ein eigenes Level bauen", so Sommerhuber.
Für denjenigen, der das neue Level erfolgreich spielt und bewertet, gibt es "Gaming Points" und "Social Points". Diese Punkte ergeben zusammen den "Platogo Score". Denn wie bei anderen Spieleportalen geht es auch bei Platogo darum, sich miteinander zu messen: einerseits mit der Gaming-Community, andererseits mit den eigenen Freunden.
Werbung und virtuelle Währung als Geschäftsmodell
Jede Woche werden die Nutzer mit den meisten Punkten belohnt. Der Hauptpreis wird von einem Sponsor gestiftet, der im Gegenzug auf der Website prominent vertreten sein wird. "Das ist eines unserer Werbekonzepte", meint Sommerhuber. Das Portal will sich künftig über Online-Werbeschaltungen in Form von Bannern und Videoclips, die als Vorspann vor den Spielen gezeigt werden, finanzieren.
Andererseits möchte man mit "Platogo Coins", einer eigenen virtuellen Währung, auch größere Anreize für die Spieleentwickler schaffen. "Unsere Entwickler werden an den Umsätzen direkt beteiligt. Bei der Werbung beteiligen wir sie mit bis zu 50 Prozent der Einnahmen, bei den Items, die mit den Platogo Coins gekauft werden, bekommen sie 70 Prozent," sagt Sommerhuber. Nutzer können gegen echtes Geld "Platogo Coins" erwerben. Damit lassen sich bestimmte Gegenstände in Spielen, etwa ein Tunnel bei "Veggie Snake", erwerben.
Flash-Games für das Spielen "zwischendurch"
Bisher gibt es auf der Social-Gaming-Plattform sechs verschiedene Browser-Games in Flash, fünf davon stammen von externen Entwicklern und wurden für Platogo eigens adaptiert. Die Spieleentwickler können direkt über eine offene Programmierschnittstelle bei Platogo andocken. Einmal pro Woche sollen neue Flash-Games veröffentlicht werden.
"Wir haben uns auf Flash-Games spezialisiert, weil wir in dieser Szene noch den Pioniergeist spüren. Es gibt kleine Entwicklerteams, die einfache, aber gute Spiele programmieren", erklärt Sommerhuber. "Außerdem werden wir selbst auch älter, da hat man weniger Zeit zum Spielen. Drei Stunden X-Box spielen pro Tag ist nicht mehr drin. Aber für ein rasches Spiel zwischendurch - so viel Zeit muss sein."
"Kinder haben das größte, kreative Potenzial"
Doch Platogo will nicht nur berufstätige Altgamer ansprechen. Die Spiele, die sich auf der Plattform wiederfinden, sind familienfreundlich und gewaltfrei. Nicht einmal Strichmännchen werden geköpft, und die Schlangen bekommen nur Gemüse und Obst zu fressen.
"Wir wollen die Gruppe der Kinder nicht ausschließen. Kinder haben immerhin das größte kreative Potenzial. Natürlich schlüpft man gerne in die Rolle des Bösen, aber es braucht nicht jedes Computerspiel Blut und Gewalt. Wir wollen auf Platogo stattdessen die kreative Betätigung fördern", erklärt Sommerhuber das Konzept des Portals. "Auch so mancher Spieleentwickler, mit dem wir es zu tun haben, ist unter 20."
Wie auch bei anderen Social Games, die auf Sozialen Netzwerken wie Facebook und MySpace angeboten werden, ermutigt Platogo die Spieleentwickler dazu, die Games ständig weiterzuentwickeln. "Wenn die Community ein Spiel gerne spielt, ist es auch für die Entwickler interessant, dass sie etwa ein neues Item einführt", gibt sich Sommerhuber überzeugt. Mit den neuen Gegenständen können Nutzer weitere Levels generieren, und das Spiel bleibt dadurch spannend.
Im Rahmen der Serie "Start-up-Geschichten" berichtet futurezone.ORF.at in loser Folge über innovative Web- und IT-Unternehmen mit Österreich-Bezug.
Virale Verbreitung via Facebook
Neben dem Generieren eigener Inhalte setzt Platogo stark auf die virale Verbreitung der Plattform. Via "Facebook Connect" lassen sich erzeugte Levels einfach ins Sozialen Netzwerk integrieren und direkt mit Freunden teilen. Auch das Einloggen auf Platogo mit dem eigenen Facebook-Log-in ist möglich. "Auf diese Art und Weise lassen sich in kurzer Zeit viele Leute erreichen", sagt Sommerhuber, der selbst begeisterter Facebook-Nutzer ist.
Das Portal wurde vor etwa 14 Tagen für ausgewählte Nutzer zum Testen freigeschaltet. Seither haben sich bereits 500 Spieler aus Ländern wie Indonesien, Thailand, Brasilien und Pakistan auf dem Portal registriert. Für eine stark wachsende Nutzerzahl sieht sich das mittlerweile sechsköpfige Platogo-Team gerüstet: Die Daten liegen auf einer Serverfarm in der Cloud. Damit lässt sich die Verteilung der Auslastung zwischen den einzelnen Servern optimieren, und bei Bedarf können weitere Hosts rasch hinzugefügt werden. "Wir werden sehen, wie sich das Portal weiterverbreitet", so Sommerhuber.
Mehr "Start-up-Geschichten":
(futurezone/Barbara Wimmer)