CD-Platine als Musikinstrument
Der US-amerikanische Musiker Mat Moldover hat sich für die Veröffentlichung seines neuen Albums etwas Außergewöhnliches einfallen lassen: Seine CD erschien zusammen mit einer Platine, die selbst als Musikinstrument eingesetzt werden kann. Auf der Platine befindet sich ein selbst gebautes Licht-Theremin. ORF.at sprach mit dem Künstler über die Hintergründe der Erfindung.
"Derzeit fühle ich mich eher wie ein Elektronikhersteller als wie ein Musiker", beschreibt Mat Moldover aus San Francisco gegenüber ORF.at seine derzeitige Tätigkeit. Mehrere Stunden täglich baut er selbst Platinen zusammen, die mit einem Licht-Theremin (auch: Foto-Theremin) ausgestattet sind. Die Platinen sendet er dann, zusammen mit der CD seines neuen Albums, in herkömmliche CD-Hüllen gesteckt an seine Kundschaft.
Seit knapp einem Monat sind die "Awesome Edition" und die "Pocket Edition" von Moldovers Album, die beide das selbst gemachte Musikinstrument beinhalten, käuflich zu erwerben. Wartezeiten von bis zu vier Wochen sind bei dem Extrastück Handarbeit allerdings üblich, mehrere hundert Stück hat der Künstler in den letzten Wochen bereits angefertigt und verschickt.
"Wollte etwas Außergewöhnliches kreieren"
Doch es waren weder die Aussicht auf gesteigerte Musikverkäufe noch der virale Marketing-Effekt der Aktion - das dazugehörige YouTube-Video wurde bereits 200.000-mal angeklickt - die Moldover dazu gebracht hatten, seinem Album ein eigenes Musikinstrument beizufügen.
"Ich bin seit meiner Schulzeit ein großer Fan der Band Tool. Die Band hat ihren CDs jedes Mal ein außergewöhnliches Cover-Artwork beigefügt. Das hat mich inspiriert. Ich wollte etwas Außergewöhnliches kreieren", erzählt Moldover.
Einfaches, rasch erlernbares Instrument
Als sein Freund Josef Martin anfing, seine Visitenkarten zusammen mit einer blinkenden Platine zu verteilen, entwickelte Moldover die Idee weiter, um auch für sein CD-Cover eine Leiterplatte als Basis zu verwenden. "Ich wollte ein einfaches Instrument bauen, welches interaktiv reagiert und schnell zu erlernen ist. Die Leute müssen die Sounds sofort verändern können. Dafür eignet sich Licht besonders gut. Sobald man die Hand bewegt, ändert sich der Sound", erklärt Moldover die Grundfunktionsweise seines Instruments.
Moldovers Licht-Theremin funktioniert ähnlich wie ein herkömmliches Theremin, welches berührungsfrei gespielt wird - wer damit musiziert, hält einfach seine Hand in das elektromagnetische Feld, das von dem Gerät - in seiner klassischen Variante - erzeugt wird, und kann Tonhöhe und Lautstärke per Hand verändern. Das elektronische Musikinstrument wurde vom russischen Physikprofessor Lev Sergejewitsch Termen im Jahre 1919 erfunden. "Ich habe selbst erst einmal ein Theremin gespielt", so Moldover.
Zwei Sensoren, ein Knopf und Licht
Seine Version eines Licht-Theremins, die Moldover gemeinsam mit dem Elektroingenieur Martin entwickelte, verwendet anstelle des vom Original-Theremin erzeugten magnetischen Felds eine Fotozelle als berührungslose Benutzerschnittstelle. Zusätzlich wurde auf der Platine ein Einschaltknopf eingebaut, der auch dazu verwendet werden kann, verschiedene Begleitrhythmen zu aktivieren. Auf der Platine befinden sich zudem zwei eingebaute Sensoren, die die Tonhöhe und Schwingungen beeinflussen.
"Man kann damit viele kreative Ideen umsetzen und auch professionell arbeiten", so der Künstler. "Wenn man es in einer passenden Umgebung mit kontrolliertem Licht einsetzt, etwa in einem Raum, in dem man mehrere Tischlampen mit einem mechanischem Arm gezielt auf- und abdreht, erzielt man interessante Ergebnisse. Außerdem ist es gut zum Scratchen", fügt Moldover hinzu.
Mit dem Licht-Theremin selbst kreativ werden
Moldover, der selbst regelmäßig "Controller"-Workshops abhält und sein Wissen gern mit anderen teilt, möchte mit dem neuen Musikinstrument Menschen inspirieren, selbst kreativ zu werden. "Musiker können das Instrument in ihre eigenen Songs einbauen, oder es zu meinem Album spielen. Man kann auch Beethoven-Symphonien damit aufnehmen, wenn man will, das bleibt jedem selbst überlassen."
Die ganze Entwicklung der Platine habe zusammen mit der Integration des Cover-Artworks rund sechs Monate gedauert, erzählt der Künstler aus San Francisco. Die Platine ist zudem optisch originell gestaltet: Die Tracklist mit insgesamt zehn Song-Titeln ist mit LEDs verbunden, die Teil der Platine sind.
"Album wird nicht aussterben"
Zehn Song-Titel, die zu zehn Songs gehören, die zusammen ein Album ergeben. Doch hat das Album als Format im iPod-Zeitalter nicht längst ausgedient? "Jeder sagt mir, dass heutzutage keiner mehr Alben hört. Für mich ist das Hören von ganzen Alben aber eine mächtige emotionelle Erfahrung. Auch mit meinem eigenen Album möchte ich Leute auf einer tiefgründigen Ebene erreichen. Ich glaube nicht, dass das Album aussterben wird, auch wenn es derzeit etwas unpopulär geworden ist", so Moldover.
Mit dem seinem Album beigefügten Instrument sorgt der Künstler auf jeden Fall für Gesprächsstoff in der Musikgemeinde im Netz. Auch wer zuvor noch nie von Moldover gehört hat, wird sich durch dieses zusätzliche, analoge Feature das gesamte Album anhören - und eventuell auch kaufen. Ein YouTube-Nutzer etwa schreibt als Kommentar unter Moldovers Licht-Theremin-Videos: "Das (Instrument, Anm.) hat mich ernsthaft davon abgehalten, das Album gratis runterzuladen. So gehört es gemacht."
(futurezone/Barbara Wimmer)