Bewerbungsunterlagen bei eBay versteigert
Laut einem Bericht sind in Deutschland Hunderte Bewerbungsunterlagen mit Fotos, Lebensläufen und Zeugnissen bei eBay versteigert worden. Datenschützer schlagen Alarm.
Ein Schreibwarenhändler aus Deutschland ersteigerte einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" zufolge 500 angeblich leere gebrauchte Bewerbungsmappen für zehn Euro im Internetauktionshaus eBay. Die Mappen hätten aber persönliche Daten wie Bewerbungsfotos, Lebensläufe und Zeugnisse von Hunderten Menschen enthalten, die sich bei einer Frankfurter Firma beworben hatten.
Identitätsdiebstahl möglich
Der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert sagte zu dem Blatt: "Was hier passiert ist, ist definitiv illegal." Bewerbungsschreiben seien hochsensible Unterlagen, die nicht an Dritte weitergegeben werden dürften. "Mit der Vielzahl persönlicher Daten können Kriminelle im großen Stil Identitätsdiebstahl betreiben", sagte er dem Blatt.
Die Unterschriften, Fotos und Adressen könnten für illegale Geschäfte genutzt werden. Bewerbungsunterlagen müssten immer entweder zurückgeschickt oder vernichtet werden, so Weichert. Die Verantwortung für die Datensicherheit trage der Geschäftsführer der Firma, an die die Bewerbungsunterlagen gerichtet waren.
Unterlagen an die Datenschutzabteilung
Doch "wir erleben sehr oft, dass sich bei Firmenauflösungen niemand um die Mitarbeiterdaten kümmert". Laut Bundesdatenschutzgesetz seien Strafen bis zu 300.000 Euro möglich.
EBay teilte am Freitag mit: "Anhand der Artikelbeschreibung war nicht zu erkennen, dass es sich hierbei um Mappen handelt, die noch Bewerbungsunterlagen enthalten." Wenn eBay dies gewusst hätte, wäre das Angebot wegen Verstoßes gegen den Datenschutz "von uns selbstverständlich unverzüglich gelöscht worden".
Die Zeitung kündigte an, die Kiste mit den Unterlagen der Datenschutzabteilung des Regierungspräsidiums Darmstadt zu übergeben. Dort war sie am Freitagvormittag noch nicht eingetroffen, so der Sprecher des RP Darmstadt, Dieter Ohl.
"Wir sind gestern darüber informiert worden, dass Unterlagen kommen sollen. Wir warten jetzt darauf", meinte er. Vor einer Bewertung müssten diese aber erst geprüft werden. Der ehemalige Geschäftsführer der betroffenen Firma war laut "Frankfurter Rundschau" trotz diverser Kontaktversuche nicht erreichbar.
Forderung nach restriktiverem Datenschutz
Die Piratenpartei erklärte, der Fall zeige, "wie wichtig es ist, das Bewusstsein im Bereich Datenschutz zu schärfen, damit jeder Bürger und jedes Unternehmen verantwortungsvoll mit persönlichen Daten umgehen". Parteisprecher Thorsten Wirth sagte der Zeitung: "Die Staatsanwaltschaft muss eingeschaltet werden. Wir fordern restriktiveren Datenschutz und mehr Macht und Befugnisse für Datenschützer."
(APA/AP/dpa)