Sozialer Druck zum Sozialen Netzwerken
59 Prozent der heimischen Internet-User nutzen laut einer aktuellen Studie Soziale Netzwerke wie Facebook. Die Zahl der Neuzugänge wuchs in den vergangenen zwölf Monaten rasant. Grund dafür ist laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens marketmind auch, dass der soziale Druck, dabei zu sein, steige.
"Die Anzahl der neuen Nutzer von Sozialen Netzwerken ist im vergangen Jahr um zwölf Prozent gestiegen", sagte Studienleiter Gereon Friederes am Dienstag bei der Präsentation der Studie in Wien. "Die Wachstumsraten sind fast doppelt so hoch wie im internationalen Vergleich", rechnete Friederes vor.
"Auch der soziale Druck, dabei zu sein, steigt", so der Marktforscher. Vor allem Österreichs Jugendliche nutzen Soziale Netzwerke wie Facebook, MySpace und studiVZ aktiv. Bereits 82 Prozent der 14- bis 29-jährigen Internet-Nutzer sind dabei. Sie pflegen Freundschaften und nutzen die Portale vor allem zur Selbstdarstellung.
Immer mehr Internet-Nutzer machen mit
Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 57 Prozent, bei den 50- bis 60-Jährigen 34 Prozent. Die ältere Nutzergruppe sucht in den Online-Netzwerken gezielt nach Informationen. Diese Zahlen gehen aus der im Juli durchgeführten österreichweiten, repräsentativen Online-Befragung für die mobilkom austria hervor. Es wurden 500 Personen zwischen 14 und 60 Jahre befragt, die über einen Internet-Anschluss verfügen.
76 Prozent haben Datenschutzbedenken
Dabei sei es keineswegs der Fall, dass sich die Österreicher der Risiken, die Soziale Netzwerke mit sich bringen, nicht bewusst seien, so Friederes. 76 Prozent haben massive Bedenken hinsichtlich eines möglichen Datenmissbrauchs, 62 Prozent fürchten die Einsehbarkeit der Daten für Personalmanager, 57 Prozent sind sich dessen bewusst, dass dadurch viele persönliche Daten auch für andere zugänglich seien. Trotzdem wächst die Zahl der neuen Nutzer kontinuierlich. "Die Freunde erwarten es von einem", so Friederes.
Facebook in Österreich am beliebtesten
In Österreich ist Facebook am beliebtesten und am bekanntesten. 86 Prozent der Österreicher kennen es, 42 Prozent nutzen es. MySpace liegt mit 66 Prozent Bekanntheitsgrad hinter dem österreichischen Portal SMS.at, das 69 Prozent kennen. 25 Prozent der Österreicher nutzen SMS.at, 18 Prozent MySpace.
Durchschnittlich 70 Freunde
Auch die Häufigkeit der Nutzung von Facebook wurde untersucht: 36 Prozent nutzen das Portal zumindest einmal wöchentlich, im internationalen Vergleich sind es nur 23 Prozent. Die Österreicher sind beim Akzeptieren von Freunschaftsanfragen allerdings zurückhaltender als der Rest der Welt: Der durchschnittliche österreichische Facebook-Nutzer hat 70 Freunde, während es international 120 sind.
"Für viele sind Soziale Netzwerke einfach eine neue Art des Kaffeehauses, ein Raum, wo man sich mit Menschen unterhält, die man kennt", so Stephan Humer, Diplomsoziologe an der Universität der Künste Berlin.
Ametsreiter: "Wir verbieten die Nutzung nicht"
In vielen österreichischen Unternehmen ist der Zugriff auf Soziale Netzwerke bereits gesperrt. Nicht so bei der mobilkom austria: "Wir verbieten die Nutzung in unserem Konzern nicht. Es zählen die Ergebnisse. Ob jemand nebenbei im Facebook unterwegs ist, ist mir egal, sofern die Arbeit dadurch nicht beeinträchtigt wird", so Hannes Ametsreiter, Vorstandsvorsitzender der mobilkom austria und Telekom Austria.
Handy als Medienplattform der Zukunft
"Soziale Netzwerke gehören zu den derzeit spannendsten Entwicklungen", so Ametsreiter, der davon überzeugt ist, dass das Handy die Medienplattform der Zukunft wird und das Soziale Netzwerken künftig mit mobiler Kommunikation zusammenwachsen wird.
30 Prozent der Österreicher wollten derzeit bereits Soziale Netzwerke via Handy aufrufen. "Da sind wir allerdings erst am Anfang", so Ametsreiter. Längerfristig werde es immer mehr Mobiltelefone und Smartphones geben, mit denen sich Menschen auch unterwegs im Netz mit Freunden austauschen können.
Bedeutung von Sozialen Netzwerken wächst
Fast zwei Drittel der Österreicher gehen davon aus, dass die Bedeutung von Sozialen Netzwerken weiter wachsen wird. Klassische Kommunikationskanäle wie das persönliche Gespräch, E-Mail, Anruf und SMS leiden vorerst nicht unter dem Online-Netzwerken. Im Gegenteil: "Sobald Soziale Netzwerke im Spiel sind, verstärkt sich auch die soziale Interaktion über andere Kommunikationskanäle", so Friederes.